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Daniel Barenboim und Martha Argerich erneut gemeinsam auf der Bühne

13. August 2013
Besonders die Waldbühnenkonzerte mit klassischer Musik begeistern das Berliner Publikum immer wieder. Schon zum siebten Mal in Folge und erneut unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzlerin Angela Merkel verzaubert in der Waldbühne das West-Eastern-Divan Orchestra die Gäste. Und was wäre so ein Konzert ohne den Meister mit Taktstock: Daniel Barenboim? Der Dirigent und musikalischer Leiter Barenboim hat erneut die begnadete Pianistin Martha Argerich mitgebracht und gemeinsam ist das Dream-Team nicht mehr zu schlagen. Das war besonders bei einer kleinen Ravel-Zwischeneinlage vor der Pause zu spüren, als vierhändig der Flügel förmlich Flügel bekam. Martha Argerich und Daniel Barenboim sind Freunde aus Kindheitstagen: „Es gibt niemanden, den ich so lange kenne wie Martha. Unsere Beziehung basiert natürlich auf der Musik, jedoch verbindet uns zugleich eine echte, menschliche Liebe“, so beschreibt Barenboim die besondere zwischenmenschliche Verbindung zur argentinischen Pianistin.
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Foto/Archiv: Kai Heimberg
Glücklicherweise hat der eher verregnete Sommer ein kleines regenfreies Zeitfenster für das Konzert eingeplant, sodass die Musik trotz einiger dunkler Wolken trockenen Fußes bei milden Temperaturen genossen werden konnte.
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Gemeinsam „rockten“ alle Musiker die Waldbühne, auch wenn es klassische Töne von Michail Glinka, Dmitri Schostakowitsch und Pjotr Tschaikowsky waren. Circa 15000 Zuschauer waren von der Reise in die russische Musikgeschichte begeistert.

Das außergewöhnliche Orchester spielte mit über 100 Mitwirkenden auf und garantierte einen unvergesslichen Abend. Beim West-Eastern Divan Orchestra sind Nationen musikalisch friedlich vereint, die sich sonst oft kriegerisch gegenüberstehen. Die besondere völkerverbindende Orchesteridee wird von der Bundesregierung gefördert. So genoss Finanzminister Dr. Wolfgang Schäuble sichtlich das Konzert. Vom Berliner Senat ließ es sich ebenfalls Kultursenator Dr. Klaus Lederer nicht nehmen, den wunderbaren Klängen zu folgen.

Russische Musik in der Open-Air Arena

Beschwingt und heiter wurde mit der Ouvertüre zur Oper Ruslan und Ljudmila von Michail Glinka der Abend eröffnet. Dmitri Schostakowitsch sorgte für die Musik des folgenden Konzertes. Neben Martha Argerich am Klavier konnte Bassam Mussad an der Trompete überzeugen. Ursprünglich sollte es nach der Idee des Komponisten nur ein Konzert für Trompete und Orchester werden. Die teils witzigen und neckigen Trompetenparts mit dem dominierenden Klavier brachten den lebhaft-spritzigen Charakter des Stücks gut zur Geltung.

Nach der Pause wurde die berühmte fünfte Symphonie des russischen Komponisten Peter I. Tschaikowsky präsentiert. Ähnlich wie Schostakowitschs Werk durchlief auch dieses Stück eine unerwartete Entwicklung: Obgleich Tschaikowsky nach Fertigstellung seiner Komposition große Selbstzweifel plagten und er sogar Bedenken äußerte, sich „ausgeschrieben“ zu haben, entwickelte sich die Symphonie mit ihrem Schicksalsmotiv als Leitthema schließlich zu einem seiner beliebtesten Werke. Dass die Skepsis des Komponisten keineswegs begründet war, hat die Interpretation des West-Eastern Divan Orchestra eindrucksvoll belegt.

Der Part vor der Pause fiel eher kurz aus. Dafür knauserte Daniel Barenboim und das West-Eastern-Divan Orchestra nach dem zweiten längeren Teil auch nicht mit wunderbaren Zugaben. Die Besucher genossen einen schönen musikalischen Sonntagabend.

Zum West-Eastern-Divan Orchestra
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Foto/Archiv: Kai Heimberg
Von Daniel Barenboim und von dem Literaturwissenschaftler Edward Said 1999 ins Leben gerufen, vereint das West-Eastern Divan Orchestra junge Musiker aus Israel, Palästina, Syrien, Ägypten, dem Iran und anderen Staaten des Nahen Ostens und unterstützt den interkulturellen Dialog durch die Kraft der Musik. 18 Jahre nach Gründung des West-Eastern Divan Orchestra ist die Philosophie von Daniel Barenboim und Edward Said fest in Berlin verankert: mit der Barenboim-Said Akademie, die 2016 ihren Lehrbetrieb aufnahm, sowie durch den im März eröffneten Pierre Boulez Saals – eines Orts der Begegnung, Interdisziplinarität und Kreativität – wird der 1999 geborene Leitgedanke „Bildung durch Musik“ in der Hauptstadt gelebt und weitergetragen. Dass das West-Eastern Divan Orchestra und die damit verbundene Vision nicht mehr aus der Berliner Kulturlandschaft wegzudenken sind, beweist auch das alljährliche Waldbühnenkonzert, das sich inzwischen zum etablierten Sommerkonzerthöhepunkt Berlins entwickelt hat.

Ein grandioser Abend

Ein grandioser musikalischer Abend mit großer Musik, einem großen Orchester, wunderbaren Solisten am Flügel und Trompete, einen charismatischen Dirigenten und eine große Idee.
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Einfach nur ein musikalischer Zauber, der im nächsten Jahr am 19. August 2018 erneut in der Waldbühne erwartet werden kann.

Thomas Moser
Fotos, sofern nicht extra gekennzeichnet, auch Thomas Moser, BerLi-Press


 

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