Lichtenrader Gängster 2019: Zug um Zug durch die Lichtenrader Schweiz

Sie treffen sich immer am 16. Tag eines jeden Monats, immer um 16 Uhr. Das können sich alle gut merken. Heute findet das Eisenbahn-Treffen bei Roland Thoma statt, der ein Stück Schweiz mit seiner Gartenbahn nach Lichtenrade geholt hat. Seine imposante und liebevoll gestaltete Eisenbahnanlage ist der Rahmen des diesjährigen Sommertreffens. Aber erstmal lässt man Bahn Bahn sein und quatscht gemütlich auf der Terrasse. Die Bahn zieht in der Zwischenzeit gemütlich auf der Anlage ihre Runden.



Seit über 25 Jahren, so genau waren sich die Eisenbahnbegeisterten Herren bei der Jahreszahl nicht einig, trifft man sich Monat für Monat, um über Eisenbahn, Lichtenrade und Gott und die Welt zu reden. Das Allerwichtigste ist das gemeinsame Treffen, ein kühles Bierchen und eine leckere Bratwurst. Vor genau 5 Jahren traf ich die Freunde das ersten Mal. 2019 ist es fast so, als ob die Uhr stehen geblieben ist und man alte Freunde trifft. Aber es hat sich auch einiges im Keller des Gastgebers getan. Davon später mehr am Ende des Berichtes.

„Modellbahn hält große Jungs fit“, davon sind sie überzeugt. Die „Lichtenrader Gängster“ sind eine Gruppe von Eisenbahnfreunden mit den unterschiedlichsten Hobby-Schwerpunkten. Der eine baut gerne an der Eisenbahn, der andere erschafft eigene Modelle aus den unterschiedlichsten Materialien und wieder andere beschäftigen sich mit Eisenbahnliteratur. Bei einigen Lira-Gängstern stehen die Prunkstücke zum Bewundern nur in Vitrinen. Etliche Eisenbahnfreunde haben jedoch ihre Anlage im Garten, im Keller oder auf dem Dachboden aufgebaut.


Der erste Besuch bei Thoma und den Eisenbahnfreunden fand bereits 2017, genau vor 5 Jahren statt (Karte links). 2019 kann man das Datum nur an der Prägung erkennen.
Bei Roland Thoma, der gleich zwei Anlagen zu bieten hat, erhielt wie immer zur Begrüßung jeder Vereinskollege eine Fahrkarte, die stilecht mit einer historischen Fahrkarten-Prägemaschine mit Datumsanzeige entwertet wurde. Alles funktionierte bei der Entwertung noch ohne App und elektronische Fahrkarte. Die persönliche Eisenbahnfahrkarte war der Eintrittsausweis in das Schweizer Spielparadies.

Vorsicht an der Bahnsteigkante: Die Schweizer Bahn ist in Lichtenrade eingefahren!

Seinen Garten hat Thoma fast vollständig mit einer Gartenbahn ausgefüllt. Vor vielen Jahren hat er sein Herz für Schweizer Bahnen entdeckt. Circa 80 Quadratmeter Fläche nutzt er für seine Rhätische Bahn (RhB). Es werden zwar keine großartigen Steigungen und Berge überwunden, aber mit geschätzten deutlich mehr als 100 Metern Schienen hat sich Roland Thoma einen kleinen Traum angelegt. Immer abwechselnd drehen seine Loks mit den verschiedensten Waggons ihre Runden.






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Der pensionierte Polizist erzählt, dass ihm die Schweiz im Blut liegt: „Ich bin zu einem Viertel Schweizer. Meine Großmutter ist Schweizerin.“ Als junger Mann lebte er in Süddeutschland in der Nähe von Basel. 1972 kam er aus beruflichen Gründen nach Berlin, wo er auch seine Frau Brigitte kennen lernte. Der Eisenbahnfreund hat seine Affinität zur Schweiz aber erst während eines Urlaubs im Schweizer Kanton Graubünden entwickelt: „Hier bin ich so richtig ´angefressen´ worden.“ Thoma schwärmt vom Glacier- und Bernina-Express: „Aber auch die ganz normalen Bahnen finde ich toll. Hier kann man noch die Fenster öffnen und ist ganz nahe dran!“ Das meterspurige Eisenbahnnetz fasziniert Roland Thoma besonders.

Der Heizer vom Grill

Für die Eisenbahnfreunde ist es bei den Zusammenkünften das Wichtigste, dass man sich trifft und quatschen kann. Heute sind acht der zehn Eisenbahnenthusiasten gekommen. Die Ehefrau Brigitte sitzt mitten in der Männerrunde, die sie auch schon gut in den vielen Jahren kennengelernt hat. Fast alle haben das Rentenalter erreicht. Die Eisenbahn ist Anlass und gehört zu den Treffen, steht aber nicht immer im Mittelpunkt.


Roland Thoma nimmt seine Eisenbahnmütze selbst beim Anheizen am Grill nicht ab . Bei sommerlichen Temperaturen wird am Rand der Terrasse gegrillt. Von hier hat Roland die Gleise und seine Eisenbahnfreunde gut im Blick. Da kann sich der Eisenbahnfreund Thoma fast wie ein Heizer in einer Dampflok fühlen. In der Garage sind die kühlen Getränke platziert und alle stärken sich erst einmal.

Die Gängster sind keine Gangster!

Die Bezeichnung der geselligen Gruppe „Lichtenrader Gängster“ ist dadurch entstanden, dass sie von ihrem Modellbahnhändler nach zähen Preisverhandlungen zu ihren Gunsten mit den Worten verabschiedet wurden: „Ihr seid ja alles Gangster!“ Die „Gängster“ sind aber keine Gangster, daher die andere Schreibweise, Sie tragen ihr Logo auf T-Shirts und Caps.
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Die Eisenbahnfreunde berichten, dass der verstorbene Dieter Ney, von allen nach seiner Wohnstraße nur „Schumpeter“ genannt, die Eisenbahngruppe sozusagen gegründet hat. Zum alten Reichsbahner „Schumpeter“ kamen immer wieder die Eisenbahnfans, um seine Gartenbahn im Vorgarten zu bestaunen. Daraus ist dann vor etlichen Jahren eine Gruppe entstanden. Zu der eingeschworenen Gemeinschaft zählten mal 18 Gartenbahnliebhaber. Die Männer fahren auch gerne, mindestens einmal im Jahr, zu weiter gelegenen Eisenbahnausstellungen. Diesmal steht die Überlegung an, dass sie sich in Hamburg das große Miniatur Wunderland gemeinsam anschauen. Aber auch andere Eisenbahnziele stehen noch zur Diskussion.

Die anderen aktuellen Lichtenrader Eisenbahner heißen Rainer, Joachim, Lothar, Thomas, Hartmut, Wolfgang und Jürgen. Kurt-Heinz und Horst konnten diesmal nicht kommen. Die Lichtenrader Gruppe schreibt über sich selbst: „Auf den monatlich stattfindenden Treffen bei wechselnden Gastgebern wird in geselliger Runde neben Fahrbetrieb und Medienschau kräftig gefachsimpelt.“

Eisenbahn und kein Ende! Im Keller wird auch gebaut

Roland Thoma, der bereits mit den verschiedensten Spurweiten von Modellbahnen gearbeitet hat, zeigt stolz im Keller seine Schweizer Eisenbahnanlage in Spur 0m (gesprochen: „Null m“; auch eine RhB-Schmalspurbahn). In den fünf Jahren hat sich die Anlage zu einem richtigen Schätzchen entwickelt.



Roland freut sich über das Zugzielschild vom TEE "Roland"
Über das mit Eisenbahnerinnerungen geschmückte Treppenhaus betritt man das Herzstück von Roland Thomas Leidenschaft. Hier wird besonders intensiv in der kalten Jahreszeit gebastelt und gebaut. Aber auch wenn es draußen zu heiß ist, kann man den Eisenbahnliebhaber hier finden. Roland Thoma zu seiner Hauseisenbahnanlage: „Ich habe immer noch einiges zu tun. Aber es ist auch schon viel geschafft.“ Weiter ist sich Thoma sicher: „Ich mach das solange, bis ich nicht mehr krauchen kann.“

Roland Thoma erläutert den Eisenbahnfreunden die Baufortschritte auf seiner Anlage




Die vielen Oberleitungsmasten hat er über Monate selbst gebaut. Auch hat er eigene Brückenportale und Viadukte in mühsamer Handarbeit sozusagen Stein für Stein selbst moduliert. Einen Schwerpunkt hat er darauf gelegt, dass das Hintergrundbild mit der Anlage einen fließenden Übergang hat. So sind auch die Ecken seines Fotohintergrundes, den er selbst gestaltet und zusammengesetzt hat, abgerundet. Roland Thoma betreibt seine Eisenbahnanlagen bereits seit Jahren digitalisiert.

Die begeisterten Eisenbahnfans fühlen sich in ihrem Element, wenn sie unter Gleichgesinnten einmal im Monat so richtig „Kind“ sein dürfen!“ Die „Lira Gängster“ haben sich immer wieder viel zu erzählen. Die Lichtenrader „Pufferküsser“ freuen sich schon jetzt auf das nächste Treffen in einem Monat.

Thomas Moser



Alle Fotos Thomas Moser


 

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