Charlie, ein lebende Legende

Charlie Chaplin, die Quelle für Phantasie und Inspiration, ist lebendig wie je zuvor. Das jedenfalls glaubt man, wenn man dem Charlie Chaplin der ufa-Fabrik bei seiner künstlerischen Betätigung zuschaut. Mit viel Liebenswürdigkeit, gespielter Verlegenheit und jeder Menge Charme, nimmt er Kinder und Erwachsene mit auf eine ganz besondere Reise.

Wir treffen Claus Josef Richter – ganz ohne Maske- in der ufa-Fabrik. Claus Richter ist sehr zugewandt, lacht und schmunzelt gerne. Der Künstler grenzt sich von anderen Imitatoren ab und zeigt, wie unbeholfen sie watscheln und dann glauben Charlie Chaplin darzustellen. Charlie, wie Claus von seinen Freunden genannt wird, zeigt, wie der wahre Charlie geht. Ja, das ist das wirklich Besondere und man versteht sofort, warum Claus Richter der Charlie Chaplin aus Berlin geworden ist.

100 Jahre ist es her, wo der frühe Hollywood-Star von Stummfilmkomödien, Charles Spencer Chaplin, seine bekannteste Rolle als „Vagabund“ und Landstreicher „The Tramp“ mit viel würdevoller Haltung kreierte. Am 16. April 2014 wäre der britische Komiker, Schauspieler, Regisseur, Komponist und Produzent 125 Jahre alt geworden.

Charlie im „Auftrag der Sinne“ und die Clown-Schule

Charlie aus Berlin, der Ende des Jahres 60 Jahre alt wird, gehört zu den Ur-ufa-Fabrik-Recken, die das ehemalige Tempelhofer Grundstück vom UFA-Kopierwerk 1979 friedlich besetzten.


Claus Richter und Juppy
Claus Richter kommt, so wie der ufa-Fabrik-Impresario Juppy, aus Trier und hat circa 20 Jahre in der alternativen Szene gewohnt. Von seiner in der Nähe liegenden Wohnung kann Claus „Charlie“ oft zu seinen Freunden gehen.


Charlie mit Wowie - Klaus und Klaus -... zum 30. jährigen Jubiläum (re. Rudolf Brünger und Sigrid Niemer von der ufa-Fabrik)
Claus Josef Richter ist, wie er betont, „im Auftrag der Sinne“ unterwegs. Als Clown und Charlie Chaplin wird er bei Kindergeburtstagen, Betriebsfesten, Wohltätigkeitsveranstaltungen und anderen besonderen Anlässen gebucht.

Als Erstes erzählt Claus von dem Projekt der Clownschule für Kinder. In dieser Woche waren Schülerinnen und Schüler der Nahariya-Schule aus Lichtenrade zu einem Kindercamp in der ufa-Fabrik. „Es ist immer wieder erstaunlich, was die Kinder leisten können,“ erzählt Claus Richter. Er freut sich schon auf den letzten Tag, an dem die Kinder ihre Künste in der Schule öffentlich präsentieren. Charlie Claus Richter wird dabei sein und zum Abschluss den Charlie Chaplin zum Besten geben.

Wie fing alles an

Die Besetzer der ufa-Fabrik wollten etwas Künstlerisches auf die Beine stellen und gründeten den ufa-Circus. Claus Richter spielte im Circus-Orchester das Saxofon, bis eine Lungenentzündung seiner musikalischen Laufbahn erst einmal ein Ende setzte. Er arbeitete als Circusarbeiter mit „Blaumann“, Turnschuhen und Kappe. Beim Auf- und Abbau galt es immer etwas Komisches herauszuholen: „Keinen Gag, keinen Lacher verschenken war die Devise!“ Damals schlüpfte Claus Richter schon in einige komische Rollen und jonglierte dabei. Als er dann seine Lungenentzündung auskuriert hatte, wurde er zum Clown mit dem Saxofon. Dabei klebte er sich schon ein kleines Oberlippenbärtchen an, wie das von Onkel Willi aus dem Saarland.

Vom Musiker zu Charlie Chaplin

1981 wurde in der ufa-Fabrik das alte ufa-Kino wieder als neuer Ort der Kultur eröffnet. Leinwandstars der UFA sollten zu den Feierlichkeiten imitiert werden und so alte Zeiten wieder lebendig werden. Die Wahl fiel schnell auf „Charlie“. Er sollte, nach Meinung der Freunde, dabei sein und den Stummfilmstar Charlie Chaplin imitieren. Nur drei Tage Vorbereitungszeit, beim Trödler zu große Schuhe, Stock und Hut kaufen. Die Angst saß Claus Richter dann doch in den Knochen. Denn der richtige Charlie Chaplin war ein Perfektionist und das Vorbild vieler Clowns und Komödianten.

Jedenfalls war das ufa-Kino ausverkauft, Charlie kam kräftig ins Schwitzen und dann ging es auf die Bühne. Die Angst vor den Auftritten gehörte lange Zeit dazu.

Nach der Premiere wurde die Videoaufzeichnung genau studiert. Claus konnte kaum hinschauen und entdeckte viele Unzulänglichkeiten: „Die Perfektion geißelt mich, quält mich. Die ewige Unzufriedenheit beginnt: meine Mimik wechselt zu oft, zu verkrampft, das charmante Lächeln, das Charlie auszeichnet, sitzt noch nicht.“ Charlie ist unzufrieden mit der Größe des Schnurrbarts und vielen Kleinigkeiten, die Charlie so groß gemacht haben. Es waren tausende Stunden, die für das Üben notwendig waren. Neben dem komischen Watschelgang, der auch von viel Rhythmus im Blut zeugte, sollten so ganz nebenbei akrobatische Kunststückchen scheinbar beiläufig eingebaut werden. Es galt viele Filme anzuschauen und die wesentlichen und typischen Bewegungen zu üben, üben und nochmals zu üben.

Charlie Chaplin aus Berlin hat eigene Ideen!

Claus schreibt in einem Bericht von der Komplexität des Bewegungsablaufs: „Beispielsweise die Drehung in die andere Richtung, tausendmal wiederholt, den rechten Fuß hoch, hinter´s andere Bein, von der Wade in einem Schwung runter zur rechten Ferse, und auf dem Fußballen gleichzeitig die Drehung nach links vollziehen; der Rest des Körpers folgt einer fließenden Bewegung.“ Charlie sollte durch die Geschichte spazieren und förmlich schweben.

Obwohl diese Grundhaltung sehr anstrengend ist, sollte es sehr leicht und zufällig aussehen. Für den Künstler Claus „Charlie“ war immer der Erfolg, der Beifall und das Lachen des Publikums wichtig: „Ich hätte sonst längst aufgegeben.“ Geholfen hat Claus Richter die Einstellung, dass er in der Rolle des Tramps der eigenen Phantasie und Persönlichkeit Gestalt geben kann. So versuchte er gar nicht bestimmte Nummern von Chaplin zu kopieren, sondern mit eigenen Ideen seine staunenden Zuschauer zu fesseln. Es ist wunderbar anzusehen, wenn Charlie Richter den hilflosen, genervten oder verlegenen Tramp spielt. Das verlegene Schulterzucken, der Griff an den Hosenboden oder das lüpfen des Hutes: als Zuschauer fühlt man sich in die „gute alte“ Stummfilmzeit gebeamt.

Für Claus „Charlie“ Richter ist das Lachen der Kinder immer besonders wichtig. Er weiß, dass er den dabei Kleinen nicht so nah auf die Pelle rücken darf: „Sie lieben die Tollpatschigkeit, den Sinn für Gerechtigkeit und die respektlose Haltung.“ Für Claus ist Charlie Chaplin, der Tramp und Vagabund, faszinierend. Unvergessen ist sein Werk: „Ohne Sprache, global; das Lachen der Verständigung!“

Die Verwandlung ist wichtig

Für Claus ist die Verwandlung zum Charlie ein sehr wichtiger Akt. Stimmt alles bei der Maske? Puder, die Brauen und besonders der Bart müssen stimmen. Komisch muss es sein, die Kontraste für den Schwarz/Weiß-Star sind wichtig, um die Gesichtszüge zu betonen. Für Claus Richter ist Charlie nach wie vor eine unvergessliche Erscheinung: „Unkompliziert und einprägsam von Kopf bis Fuß.“

Ein Highlight war für Claus Richter 1989 die Friedens (Mir)-Karawane, die auch auf dem Roten Platz in Moskau halt gemacht hat. Auch ein sogenanntes „Stummsical“ mit den Akkordeon-Ensemble Harmonie hat ihm viel Freude gemacht. Mit Freunden hat er einen nicht öffentlichen Film gedreht, der den Charlie der Neuzeit abbildet. Das sind genau die Projekte, die Charlie Richter richtig Freude bereiten. Nach seinen Träumen für die Zukunft gefragt, erzählt Charlie von einem eigenen Programm, das ihm vorschwebt. Pantomime, Kabarett, eigene Gedichte: all diese Fassetten könnten Bestandteil des Programms sein. Wir hoffen, dass wir Bestandteil und Zuschauer seiner Träume werden dürfen.

Wir sagen nichts, es ist ja Stummfilmzeit, und freuen uns über jeden Auftritt von Charlie aus Tempelhof.

Thomas Moser


ALLE Fotos: Thomas Moser BerLi-Press


 

 

Berliner Morgenpost: LINKWürdevolle Feierlichkeiten

100 Jahre Rathaus Schöneberg. Die Glocken von den Jubiläumsfeierlichkeiten sind verklungen und der normale Alltag kehrt wieder in das Stammhaus vom Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg ein.

1914 konnte im neuen Rathaus der Stadt Schöneberg der Betrieb aufgenommen werden. Seit 1949 war das Rathaus nicht nur West-Berliner Regierungssitz sowie Amtssitz des Regierenden Bürgermeisters und der alliierten Verbindungsoffiziere, sondern auch der Tagungsort des Abgeordnetenhauses. Die Freiheitsglocke, ein Geschenk des amerikanischen Volkes, war und ist noch heute ein sicht- und hörbarer Beweis für den Freiheitswillen der geteilten Stadt. Unvergessen die Worte vom amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy: „Ich bin ein Berliner!“

Fotoausstellung und Festveranstaltung

Neben einer besonders schönen Fotoausstellung und einem bleibenden Fotoband, lud die Bezirksverordnetenvorsteherin Petra Dittmeyer und die Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler zu einer Festveranstaltung in den Willy-Brandt-Saal vom Rathaus Schöneberg ein.


Den musikalischen Auftakt bot dabei der Chor „Schöneberger-Klang-Körper“, von der bezirklichen Musikschule Leo Kestenberg, und bestätigte kraftvoll: „Es gibt nur ein Berlin…!“

Bezirksbürgermeisterin Schöttler zeigte in einem ausführlichen Rückblick die wechselvolle Geschichte des Hauses auf und die Vorsteherin der BVV, Petra Dittmeyer, betonte den Freiheitswillen der Berliner beim Besuch von John F. Kennedy im Jahr 1963.

Die Festrede hielt John B. Emerson, der Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika. Er ging auf die Besonderheit des Hauses im Zusammenhang mit dem Präsidentenbesuch ein und gab auch einen Überblick über weltpolitische Geschehnisse aus Sicht der USA.

Die ehemaligen Bürgermeister erzählten

Besonders interessant war dann das Zeitzeugengespräch der ehemaligen Regierenden Bürgermeister von Berlin, Eberhard Diepgen und Walther Momper.

Wohltuend der politische Abstand der Bürgermeister a.D., die Abseits von tagespolitischen Machtkämpfen einen persönlichen Einblick in einige historische Erlebnisse gaben. Spannend das Verhältnis zu den Alliierten, die im Rathaus Schöneberg auch ihr Büro hatten, oder die Treffen mit Erich Honecker, der als mächtigster politischer Vertreter der ehemaligen DDR offensichtlich nicht über den Alltag der Bürger informiert war. Enttäuscht äußerten sich die ehemaligen Regierenden Bürgermeister über den Willy-Brand-Saal, da zu Zeiten der Abgeordnetenhaussitzungen dieser Raum wesentlich prächtiger war.


Botschafter John B. Emerson, Eberhard Diepgen, sowie Walter Momper, trugen sich in das goldene Gästebuch ein und erhielte kleine Gastgeschenke. Die frisch geprägte Gedenkmünze und der Fotoband zum Rathausjubiläum können jetzt auch von den Bürgerinnen und Bürgern erworben werden.

Die Bilder der Fotoausstellung wurden als Ausklang mit einer Saxofon-Interpretation von Gert Anklam untermalt.

Zur Festveranstaltung kamen der Präsident des Abgeordnetenhauses Ralf Wieland, die Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen, Dilek Kollat, die ehemaligen Bezirksbürgermeister, Bundestagsabgeordnete, Abgeordnete des Abgeordnetenhauses, Mitglieder der Bezirksverordnetenversammlung und ausgeloste Bürgerinnen und Bürger. Circa 200 Gäste konnten sich an der würdevollen Veranstaltung erfreuen.


In der Brandenburghalle gab es einen abschließenden Empfang, auf dem die Bezirksbürgemeisterin Angelika Schöttler die Geburtstagstorte, in Form des Rathauses, anschnitt.

Konzert zum Abschluss der Feierlichkeiten

Zum Abschluss der Feierlichkeiten überraschten, am Sonntag nach dem Festakt, fünf Musiker mit einer Auftragkomposition das Open-Air-Publikum vor dem Rathaus Schöneberg.


Das Motto lautete: „GlockenKlang - Freedom Bells & Wisdom Voices“. Die Musiker Steve Schroyder, er gilt als Pionier der Elektronischen Musik und wirkte bei Tangerine Dream mit, Klangkünstler Wolfgang Spyra und Udo P. Leis, sowie die Musiker B. Ashra und Rainer von Vielen haben sich speziell für dieses Konzert zusammengefunden und ein, im wahrsten Sinne des Wortes, einmaliges Stück aufgeführt.

Viel geschmackvolle elektronische Musik wurde durch den Klang von drei großen Glocken ergänzt, die mal geschlagen und mal fast nur gestreichelt wurden. Beim Konzert für Notglocken, Elektronik und Voices spielte die Freiheitsglocke eine gewichtige Rolle, als sie zum Abschluss der Veranstaltung gegen 21 Uhr ihren bekannten Glockenschlag erklingen ließ.

Circa 500 musikinteressierte Bürger waren gekommen und freuten sich auch über das mit Scheinwerfern geschmackvoll illuminierte Rathaus.


Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler bedankte sich bei den Mitwirkenden.

Ein gelungener und ganz besonderer Höhepunkt der Veranstaltungsreihe, rund um das 100. Geburtstag vom Rathaus Schöneberg.

Thomas Moser (auch alle Fotos)

Weitere Fotos vom Festakt und Konzert...









Weitere Fotos vom Konzert




Alle Fotos: Thomas Moser BerLi-Press


 

100 Jahre Rathaus Schöneberg. Die Glocken von den Jubiläumsfeierlichkeiten sind verklungen und der normale Alltag kehrt wieder in das Stammhaus vom Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg ein.

1914 konnte im neuen Rathaus der Stadt Schöneberg der Betrieb aufgenommen werden. Seit 1949 war das Rathaus nicht nur West-Berliner Regierungssitz sowie Amtssitz des Regierenden Bürgermeisters und der alliierten Verbindungsoffiziere, sondern auch der Tagungsort des Abgeordnetenhauses. Die Freiheitsglocke, ein Geschenk des amerikanischen Volkes, war und ist noch heute ein sicht- und hörbarer Beweis für den Freiheitswillen der geteilten Stadt. Unvergessen die Worte vom amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy: „Ich bin ein Berliner!“

Fotoausstellung und Festveranstaltung

Neben einer besonders schönen Fotoausstellung und einem bleibenden Fotoband, lud die Bezirksverordnetenvorsteherin Petra Dittmeyer und die Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler zu einer Festveranstaltung in den Willy-Brandt-Saal vom Rathaus Schöneberg ein.


Den musikalischen Auftakt bot dabei der Chor „Schöneberger-Klang-Körper“, von der bezirklichen Musikschule Leo Kestenberg, und bestätigte kraftvoll: „Es gibt nur ein Berlin…!“

Bezirksbürgermeisterin Schöttler zeigte in einem ausführlichen Rückblick die wechselvolle Geschichte des Hauses auf und die Vorsteherin der BVV, Petra Dittmeyer, betonte den Freiheitswillen der Berliner beim Besuch von John F. Kennedy im Jahr 1963.

Die Festrede hielt John B. Emerson, der Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika. Er ging auf die Besonderheit des Hauses im Zusammenhang mit dem Präsidentenbesuch ein und gab auch einen Überblick über weltpolitische Geschehnisse aus Sicht der USA.

Die ehemaligen Bürgermeister erzählten

Besonders interessant war dann das Zeitzeugengespräch der ehemaligen Regierenden Bürgermeister von Berlin, Eberhard Diepgen und Walther Momper.

Wohltuend der politische Abstand der Bürgermeister a.D., die Abseits von tagespolitischen Machtkämpfen einen persönlichen Einblick in einige historische Erlebnisse gaben. Spannend das Verhältnis zu den Alliierten, die im Rathaus Schöneberg auch ihr Büro hatten, oder die Treffen mit Erich Honecker, der als mächtigster politischer Vertreter der ehemaligen DDR offensichtlich nicht über den Alltag der Bürger informiert war. Enttäuscht äußerten sich die ehemaligen Regierenden Bürgermeister über den Willy-Brand-Saal, da zu Zeiten der Abgeordnetenhaussitzungen dieser Raum wesentlich prächtiger war.


Botschafter John B. Emerson, Eberhard Diepgen, sowie Walter Momper, trugen sich in das goldene Gästebuch ein und erhielte kleine Gastgeschenke. Die frisch geprägte Gedenkmünze und der Fotoband zum Rathausjubiläum können jetzt auch von den Bürgerinnen und Bürgern erworben werden.

Die Bilder der Fotoausstellung wurden als Ausklang mit einer Saxofon-Interpretation von Gert Anklam untermalt.

Zur Festveranstaltung kamen der Präsident des Abgeordnetenhauses Ralf Wieland, die Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen, Dilek Kollat, die ehemaligen Bezirksbürgermeister, Bundestagsabgeordnete, Abgeordnete des Abgeordnetenhauses, Mitglieder der Bezirksverordnetenversammlung und ausgeloste Bürgerinnen und Bürger. Circa 200 Gäste konnten sich an der würdevollen Veranstaltung erfreuen.


In der Brandenburghalle gab es einen abschließenden Empfang, auf dem die Bezirksbürgemeisterin Angelika Schöttler die Geburtstagstorte, in Form des Rathauses, anschnitt.

Konzert zum Abschluss der Feierlichkeiten

Zum Abschluss der Feierlichkeiten überraschten, am Sonntag nach dem Festakt, fünf Musiker mit einer Auftragkomposition das Open-Air-Publikum vor dem Rathaus Schöneberg.


Das Motto lautete: „GlockenKlang - Freedom Bells & Wisdom Voices“. Die Musiker Steve Schroyder, er gilt als Pionier der Elektronischen Musik und wirkte bei Tangerine Dream mit, Klangkünstler Wolfgang Spyra und Udo P. Leis, sowie die Musiker B. Ashra und Rainer von Vielen haben sich speziell für dieses Konzert zusammengefunden und ein, im wahrsten Sinne des Wortes, einmaliges Stück aufgeführt.

Viel geschmackvolle elektronische Musik wurde durch den Klang von drei großen Glocken ergänzt, die mal geschlagen und mal fast nur gestreichelt wurden. Beim Konzert für Notglocken, Elektronik und Voices spielte die Freiheitsglocke eine gewichtige Rolle, als sie zum Abschluss der Veranstaltung gegen 21 Uhr ihren bekannten Glockenschlag erklingen ließ.

Circa 500 musikinteressierte Bürger waren gekommen und freuten sich auch über das mit Scheinwerfern geschmackvoll illuminierte Rathaus.


Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler bedankte sich bei den Mitwirkenden.

Ein gelungener und ganz besonderer Höhepunkt der Veranstaltungsreihe, rund um das 100. Geburtstag vom Rathaus Schöneberg.

Thomas Moser (auch alle Fotos)

Weitere Fotos vom Festakt und Konzert...









Weitere Fotos vom Konzert




Alle Fotos: Thomas Moser BerLi-Press


 

Ein Rathaus präsentiert sich selbst in einer Fotoausstellung. 100 Jahre sind Grund genug, sich die geheimnisvollen Orte im Rathaus Schöneberg näher anzuschauen.

Das jedenfalls hat sich der Fotograf Volker Wartmann gedacht, als er über mehrere Monate mit seiner Kamera die besonderen Orte näher erkundete und aus besonderen Perspektiven abbildete. Nicht jeder Besucher kommt überall hin, aber es gibt auch viele öffentliche Ecken, die die Schönheit des Rathauses ausmachen.

Herausgekommen ist eine wunderbare Fotoausstellung, die einen ganz besonderen Fokus auf dieses denkmalgeschützte Haus wirft. In einer alten getäfelten Telefonzelle steht verlassen das Porträt des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, der in diesem Haus einige Jahre als Regierender Bürgermeister residierte. Volker Wartmann kann sich noch gut an den Tag erinnern, an dem er dieses Bild fand. Zwei Stunden ging er durchs Rathaus und fand kein Motiv. Durch Zufall machte er dann die Tür zur alten Telefonzelle auf und fand das Weizsäcker-Foto. Dies, in Kombination mit einem einfachen dort stehenden Papierkorb, war für Volker Wartmann ein besonderer Glücksfall. Ein anderes schönes Motiv ist der große künstliche Adventskranz, der im ehemaligen Tresor der Stadtkasse auf seinen Einsatz für die Weihnachtszeit wartet.

Die ehemalige Bierstube im Rathaus mit Alt-Bundespräsident Theodor Heuss

Das Fotokunstprojekt ist aus Mitteln der Dezentralen Kulturarbeit des Bezirkes Tempelhof-Schöneberg gefördert worden.

So ließ es sich die Kulturstadträtin und Stellvertretende Bürgermeisterin Jutta Kaddatz auch nicht nehmen, die Gäste bei der Ausstellungseröffnung im Rahmen der Feierlichkeiten zum Rathausjubiläum zu begrüßen. Spannend fand sie ein Bild aus dem Vorraum der Brandenburghalle, wo sich über die Jahre -kaum wahrnehmbar- auf einer alten Tapete graue Flecken in Kopfhöhe gebildet haben. Kaddatz sieht dies als Zeugnis davon, dass dort viele Menschen am Rande von Sitzungen gesessen und heiß diskutiert und beraten haben.

Das Lieblingsbild von Kaddatz ist die Abbildung der Fresken in der Bierstube. „Ich wusste gar nicht, dass in diesem Hause eine ehemalige Bierstube existiert.“ In diesem verschlossen Raum vor der Kantine, der auch als Trinkhalle bezeichnet wird, sind Original-Fresken von 1929 zu sehen. Abgebildet ist der erste Bundespräsident Theodor Heuss, der seit 1920 auch Bezirksverordneter in Schöneberg war. Unter dem Fresko der Tafelrunde steht das Motto: „Hart für das Wohl der Gemeinde befehden sich oben die Geister. Unten versöhnt sie des Weins Frieden gebietender Geist.“

Der Blick hinter die Kulissen

Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler eröffnet die Ausstellung, die noch bis zum 27. April 2014 im Foyer vom Rathaus Schöneberg geöffnet ist.

Angelika Schöttler würdigt die Fotos, die nicht nur das übliche Klischee bedienen: „ Es ist ein ganz besonderer Blick im Rathaus und auf das Rathaus.“ Angelika Schöttler findet auch die „anderen Blickwinkel“ und das widersprüchliche der Räume und Gänge spannend. Der „Blick hinter die Kulissen“ ist faszinierend gelungen. So ist Angelika Schöttler auch von dem Bild angetan, wo der Rathausturm aus einer Aktenkammer heraus aufgenommen wurde.

Zur Ausstellungseröffnung kamen auch die ehemaligen Bezirksbürgermeister Michael Barthel, Rüdiger Jakesch (Foto v.l.n.r) und Dieter Hapel.



Für die musikalische Untermalung sorgte Gert Anklam, der mit seinen Saxofon-Inspirationen den Glockenklang der Freiheitsglocke in die Ausstellung trug.

Einfache Sitzecken und Regierende Bürgermeister

Fotograf und Journalist Volker Wartmann, Jahrgang 1964, fing mit der Kamera einfache Sitzecken, Gardrobenständer vor historischen Beschriftungen, Archivräume mit Ordneransammlungen, das ehemalige Kino und die alte getäfelte Verwaltungsbibliothek ein.

Plaudert mit Besuchern: Volker Wartmann nach der Ausstellungseröffnung
Für Wartmann war es spannend Räume zu sehen und zu fotografieren, die er auch bei seinen Recherchen vorher nicht entdeckt hatte: „Normalerweise kommt da kein Mensch rein.“ Neben den „geheimnisvollen Orten“ war für den Fotografen das „alltägliche und die Tristesse der Amtsflure reizvoll.“

Im Arbeitszimmer der Bürgermeisterin, das auch abgelichtet wurde, führten bereits alle Regierenden Bürgermeister von West-Berlin ihre Amtsgeschäfte: Ernst Reuter, noch im Gemälde verewigt, Walther Schreiber, Otto Suhr, Willy Brandt, Heinrich Albertz, Klaus Schütz, Dietrich Stobbe, Hans-Jochen Vogel, Richard von Weizsäcker, Eberhard Diepgen und Walter Momper.

Fotoband für die Ewigkeit

Dass die Ausstellung später wiederholt wird, davon ist Bürgermeisterin Angelika Schöttler überzeugt. Ganz sicher bleiben die Fotos dauerhaft im Bildband des Westkreuz-Verlages erhalten. Mit seinen Fotografien eröffnet Wartmann den Betrachtern eine neue Sichtweise auf das weltbekannte Berliner Wahrzeichen. Die ansprechende Aufmachung des Bildbandes präsentiert auch noch viele Fotos, die den Weg nicht in die Ausstellung gefunden haben. Auch ein wunderbares Geschenk!

Thomas Moser

Die Verantwortliche der Dezentralen Kulturarbeit, Ute Knarr-Herriger, freut sich über die Ausstellung.

Volker Wartmann „Verschlusssache – Geheimnisvolle Orte im Rathaus Schöneberg“

ISBN 978-3-944836-08-9 für 24,90 € (60 Seiten, 29,7 x 21 cm, Hardcover)

Auch (versandkostenfrei) direkt im Westkreuz-Verlag Berlin/Bonn, Töpchiner Weg 198/200, 12309 Berlin


 

Eine kleine Nachbetrachtung von Ende 2013...

Wenn man in Berlin an Samba und rhythmisches Trommeln denkt, kommt man an der temperamentvollen Musikgruppe „Terra Brasilis“ aus der ufa-Fabrik nicht vorbei. Rhythmik und Show wird zur Einheit auf der Bühne!

Die „Brasilianische Erde“, wie der Name der Supertrommler übersetzt werden kann, hat ihr 25jähriges Jubiläum mit zwei umjubelten Konzerten und vielen internationalen Gästen gefeiert.

Manfred Spaniol (59) ist, neben Sara, Gabi, Funky und Marco, eines der Urgesteine und künstlerische Triebfeder und die musikalische Leitung der Samba-Gruppe. Manni, wie er überall nur genannt wird, war am 9. Juni 1979 dabei, als das UFA-Gelände von einer Kommune friedlich besetzt wurde. Im bürgerlichen Bezirk Tempelhof hat sich schnell eine alternative und kreative künstlerische Szene entwickelt. Beim ufa-Fabrik Circus, der „Circusschule mit Herz“, war Manni Bandleader und Komponist. Durch den Kontakt zu Brasilien und Percussionsmusik war dann 1988 die Geburtsstunde der Samba-Gruppe „Terra Brasilis“.

Zu Beginn der Trommelkarriere lebten 95 Prozent der Musiker in der ufa-Fabrik. Das hat sich im Laufe der Zeit verändert. Aber Manni und zwei andere Bandmitglieder leben nach wie vor im ehemaligen Film-Kopierwerk der UFA, wo „Terra Brasilis“ auch noch heute mit seinen Übungsräumen beheimatet ist.

Terra Brasils bei "30 Jahre ufa-Fabrik"
Das Besondere an „Terra Brasilis“ sind die überwiegend eigenen Kompositionen, die mit verschiedenen kulturellen Elementen und mit brasilianischen Percussiongrooves verknüpft werden. Die Gruppe selbst beschreibt es so: „Das Repertoire beinhaltet ausgefeilte Percussionarrangements bis hin zum donnernden Trommelgewitter unterstützt von Gitarre, Keyboard und Saxophon.“

In den Anfängen haben die Trommler möglichst genau Musik nachgespielt. Das hat sich jedoch schnell verändert. So pflegt „Terra Brasilis“ bis heute mit viel Erfolg ihren eignen brasilianischen ufa-Fabrik-Stil. Die Genauigkeit im Spiel, das hohe Niveau und der „Spirit“ der Band begleiten „Terra Brasilis“ von Anfang an. Ein wichtiges Erfolgsrezept war immer, dass sehr intensiv geprobt wurde. Manni beschreibt, dass man diszipliniert proben muss: „Bei den Proben ist es wichtig, nicht allzu sehr die ´Sau` rauszulassen.“ Auf der Bühne könne man dann die Musik „laufen lassen“. Nach den Auftritten ist Manni zwar „körperlich platt“, es stellen sich dann jedoch auch glückliche und befriedigende Gefühle ein.

Zu den wichtigsten Auftritten in den Anfängen gehörte 1989, noch vor dem Fall der Mauer, ein Konzert auf dem Roten Platz in Moskau. Damit war „Terra Brasilis“ die erste westliche Gruppe, die live auf dem Platz vor dem Kreml spielen durfte. 1994 stellte „Terra Brasilis“ beim Sambafestival in Coburg ihr eigenständiges authentisches Repertoire vor und wurde zur besten deutschen Sambaband gewählt. Ein wichtiger Meilenstein war erreicht.

Neben zahlreichen Inlandskonzerten spielte „Terra Brasilis“ in Korea, Japan, Hongkong, Italien, La Palma, Belgien, Luxemburg und beispielsweise Schottland.


„Terra Brasilis“ taucht bei vielen Veranstaltungen auf und bereichert mit der mitreißenden Musik. Beim „Karneval der Kulturen“, bei der „Love Parade“ oder beim Wolkenkratzer-Festival in Frankfurt: „Terra Brasilis“ mischt an vielen Stellen mit!

Die 16köpfige Gruppe bildet die Stammmannschaft. Aus der Juniorband „Tebras“ erwächst der Nachwuchs für die Meister-Trommler der Kerngruppe.

„Terra Brasilis“ wäre aber auch nicht „Terra Brasilis“, wenn sie sich nur in ihrem eigenen Erfolg sonnen würden. „Terra Brasilis“ ist immer offen für Kontakt zu internationalen Musikern und Künstlern und so entstehen spannende Begegnungen mit anderen Kulturen und Musikrichtungen. Seit 2007 gibt es mit Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus Kambodscha, Brasilien, Frankreich, Tansania und Berlin eine intensive Projektarbeit mit vielen persönlichen Kontakten. Die Begegnungen finden in Berlin in der ufaFabrik und vor Ort in den Partnerprojekten statt. Manni Spaniol erzählt von spannenden musikalischen Kontakten mit den Tambas aus Lyon, einer Percussionsband mit Menschen mit geistigen Handicaps.

Manni, der wie Juppy aus Trier kommt, freut sich immer wieder über die vielen unterschiedlichen Kontakte. Am Anfang fragte sich Manni, was er den Afrikanern noch über das Trommeln beibringen soll: „Das Trommeln haben diese Menschen im Blut.“ Ein wichtiger Punkt bei den Kontakten ist das Ensemblespiel. Und damit hat die ufa-Fabrik-Gruppe dann doch schon lange Erfahrungen und kann dies gut weitergeben.

„Terra Brasilis“ hat schon verschiedene CDs rausgebracht. Wenn man „Terra Brasilis“ wirklich erleben und den musikalischen Funken spüren will, geht man am Besten zum nächsten Konzert. Es kommt bestimmt: Samba, made in Berlin!


„Terra Brasilis“ und Manni wollen jedenfalls weitermachen! Herzlichen Glückwunsch für 25 Jahre Trommelfeuer.

Thomas Moser

Auch wer an Trommelangeboten und Samba-Reggae-Kursen teilnehmen will, schaut auf die Website: http://www.terrabrasilis.de
Der Kurz-Bericht zum Jubiläumskonzert: http://weblog.thomasmoser-berlin.de/archive/2013/11/17/25-jahre--trommeln-mit-terra-brasilis.htm
Lichtenrader Magazin Feb/2014
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29. November 2013

Wer mit einigermaßen offenen Augen durch den Bezirk Tempelhof-Schöneberg geht und Zeitung liest, hat von Ed Koch vermutlich schon etwas gehört. In Berichten von Bezirkszeitungen ist Koch öfters zu finden. Er betreibt schon seit Jahrzehnten „PaperPress“, einen jugend- und kommunalpoltischen Pressedienst, der sich immer wieder in Diskussionen einmischt. Nun geht der ruhelose Geist Koch, der hauptberuflich für die Öffentlichkeitsarbeit im bezirklichen Jugendamt verantwortlich ist, in den aktiven Unruhestand.

Ed Koch im PaperPress-Einsatz: hier der Fotograf im Medienpoint Tempelhof

Ed Koch hat natürlich nichts mit dem bekannten ehemaligen New Yorker Bürgermeister zu tun. Persönlich getroffen hat den aber der Berliner Wolfgang Ed Koch schon. Ed Koch hat seine kräftige Figur fast immer mit einem Anzug und Schlips bedeckt; eine eher untypische Bekleidung im Jugendamt. Beim Rocktreff dürfen es dann schon mal neben der Krawatte auch Jeans und Basecap sein. Das ist aber das äußerste Zugeständnis an eine lockere Kleidung. Sein Freund Henning Hamann sagt über Ed Koch: „Er ist, im wahrsten Sinn des Wortes, die graue Eminenz in und von Tempelhof.“

Tschüss Jugendamt, ich bleibe!

Nun verlässt Koch (noch 64) das Jugendamt und macht trotzdem mit vielen Aktivitäten weiter.

Seine Tätigkeit im Jugendamt endet offiziell erst Ende März 2014. Aber wegen tarifvertraglicher Regelungen und Abgeltungen wird man ab Dezember 2013 Ed Koch vergeblich in seiner bisherigen Jugendamtsfunktion suchen. Aber wer Ed Koch auch nur etwas kennt, weiß, dass der Motor Koch immer weiter gehen wird. Einige befürchten, dass sich die Drehzahl und der Ausstoß von Veröffentlichungen bei „PaperPress“ noch steigern wird.

Ed Koch mit Stadtrat Oliver Schworck beim Spielfest...
Schon jetzt hat Koch erklärt, dass er sich ehrenamtlich als Organisator weiter um das jährlich Spielfest und den Rocktreff im Bezirk kümmern wird. Auch wird er weiter für die Organisation des Tempelhofer Forums, einer Fortbildungseinrichtung für sozialpädagogische Fachkräfte, verantwortlich sein.

Ed Koch hat selbst als Sozialpädagoge verschiedene bezirkliche Jugendeinrichtungen, vor der Bezirksfusion noch in Tempelhof, geleitet.

Mit wenigen Worten ist Ed Koch, der als Wolfgang Koch während der Blockade 1949 in Friedenau geboren wurde, nicht zu porträtieren. Ed Koch ist ein Mensch mit Ecken und Kanten: Man mag ihn und schätzt seine Arbeit oder ist einfach nur verärgert oder genervt von ihm. Jedenfalls kennt „man“ Ed und Ed kennt Gott und die Welt.

Die Institution Ed Koch

Irgendwie ist Ed Koch eine bezirkliche Institution. Er ist seit 1979 der Gründer und Macher von „PaperPress“, kümmert sich engagiert seit Jahren um den Rocktreff im Bezirk und beendet jetzt seine dienstliche Tätigkeit im Jugendamt Tempelhof-Schöneberg, wo er zuletzt neben weiteren Funktionen auch offizieller Pressesprecher war.

Philipp Mengel, Spielefestorganisator und derVeranstaltungskoordinator Ed Koch

30. Rocktreff: Jugendamtsmanager Ed Koch zieht im Hintergrund alle Fäden und ist ein Garant für gelungene Jugendamt-Events (im Hintergrund sein Noch-Chef Stadtrat Oliver Schworck und Andie Kraft)
Ehrenamtliche Arbeit ist für Koch schon jahrzehntelang Ehrensache. Ob er mit „PaperPress“ viele Jugendliche für das Schreiben gewann oder mit dem Verein CPYE partnerschaftliche Jugendaustauschkontakte nach Norwegen und Amerika pflegte und Reisen organisierte, er brauchte immer mehr als nur die reine Erwerbstätigkeit. Viele Jugendliche von Gestern unterstützten Koch´s Lebenswerke nach wie vor. Für Ed Koch sind Freunde immer besonders wichtig. Aber auch der äußere Rahmen muss stimmen. So haben seine Büros immer museale Züge aufgewiesen: „Ich kann nur vernünftig arbeiten, wenn ich mich wohlfühle. Dazu brauche ich eine gewisse Umgebung, Fotos eben.“

Lebensetappen von Ed Koch

Beim Vorhaben, den Werdegang von Wolfgang Ed Koch kurz und vollständig zu beschreiben, stößt man schnell an Grenzen. Dies soll zumindest ein Versuch sein, etwas vom Wirbelwind Koch zu erspüren.

In Friedenau aufgewachsen und zur Schule gegangen, hat Wolfgang Koch 1967 seine Lehre als Groß- und Außenhandelskaufmann abgeschlossen. Schon 1970 begann der heutige Träger des Bundesverdienstkreuzes als Leiter der Jugendtanzbar Bungalow Mariendorf seine hauptberufliche Tätigkeit im Jugendamt und machte eine berufsbegleitende Erzieherausbildung.

Seine „normale“ Arbeit war für Koch nie ausreichend. So hat er schon in jungen Jahren ehrenamtlich Amateurbeatbands gemanagt. Für den sf-beat, einer Musiksendung beim damaligen Rundfunk SFB, hat Koch bei der Organisation von großen Konzertauftritten geholfen und dabei viele Kontakte geknüpft. Mit Hans-Dieter Frankenberg vom sf-beat war er befreundet und auch mit Nero Brandenburg vom RIAS organisierte Wolfgang Koch Veranstaltungen. Weltstars gaben sich damals die Ehre. Den Liedermacher Klaus Hoffmann hat er schon während seiner ersten Lehre kennengelernt. Sie verbindet eine lange Freundschaft.

In seinem Jugendklub Bungalow jagte eine Fete die nächste und als diese Zeit vorbei war, richtete sich der Schwerpunkt auf kulturelle und politische Bildungsveranstaltungen. Viele Diskussionsrunden mit Politikern und anderen Persönlichkeiten wurden organisiert.

Aus lauter Ärger über den Stadtrat wurde „PaperPress“ gegründet

Die Zusammenarbeit mit dem damaligen Jugendstadtrat war für Koch oft unerträglich und so erschien am 1. Dezember 1976 die erste Nummer von „PaperPress“. Im Dezember 2013 wird die 500. Ausgabe herauskommen. Zu „PaperPress“ sagt Koch: „Das ist so mit das Beste, was ich im Leben geschaffen habe, von meinem Sohn natürlich abgesehen.“ Lange Zeit war der Kampf des Stadtrates mit Koch, und umgekehrt, beherrschendes Thema in Tempelhof. Aber wie es die Zeit so wollte, es kamen andere Stadträte, die mit Ed Koch vertrauensvoll zusammenarbeiteten. Letztendlich war Koch sogar Pressesprecher und verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit im Jugendamt. Was für eine Karriere!

Ed Koch genervt und quengelig...hier ist es kalt...
Nach dem Bungalow kam das Jugendfreizeitheim Mariendorf in der Kurfürstenstraße, wo er Leiter wurde. Viele Gedenkstättenfahrten und antifaschistische Stadtrundfahrten wurden organisiert, die beliebte Ski-Börse wurde etabliert und es fanden regelmäßig Diskussionsveranstaltungen mit prominenten Politikern beim „Suppentreff“ statt.

Koch kennt Gott und die Welt

Die Gästeliste ist fast unendlich. An dieser Stelle sollen Peter Ustinov, Günter Grass, Hanna-Renate Laurien, Walter Momper und Hans Rosenthal erwähnt sein.

Ed Koch ist auch eine Art bezirkliche Instanz und Gewissen, der, wie Berliner es sagen würden, die Klappe nicht halten kann. Bei bestimmten Themen kann er sich erbarmungslos, wie ein Terrier, verbeißen. Dadurch hat sich der Mann in der Öffentlichkeit immer wieder angreifbar gemacht und wird nicht nur geliebt. Darauf scheint Koch aber auch Stolz zu sein. Das Motto seiner Website lautet passend: „Wer mit der Herde geht, kann nur den Ärschen folgen.“ Und das hatte Koch nie nötig!

Wenn Ed Koch als Unterstützung für sein „PaperPress“ einmal jährlich zum Grünkohlessen einlädt, sind die Karten bei der Bezirks- und auch Berliner Prominenz sehr schnell vergriffen.

Ed Koch und Volksparkchef aus Lichtenrade, Wolfgang Sprenger, im Medienpoint

Alles Gute, Ed!

Ed Koch ist sicher eine streitbare Persönlichkeit. Das macht aber gerade seine Besonderheit aus. Da wir auch in der Zukunft auf Ed Koch nicht verzichten brauchen, erübrigen sich endlose Dankeshymnen. Diese würden Koch sowieso nur nerven. Wir wünschen Ed Koch weiterhin viel Kraft und jede Menge Gesundheit, dass er den Einen oder Anderen weiter auf den Nerv gehen kann.

Thomas Moser

Originaltöne...wenn ich an Ed denke...

Angelika Schöttler, Bezirksbürgermeisterin von Tempelhof-Schöneberg

Zu Ed Koch hat Jeder und Jede eine Meinung: Die einen schätzen ihn sehr und die anderen wünschen ihn auf eine einsame Insel weit weg.

Für das Jugendamt Tempelhof-Schöneberg hat er viel bewegt an Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit und im Tempelhofer Forum. Leicht ist es nicht mit ihm und ihn zu beschreiben ist es auch nicht. Er hat so viele Ecken und Kanten, dass es in sich schon wieder rund ist. Zum Glück gehört er zu den Menschen, mit denen man über unterschiedliche Auffassungen streiten kann. Denn das muss gelegentlich sein. Ich gehöre in jedem Fall zu den Leuten, die ihn sehr schätzen. Nun hat Ed Koch noch mehr Zeit, sich seinen Hobbies zu widmen - allen voran Paperpress.


Seine Bürgermeisterin Angelika Schöttler...mit Ed Koch

Der ehemalige Radiomann Henning Hamann, Freund und Weggefährte (Medienpoint Tempelhof):

„Er ist, im wahrsten Sinn des Wortes, die graue Eminenz in und von Tempelhof.

Eine tiefe Freundschaft verbindet uns, die 1969 im Tempelhofer Bungalow begann. Ed Koch ist direkt, sagt was er denkt, auch wenn es wehtut, eiert nicht wie andere rum. Kurzum, ein Mann wie sein paperpress-Newsletter, immer voll auf die Zwölf, zuverlässig und akribisch genau wie ein Schweizer Uhrwerk. Das Jugendamt wird es schwer haben, Ed Koch zu ersetzen, eine aussterbende Spezies...“

Ed Koch beim letzten Geburtstag...re. Henning Hamann, hinten Horst-Dieter Keitel von der Berliner Woche (hat Koch gemalt)-Foto: Lothar Duclos

Reiner Hanke, Freund, Vorsitzernder von CYPE e.V.

Ed ist ein Original, ein Typ mit Ecken und Kanten und ein Freigeist mit klarer Meinung wie es ihn nur noch selten gibt. Er hat sich mit ganzer Kraft der Jugendarbeit verschrieben, neben seiner Arbeit auch im langjährigen Ehrenamt. Dort hat er für mich mit seinem unermüdlichen Einsatz Maßstäbe gesetzt. Jetzt geht er in den wohlverdienten Ruhestand. Das ist für mich, der mit ihm befreundet ist und lange mit ihm zusammengearbeitet hat, schon eine Zäsur. Wie ich ihn kenne, wird er aber als Workaholic weiterhin ehrenamtlich aktiv bleiben. Ich bin mir sicher, dass wir auch in Zukunft von ihm hören werden. Ich wünsche Ed viel Gesundheit und endlich genug Zeit und Muße für die schönen Dinge im Leben!“

25 Jahre CPYE e.V.  mit Bernd Puhlmann, Andie Kraft und Reiner Hanke...(v.lks.n.re.)

Wolfgang Mohns, Jugendamtsleiter Tempelhof-Schöneberg

Dienstlich fallen mit zwei Dinge ein:

Der gemeinsame Weg der Öffentlichkeitsarbeit des Jugendamtes. Die Printausgabevon KiTS und dann verstärkt "KiTS aktuell": immer auf dem neuesten Stand, immer schnell alle Informationen aus dem Jugendamt.  Das Tempelhofer Forum, die Begegnungs- und Fortbildungsstätte des Jugendamtes. Überwiegend und sehr gut genutzt von Tagespflegen und Kita-Beschäftigten. Einzigartig in Berlin.

Persönlich fallen mir mehr als zwei Dinge ein, aber ich beschränke mich:

Er ist humorvoll und begleitet von einen Hauch Zynismus. Er ist immer eindeutig und konsequent, egal ob Freund oder Feind. Er ist ein unermüdlicher Arbeiter. Bon Jovi - den mögen wir beide. Daher fällt mir dazu nur ein Refrain von ihm ein: It's my life / It's now or never / I ain't gonna live forever / I just want to live while I'm alive

Ed Koch, angeregt im Gespräch mit dem Jugendamtsleiter Wolfgang Mohns

… und noch mehr Ed Koch: http://about-edkoch.de

Fotos Thomas Moser und 1*Lothar Duclos


 

Man kann es kaum glauben: Juppy ist 65 Jahre alt geworden und hat damit das reguläre Rentenalter erreicht. Aber der legendäre Chefkommunarde des Tempelhofer Kulturzentrums „ufa-Fabrik“, Juppy, der als Josef Becher 1948 in Trittenheim bei Trier geboren wurde, geht sicher nicht in den Ruhestand. „Denn Revoluzzer gehen nicht in Rente,“ sagt der Buchautor Daniel Gäsche. Juppy kann sein Alter selbst kaum glauben: „Das darf eigentlich nicht wahr sein, ich war doch gerade erst in der Pubertät."

Der Freigeist Juppy ist von der ufa-Fabrik nicht mehr wegzudenken. Egal, ob man eine Veranstaltung besucht oder nur im Café Olé einen Kaffee schlürft, Juppy ist mit seinem Zirkushund immer präsent. Sein Markenzeichen ist der schwarzer Hut, der nicht mehr von Juppy wegzudenken ist. Seine langen roten Locken wurden mittlerweile von einer eher grauen Haarpracht verdrängt.

Der Alt-68er Juppy besetzte am 9. Juni 1979 mit circa 100 Gleichgesinnten das ehemalige Gelände des Ufa-Filmkopier-Werkes an der Tempelhofer Viktoriastraße. Das rund 18.500 quadratmetergroße Grundstück, nördlich vom Teltow-Kanal, schien für die alternativen Freigeister ideal zu sein. Es gab im Bezirk und in Berlin parteiübergreifend einen großen Aufschrei und die Besetzung war sehr umstritten. Bezirksbürgermeister a. D. Dieter Hapel, damals Vorsitzender der Tempelhofer Jungen Union, sah es skeptisch, dass sich die Gruppe im bürgerlichen Tempelhof etabliert. Das ist aber alles Schnee von gestern! Dieter Hapel ist mit Juppy längst befreundet und die Wellen im politischen Raum glätteten sich ganz schnell. Juppy hatte nie Probleme auf konservative Politiker zuzugehen. Längst sind alle Stolz auf die ufa-Fabrik. Letztendlich handelt es sich um ein großes alternatives Unternehmen, dass neben den vielen Veranstaltungen auch das Nachbarschaftszentrum NUSZ beherbergt. Heute besteht das ufa-Fabrik-Unternehmen aus mehreren Vereinen und kleinen GmbH-Einheiten und hat einen langfristigen Pachtvertrag. Der scheinbar unverwüstliche Juppy immer an der Spitze als Markenzeichen und ufa-Fabrik-Ikone! "Wir sind so ähnlich wie eine amerikanische Holdinggesellschaft organisiert", erklärt Juppy gegenüber der Berliner Woche.


Juppy und der rbb-Moderator Daniel Gäsche haben sich 2005 für die Biografie „
Juppy – Aus dem Leben eines Revoluzzers“ zusammengetan. Juppy plaudert über seine Lebensgeschichte, vielen interessanten Erlebnissen und über Visionen. "Ein bisschen Schwejk, ein bisschen Hauptmann von Köpenick" charakterisiert Autor Daniel Gäsche Juppy. Und der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit bedankte sich beim Revoluzzer Juppy mit den Worten: "Ohne dich und dein Engagement, deinen Enthusiasmus und deine Ideen, wäre aus der ufa-Fabrik wohl nicht solch ein einzigartiger Ort der Kultur, der Begegnung und des sozialen Miteinanders für Menschen aller Altersgruppen geworden.“

2009, beim 30jährigen Jubiläum der ufa-Fabrik, betont Klaus Wowereit: Es war
sehr positiv, dass die damaligen alternativen Besetzer das Grundstück (erst mal) freiwillig geräumt haben, damit der Weg für den Abschluss von Nutzungsverträgen geschaffen war.“ Die Vorsitzende des Paritätischen Verbandes Prof. Barbara John sieht die ufaFabrik als das einzige gallische Dorf in Berlin: „Eure Stärke ist immer gewesen, dass ihr wild und mild zugleich seid“. Und Renate Künast von Bündnis 90 / Die Grünen spricht von einer Art Leuchtturm „Ihr ward von Anfang an Kosmopoliten!“ Multikulturimpresario Juppy, der mittlerweile bekannt ist wie ein bunter Hund, ist so eine Art Berliner Original geworden. Juppy selbst spricht von der ufa-Fabrik als „Land der begrenzten Unmöglichkeiten.“

Wir wünschen Juppy alles Gute, viel Kraft und jede Menge Gesundheit: „Bleib einfach Juppy!“

Thomas Moser

Wenn ich an Juppy denke… Aktuelle Stimmen von Weggefährten:

Daniel Gäsche hat die Biografie von Juppy geschrieben:

Wenn ich an Juppy denke, sehe ich ein kreatives Kind im Körper eines Mannes. Ein positiv Verrückter, der seine kleine Welt mit all' seinen Ideen nachhaltig verändert hat. Materielle Dinge sind ihm eher fremd.

Wir waren in Hongkong, Vietnam, Simbabwe und überall, wo wir auftauchten, war Juppy ein Phänomen für die Menschen.

Denn er ist ein Geschichtenerzähler, ein Träumer, manche würden ihn Spinner nennen. Ich sage: Spinn' weiter, Juppy, bleib' interessiert, bring' dich ein, zünde in den kommenden Jahren eine neue Kreativ-Rakete. Denn Revoluzzer gehen nicht in Rente... Alles Gute wünscht Dir Dein Freund Daniel.

Literaturtipp: Juppy – Aus dem Leben eines Revoluzzers. Militzke, Leipzig, 2005. ISBN 3-86189-730-X

Ed Koch und PaperPress haben die ufa-Fabrik von Anfang an begleitet:

1979, das war ein heißes Jahr. Im Schnarchbezirk Tempelhof passierte endlich mal etwas. Und paperpress war von Anfang an dabei. Die Morgenpost leistete sich damals noch einen eigenen Bezirksreporter für den Bezirk. Gert Hilde und ich waren ständig bei Juppy, Rudolf Brünger und den anderen und versorgten die Welt mit neuesten Informationen über die Besetzung. Ohne Handy, Tablett oder sonst was. Zur telefonischen Übermittlung des Textes für die Morgenpost nahm ich Gert Hilde mit zu mir ins Büro im nahe gelegenen Jugendfreizeitheim Mariendorf. Wenn das die CDU gewusst hätte. Juppy und seine Freunde haben sich durchgesetzt und durch Kreativität, Leistung und unternehmerisches Geschick überzeugt. Seit 35 Jahren! Ein Glück für Tempelhof, dieses ufa-Gelände und seine Besetzer.

http://www.paperpress.org

Henning Hamann, Seele vom Medienpoint Tempelhof und Nachbar von Juppy und der ufa-Fabrik

Er ist einer der letzten Originale. Wenn der ufa-Multikultur-Impresario Juppi mit seinem schwarzen Hut und "Bodyguard" Hund Willi durch die Straßen spaziert, wandern automatisch alle Augen zu dem stets in schwarz gekleideten 1,90 Meter ufa-Markenzeichen. Juppy, der Ex-Revoluzzer, dessen freundliches Lächeln gepaart mit seinem unerschöpflichen Fundus an Geschichten immer gute Laune verbreitet! Happy Birthday "altes Haus"...

www.kulturring.org Medienpoint Tempelhof, Werderstr. 13, 12105 Berlin

Juppy mit Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler, Senatorin Dilek Kolat und Melanie Kühnemann

Informationen zur ufaFabrik unter www.ufafabrik.deLichtenrader Magazin Nr. 12/2013



 

„Mit 100 Jahren laufen die Beine nicht mehr so schnell“, erzählt die sehr agile Ulla Müller (101), die mit sieben weiteren Protagonisten zur Ausstellungseröffnung „100 Jahre Rathaus Schöneberg: Hochzeit, Schwarzmarkt und Randale-Hundertjährige erzählen“ erschienen ist.

100 Jahre wird das Rathaus Schöneberg alt. In West-Berlin war hier der Sitz des Senats und des Abgeordnetenhauses und jetzt ist das Rathaus der Hauptstandort vom Bezirksamt Tempelhof–Schöneberg. Auf die Geschichten, die das Leben in einhundert Jahren geschrieben hat, wird in diesen Tagen in einer biografischen Ausstellung mit Hundertjährigen im Rathaus Schöneberg zurückgeblickt. Fast alle 10 Interviewte, 8 Frauen und 2 Männer, sind zur Ausstellungseröffnung in den Goldenen Saal des Rathauses Schöneberg gekommen.

Dank an die Hundertjährigen

Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler und Bezirksstadträtin Dr. Sibyll Klotz, die die Idee für das Projekt hatte, begrüßten die Gäste der Vernissage. Wenn alle Befragten erschienen wären, hätte man die 1.000 Jahre-Grenze schon in der ersten Sitzreihe locker erreichen können.


Für Sibyll Klotz ist die Ausstellung eine Herzensangelegenheit: „Herzlichen Dank, dass sie uns gestattet haben, einen Blick in ihr Leben zu werfen. Das ist überhaupt nicht selbstverständlich. Vielen Dank für ihr Vertrauen und ihre Offenheit.“ Es ist das zweite Mal, dass Einhundertjährige im Bezirk befragt wurden. Mit der Ausstellung 2011 gibt es eine große Übereinstimmung, betont die Stadträtin für Gesundheit, Soziales und Stadtentwicklung. Sibyll Klotz erläutert: „Fast alle Befragten sahen ihr Alter trotz einiger Widrigkeiten positiv.“ Die schlimmen Erlebnisse brachten schon alleine die Kriegs- und Nachkriegserfahrungen mit sich. In der Begrüßungsrede ist die Bezirksstadträtin beeindruckt von den Lebensleistungen: „Immer haben sie nach vorn in die Zukunft geschaut und den Kopf nicht hängen lassen.“

Als kleines Dankeschön wurde das Hörbuch von „Der Hunderjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ von Jonas Janasson, gelesen von Otto Sander, an die Ehrengäste verschenkt.


Der noch fast jugendliche Albert Josef K. (99 Jahre jung), ging kurz entschlossen zum Rednerpult und bedankte sich für den würdevollen Empfang, der von der „Ivy Six Dixieland Jazz Band“ musikalisch begleitet wurde.

Sport hält jung und ein Sportfest in Lichtenrade

Stadträtin Sibyll Klotz unterhielt sich angeregt mit Ulla Müller.


Die ehemalige Leichtathletin sieht auf eine lange sportliche Karriere zurück. Die leidenschaftliche Sportlerin erinnert sich gerne an ihre Erfolge als Kugelstoßerin und die vielen geselligen Stunden im Verein. Seit dem 1.12.1929 ist sie Mitglied im Sportverein TIB (Turngemeinde in Berlin-Tempelhof): „Ab 60 Jahre brauchste keinen Beitrag mehr zahlen“, erklärt Ulla Müller schelmisch. Auch fällt Ulla Müller im Gespräch gleich ein, dass sie Ende der 20iger Jahre an einem Sportfest in Lichtenrade teilnahm. Viele Jahre hat sie erfolgreich als Torsteherin Handball gespielt. „1938 waren wir sogar Deutscher Meister und ein paar Mal Vizemeister“. Bei der Ausstellungseröffnung erzählt Ulla Müller noch: „Wir waren eine dufte Gruppe.“ Das war für die Sportlerin, der man die einhundert Jahre nicht ansieht, immer besonders wichtig. 1997 hat sie mit dem Sport aufgehört.

Ulla Müller lächelt die Ausstellungsbesucher an...
Im Dezember wird sie ihren 102. Geburtstag feiern. Im Interview zur Ausstellung verrät Frau Müller, dass sie ihren 100. Geburtstag im Sportverein gefeiert hat: „Da hab ick ´nen Vortrag gehalten“, der gespickt mit vielen Anekdoten war. Auf die Frage nach einem Ratschlag für die nächste Generation hat Ulla Müller mit ihrem berlinischen Humor geantwortet: „Das mit dem Sport? Ach, das steht doch schon dauernd in der Zeitung. Mit dem Nichttrinken? Nee, das möchte ich ablehnen. Wir haben viel gefeiert! Geraucht habe ick aber nicht.“ Seit vielen Jahrzehnten kann sie von ihrer Schöneberger Wohnung im vierten Stock direkt den Turm vom Rathaus Schöneberg sehen.

Eine besondere Ausstellung mit Hörstationen

In der Ausstellung sind die Gespräche nachzulesen.

Bezirksbürgermeisterin Schöttler mit den 99jährigen Kurt im Gespräch.
Die Interviews kann man sich in den Hörstationen, mit den tatsächlichen Stimmen der Befragten, anhören und bekommt so ein besonderes Gefühl für die erlebten Geschichten. Beim Pförtner des Rathauses stehen dafür Walkmans zur Verfügung. Einige Erinnerungsstücke der Hundertjährigen runden die Ausstellung ab.

Die spannenden Interviews, die viele persönlichen Geschichten erzählen, wurden von Rita Preuß geführt. Marion Schütt setzte die Hundertjährigen fotografisch ins richtige Licht.

Die Fotografin Marion Schütt zeigt Helga G. (101) "ihre" Ausstellungstafel.

In den Gesprächen wird auch von den Erlebnissen rund um das Rathaus Schöneberg berichtet. Bei Ulla Müller gehörte die Rede des amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy am 26. Juni 1963 dazu: „Der kann doch nicht herkommen und sagen, er ist ein Berliner. Das ärgert mich noch heute. Nicht, dass ick den nicht leiden kann. Aber diese Art von Spruch hat mich jeärgert. Der Platz war knackend voll und es wurde begeistert geklatscht.“ Andere erinnern sich an Austellungen, die eigene Hochzeit und Besuchen von bekannten Persönlichkeiten.

Interview und Bilder von Gertrud (99).

Hildegard J. (99): "Es enkelt ganz schön."
Gelebte Geschichte kann bei dieser besonderen Ausstellung hautnah nachvollzogen werden. Ein besonders interessantes Projekt, dass von den Verantwortlichen äußerst gelungen umgesetzt wurde! Ein Besuch lohnt sich!

Thomas Moser (auch alle Fotos)

Ausstellungsdauer vom 2.11. bis 15.12.2013, täglich von 9 bis 18 Uhr, im Foyer des Rathauses Schöneberg am John-F.-Kennedy-Platz 1.


 

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