Besuch beim rbb in Potsdam

Der Lichtenrader Daniel Gäsche (45) arbeitet seit vielen Jahren als Moderator beim rbb-Fernsehen. Einen ganzen Tag darf ich ihn begleiten, hinter die Kulissen schauen, den Programmmachern Löcher in den Bauch fragen und einfach nur staunen.

In unmittelbarer Nähe vom Filmpark  Babelsberg, wo Filmkulissen direkt an den Straßen stehen, ist der Haupteingang in der Marlene-Dietrich-Allee. Morgens um 10 Uhr beginnt der Arbeitstag. Da ist noch nichts vom Flair der Studios, von Scheinwerfern und roten Sende-Leuchten zu spüren.

Für viele Berliner ist der rbb, der Rundfunk Berlin-Brandenburg, ein Muss für die täglichen Informationen aus der Region. Früher war es für die West-Berliner der SFB (Sender Freies Berlin), der in der Masurenallee residierte. Durch die Fusion mit dem ORB (Ostdeutscher Rundfunk Brandenburg) ist 2003 eine gemeinsame Sendeanstalt für Fernsehen und Rundfunk entstanden. Heute gibt es zwei große Einsatzorte für die Landesrundfunkanstalt: Berlin und Potsdam. So werden „Brandenburg Aktuell“, sowie „rbb UM SECHS“ und die Nachrichten vor 18 Uhr in Potsdam-Babelsberg produziert.

Freundlich in der Redaktion empfangen, geht es zu Harry Koch, der die Seele von „rbb UM SECHS“ ist. Harry Koch hat den Hut auf, ist CvD (Chef vom Dienst) und Redakteur der Sendung. Die Produktion der Vorabendsendung beginnt auf der großen Redaktionskonferenz von „Brandenburg Aktuell“. Fünfzehn Menschen konferieren im gläsernen Konferenzraum. Zwei Bildschirme sind eingeschaltet. Die Video-Telefon-Konferenz mit den Studios in Cottbus und Prenzlau ist geschaltet. Es wird abgewogen, welche Themen gesendet werden und wer noch interviewt werden muss. Die Redaktionskonferenz ist die große Klammer für alle Sendungen von „Brandenburg Aktuell“, in der auch im Bedarfsfall Sendungen des Vortages kritisch diskutiert werden. Heute geht es um sittenwidrige Löhne, der Perleberger Postzustellerin Marion und einer Organspende. Das eine Thema wird als KR (Kurzreport mit O-Tönen) und der andere Bericht als NIF (Nachricht im Film) geplant.

Die konkrete Planung von „rbb UM SECHS“ findet mit ganz kleinem Personaleinsatz statt. Morgens geht es gleich damit los, was die anderen Ländermagazine, besonders der angrenzenden Bundesländer, zu bieten haben. Für Harry Koch muss die Mischung der Sendung stimmen. Gut sind immer Themen von der Ostsee, „Superlative“ von anderen Ländern und auch Tiere „gehen immer“, weiß der erfahrene Fernsehmann zu berichten. Harry Koch: „Die Leute warten schon auf die Sendung!“ An den Einschaltquoten kann man minutengenau das Zuschauerverhalten analysieren. Koch ist stolz darauf, dass „rbb UM SECHS“ stabile Einschaltquoten aufweisen kann.

Für Koch ist die Sicht der Zuschauer wichtig, die die Zuverlässigkeit in der Struktur der Sendung schätzen. „Sie wollen den Blick über den Tellerrand haben“, erklärt der Fernsehmacher. Besonderen Wert legt Koch auf Vielfältigkeit: „Es muss spannend und interessant sein!“

Im Großraumbüro der rbb-Redaktion geht es emsig, aber sehr ruhig und gelassen zu. Jeder Mitarbeiter hat zwei Computer-Monitore auf dem Schreibtisch, um alle Meldungen und die Ablaufplanung auf einen Blick vor sich zu haben. Fernsehapparate zeigen Sendungen der verschiedenen Fernsehanstalten.

„Harry Koch, um Sechs“, meldet sich am Telefon, bespricht eine Idee und überlegt, wie man eine Schalte zum ReWo (Reporter der Woche) einbauen kann. Es wird noch einmal der Aufbau der Sendung erläutert. Mit dem Grafiker wird die Bebilderung im Hintergrund besprochen.

Jeder kennt die notwendigen Arbeitsschritte. Einzelne Beiträge werden noch geschnitten und für den technischen Notfall hält der Sender jeweils eine Kassette bereit. Jeder Tag ist eine neue Herausforderung. Koch weiß jedoch, dass „sich im Laufe des Tages alles immer richtet.“ Diese Ruhe strahlt auf alle Mitwirkenden und Verantwortlichen der Sendung aus.

Für die Moderation ist es Harry Koch wichtig, dass der Zuschauer „abgeholt“ wird. Am Anfang steht, dass der Moderator selbst seine Beiträge schreibt. Heute steht eine Live-Schalte zum „Kleinen Sendesaal“ in der Masurenallee an, da hier ein großer rbb-Chor mit Zuschauern singen soll.

Und dann wird es langsam Zeit: Frisch gebügeltes Hemd, Krawatte und Jackett anziehen; die Jeans darf bleiben, denn Daniel Gäsche ist nur mit dem Oberkörper im Fernsehen sichtbar. Der Moderator ist ganz ruhig und geht zwanzig Minuten vor der Sendung in die „Maske“. Er plaudert noch entspannt mit der Maskenbildnerin, die die notwendige HD-Schminke aufträgt. Nur einige Schritte sind es bis ins Studio. Der Medienprofi verrät, dass er immer noch etwas Lampenfieber hat: „Das ist aber für meine Konzentration wichtig. So ist noch keine Routine eingekehrt.“ Der Vorspann beginnt, im Regieraum sind Alle konzentriert, im Studio ist es leise, die rote Lampe geht an und Daniel Gäsche beginnt mit seiner Moderation. Das Studio sieht mit den vielen Scheinwerfern eher technisch aus. Gäsche steht hinter dem Moderatorentisch vor einer grünen Wand. Der Zuschauer wird den Moderator vor einer ganz anderen bebilderten Kulisse sehen. Vom Prompter können die Texte abgelesen werden, die Daniel Gäsche noch vor wenigen Stunden selbst geschrieben hat. Nach einer halben Stunde ist es geschafft. Auf dem Flur wird mit Harry Koch noch kurz über ein kleines technisches Problem gesprochen. Dann ist für Daniel Gäsche endlich Feierabend und er fährt zurück nach Lichtenrade.


 

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