Die Bahnhofstraße in Lichtenrade soll sich verändern: So könnte der Konsens aller Beteiligten der Bürgerkonferenz lauten.


Zur Zukunft der Einkaufsstraße wurde für den 24. Januar 2015 zu einer Bürgerkonferenz eingeladen und circa 150 Lichtenrader folgten der Einladung. Im Rahmen der vierstündigen Veranstaltung konnten in einer überwiegend konstruktiven Art und Weise Argumente ausgetauscht und die weiteren Schritte geplant werden.

Es gab lange Diskussionen im Vorfeld

Bereits Anfang 2013 konnte nach langen Diskussionen mit Bürgerbeteiligung in der Perspektivenwerkstatt „Standortkonferenz Stadtteilzentrum Lichtenrade“ ein Leitbild für die Entwicklung und Qualifizierung der Bahnhofstraße verabschiedet werden. Auf Antrag der bezirklichen sozialräumlichen Planungskoordination ist die Bahnhofstraße im letzten Jahr in das Förderprogramm „Aktive Zentren (AZ)“ aufgenommen worden. Damit verbunden ist eine erhebliche finanzielle Förderung.

Grundlage ist jedoch, dass ein „Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK)“ mit einer breiten Bürgerbeteiligung entwickelt und genehmigt wird. Als Auftaktveranstaltung gab es im Dezember auf dem Lichtenrader Bauernmarkt einen gut besuchten Informationsstand. Ab diesem Zeitpunkt waren ganz konkrete Vorschläge von Bürgerinnen und Bürgern gefragt. Rund 200 Vorschläge konnten im Vorfeld zusammengetragen werden. Der Prozess zur Entwicklung des ISEK wurde dem Büro für Stadt- und Regionalplanung „die raumplaner“ übertragen.

Eine produktive Bürgerkonferenz und die Aufregung um die Dresdner Bahn

Die Aula des Ulrich-von-Hutten-Gymnasiums in Lichtenrade war gut gefüllt. Bürgerinnen und Bürger und viele Vertreter von Initiativen und Vereinen waren gekommen. Für einen guten und fairen Ablauf der Veranstaltung sorgten „die raumplaner“ und besonders die Hauptverantwortliche Sabine Slapa.

Dr. Sibyll Klotz und die Moderatorin Sabine Slapa

Das Ergebnis war eine lebendige produktive Bürgerveranstaltung um die Zukunft von Lichtenrade. Kränkungen und Enttäuschungen der letzten Monate, die zwischen den verschiedenen Gruppen auch im Zusammenhang mit den Straßenfesten entstanden sind, blieben weitestgehend außen vor.

Stadträtin Dr. Sibyll Klotz mit dem Koordinator aus dem Bezirksamt Jens-Peter Eismann

Die Stadträtin für Stadtentwicklung, Dr. Sibyll Klotz, zeigte ihre Zufriedenheit über die engagierte Lichtenrader Bürgerschaft. In ihrer Eröffnung wies sie darauf hin, dass Grabenkämpfe zwischen den verschiedenen Gruppen die finanzielle Förderung verhindern beziehungsweise gefährden würde. Sie äußert ihr Unverständnis über die Äußerungen von Verkehrssenator Andreas Geisel. Geisel lehnte den Tunnel für die Dresdner Bahn aus zeitlichen und finanziellen Gründen ab. In der Bezirksverordnetenversammlung von Tempelhof-Schöneberg wurde als Reaktion auf Geisels Äußerungen erst kürzlich ein fraktionsübergreifender Antrag für die Tunnellösung verabschiedet.

Manfred Beck von der BI Dresdner Bahn
Die erste viertel Stunde der Bürgerkonferenz wurde für Diskussionen über die Dresdner Bahn verwandt. Von der Bürgerinitiative Lichtenrade–Dresdner Bahn setzte sich der Vorsitzende Manfred Beck für den Tunnel ein: „Alles andere macht die Bahnhofstraße kaputt!“ Er erklärte, dass die Aspekte der Dresdner Bahn bei den Diskussionen berücksichtigt werden müssen. Beck stellte aber auch klar, dass der Verein nicht die Entwicklungen in der Bahnhofstraße blockieren will.

Auch Stadträtin Klotz stellt fest, dass die Dresdner Bahn nie ausgeklammert werden kann. Andererseits ist ungewiß, wann diese Frage entschieden wird und das kein weitere 15 Jahre mehr gewartet werden kann: „Es geht um die Attraktivität der Bahnhofstraße und darum muss man kompromißbereit sein.“

Sibyll Klotz betont, dass die 100-prozentige Förderung im Rahmen der Aktiven Zentren ein Riesenvorteil ist.

Lichtenrade wird gefördert

Sabine Slapa von den raumplanern erläuterte den weiteren Ablauf der Veranstaltung und gab einen Überblick über die bisherigen Fördergebiete. Das Beratungsbüro hat schon Erfahrungen in anderen Gebieten, zum Beispiel in der Karl-Marx-Straße in Neukölln-Nord, gesammelt.

In Lichtenrade müssen schnell erste Ergebnisse erzielt werden, zumal schon für die zweite Jahreshälfte Gelder für weitere Planungen zur Verfügung stehen könnten.

In vier Arbeitsgruppen wurden intensiv die Details diskutiert. In der ersten Phase wurden Handlungsbedarfe entwickelt. Die Themenfelder waren Handel und Gewerbe, Mobilität und Verkehr, Baukultur, Gestaltung und Lebensqualität. Es wurden Stärken und Schwächen analysiert. In einer zweiten Runde ging es dann um konkrete Maßnahmen.

Eine bessere Aufenthaltsqualität: Zukunft Flaniermeile Bahnhofstraße

In allen Arbeitsgruppen gab es eine gepflegte und offene Diskussionskultur.



In vielen Beiträgen ging es um die fehlende Aufenthaltsqualität in der Bahnhofstraße und um Ideen, wie man dies verbessern kann. Heute fährt „der typische Lichtenrader“ zu einem Geschäft, in eine Apotheke oder zum Arzt und dann wieder nach Hause. Eine „Verweilkultur“ im Sinne von Flanieren gibt es nicht.

Es wurden kulturelle Möglichkeiten angesprochen, um die Identifikation mit dem Kiez zu erhöhen.

Verschiedene Entwicklungsziele wurden entwickelt.

Kultur nach Lichtenrade

Eine Arbeitsgruppe Kultur könnten diese Fragen und Ideen zukünftig bündeln.


In der Zusammenarbeit aller Händler und Grundeigentümer sollten die Aspekte der Aufenthaltsattraktivität diskutiert werden. Maßnahmen im privaten Bereich werden aber im Zweifel schwerer durchzusetzen sein. Im öffentlichen Raum könnte dies schneller gehen und eine Strahlkraft für andere Projekte sein. Konkret wurde der kleine Park gegenüber vom S-Bahnhof Lichtenrade genannt, der ein stiefmütterliches Leben führt. Ein Spielplatz könnte dort die Attraktivität erhöhen.

Die Bahnhofstraße ist lang

In dem Zusammenhang wurde deutlich, dass die Bahnhofstraße in einem größeren Abschnitt betrachtet werden muss. Dieser würde dann von der Prinzessinnen-/Hilbertstraße bis zur „Lichtenrader Spinne“ beim Café Obergfell gehen.

Ein Verkehrsentwicklungskonzept, einen Kümmerer und ein Autobriefkasten

Die Erarbeitung eines Verkehrsentwicklungskonzeptes wurde als eine wesentliche Maßnahme für die nächste Zukunft eingestuft. Es geht dabei um die Einbeziehung der Interessen aller Bevölkerungsgruppen.

Ein Geschäftsstraßenmanagement mit einem „Kümmerer“ müsste sich mit schnell umzusetzenden konkreten Maßnahmen auseinandersetzen.

So wurde in einem Vorschlag als Stauvermeider vor der Post ein „Drive-In-Briefkasten“ an der Tankstelle angeregt.

Auch junge Experten sind gefragt

Für die Aufenthaltsqualität in der Bahnhofstraße könnte eine Art „Runder Tisch“ für ein konstruktives Miteinander sorgen. Das aktive bezirkliche Kinder- und Jugendparlament wird bei der weiteren Diskussion beteiligt werden. Ein Expertenworkshop wird am 12. Februar die andiskutierten Punkte vertiefen und konkretisieren.


Die von den Arbeitsgruppen gewählten Vertreterinnen und Vertreter haben die Aufgabe, die Ergebnisse der Gruppe zu kommunizieren. Sie sind in diesem Zusammenhang nicht als Interessenvertreter ihrer Initiativen und Vereine gefordert. Für den 31. März ist ein Bezirksamtsbeschluss zum ISEK geplant. Das Bezirksparlament soll am 22. April abstimmen, bevor am 30. April in einer Abschlussveranstaltung die Bürger informiert werden.

Am Schluss der Bürgerkonferenz wurden die Maßnahmen von allen Teilnehmern gepunktet und so konnte eine Priorisierung erkannt werden. Damit wurde dem Wunsch nachgekommen, dass die Bürgerkonferenz ein Votum entwickelt. Die meisten Punkte erhielten der Vorschlag für ein Verkehrsentwicklungskonzept und für die Entwicklung eines Geschäftsstraßenmanagements.

Thomas Moser (auch alle Fotos

Auch mit dabei ... (nur eine kleine "Auswahl")...

vom Volkspark Lichtenrade Manfred Könings und Wolfgang Spranger

CDU-Bundestagsabgeordneter Dr. Jan-Marco Luczak im Gespräch

Andrea und Ingrid Kühnemann (SPD-Fraktion der BVV)

Alle Fotos Thomas Moser


 

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