Berlin, 2. November 2012 Schon von Außen kann man die Dudelsackklänge hören. Der Deutsche Bundeswehrverband hat zum Berlin TATTOO 2012 in die O2-World Berlin eingeladen und der Dudelsack gehört selbstverständlich dazu!

Warum in Berlin zeitgleich zwei Berlin-Tattoos unter verschiedener Trägerschaft stattfinden, mag ein Geheimnis der Veranstalter bleiben. Der normale Besucher blickt da nicht so recht durch. Aber in Berlin ist ja so manches anders; hier gibt es ja auch zwei Tierparks.

...noch bei der Probe... (Foto: Berlin TATTOO)
Ich berichte vom Berlin TATTOO 2012 in der großen Mehrzweckhalle am Ostbahnhof. Diese Veranstaltung steht unter der offiziellen Trägerschaft vom Bundeswehrverband. Sogar der oberste Befehlshaber der Streitkräfte, der Verteidigungsminister Dr. Thomas de Maizière, ließ es sich nicht nehmen, die Premiere dieser riesigen Musikshow zu eröffnen.

„Doe den tap toe!“ heißt es auf Niederländisch. Mit dieser Aufforderung „Macht den Zapfhahn zu“ war das feierabendliche Trinken der Soldaten beendet. Zu diesem Zapfenstreich gehörten schon seit alter Zeit musikalische Signale und Trommelrufe. Aus dieser holländischen Aufforderung hörten die Briten „Tattoo“ raus. So soll der seit Jahren etablierte Begriff TATTOO für die militärisch-internationalen Musikveranstaltungen entstanden sein.

Durch das nachgebaute Brandenburger Tor marschieren die Musiker zum großen Opening ein. In 24 Stunden wurde das Eingangstor, fasst in Originalgröße, aufgebaut. Bunte Uniformen, Trommeln, Dudelsäcke, eine Mischung verschiedener Bands und sogar eine historische Bierpferdekutsche ließen kurz den historischen Zusammenhang wach werden.

Massed Pipes and Drums (Foto: Berlin Tattoo)
In der circa zweistündigen Show, die sich keine Pause gönnte, jagte ein Höhepunkt den anderen. Die prachtvollen unterschiedlichen Uniformen der „Massed Pipes and Drumes“ sind immer sehr beeindruckend. Rund 150 Dudelsäcke und Trommeln erklingen und geben jedem Tattoo erst den richtigen Rahmen. Heiser wird der Abzugsbefehl zur Mannschaft gebrüllt. Die Spieler verlassen das Hallenrund jeweils an den Seitenausgängen und die nachfolgenden Musiker warten hinter dem nachgebauten Brandenburger Tor. Bei diesem Tatto sind insgesamt 1.183 als Mitwirkende dabei.

Die Guards Band aus Finnland zeigte ein beachtliches musikalisches Spektrum. Vom traurigen Klang hin bis zu leichtfüssigen Melodien im Walzerschritt: Die Band, die sonst bei finnischen Staatszeromien spielt, zeigt ihre verspielte Umgangsweise mit Musik im militärischen Look.

Die musikalische Qualität aller Gruppen ist beeindruckend. Die bunte Gruppe der tanzenden Frauen von den schottischen „Ailsa Craig Highland Dancers“ faszinierten schon im letzten Jahr mit ihren folkloristischen Formationen. Das Tattoo hat nichts mit martialischen militärischen Getöse zu tun, sondern zeigt die bunte internationale Vielfalt mit einem ganz friedvollen Auftrag. Das Publikum ist bunt gemischt und freut sich über die Abwechslung der Darbietungen.

Eine der ältesten dänischen Stadtgarden „Vejen Garden“ setzt sich aus Knaben und Männer von 9 bis 35 Jahren zusammen. Sie laufen verschiedene Formationen und bereiten mit ihrer rot-weißen Musikpräsentation dem Publikum eine riesige Freude. Bunt ist die Musikmischung. Von „The Saints“, „Beat it“ bis hin zum Radetzky Marsch. Ein großer Applaus ist der Lohn für die gemischte Gruppe.

Coldsteam Guards (Foto: Berlin Tattoo)
Der Gänsehautfaktor ist bei den britischen „Her Majesty´s Coldstream Guards“ garantiert, wenn mit viel Blechmusik und im Sologesang „We are the Champions“ erklingt. Ob die Fanfaren aus Frankreich, die englischen Musiker mit ihren dicken Fellmützen und mit 007-James-Bond-Melodien und auch die deutschen Soldaten, alle Musiker sind mit viel Freude und Spaß dabei.

Besonders erwähnt werden soll, dass sich das Stabmusikkorp der Bundeswehr mit dem Drill Team des Wachbataillons als angenehm locker erwiesen hat. Noch im letzten Jahr war das die einzige Präsentation, die sehr preußisch und streng militärisch präsentiert wurde. Die Mischung Musik und Drill Team gab dem Ganzen jedoch eine vorteilhafte Lockerheit. Auch die verschiedenen Uniformen der drei Teilstreitkräfte Heer, Marine und Luftwaffe lockerten das eher graue Bild aus dem Vorjahr vorteilhaft auf. Als dann die deutsche Trommelgruppe sogar noch den Hüftschwung vollführte, war auch bei dem letzten Skeptiker von militärischen Ritualen der Bann gebrochen.

Zum großen Finale, bei dem alle Musiker und Tänzer wieder vereint im Rund der riesigen Halle standen, durfte dann die „Berliner Luft“ nicht fehlen. Das „Berolina Chorensemble Köpenick“ war in diesem Jahr direkt vor dem Brandenburger Tor sehr präsent und brachten das Publikum zum Mitsingen. Die deutsche Nationalhymne war der feierliche Abschluss der Veranstaltung.

Eine ganz persönliche Anmerkung erlaube ich mir noch an dieser Stelle. Mit ein wenig Wehmut vermisste ich die witzigen Trommler aus der Rekrutenschule in der Schweiz, die im lezten Jahr für meinen persönlichen Höhepunkt der Veranstaltung sorgten. Aber auch dieses Jahr haben die Veranstalter eine ganz besondere bunte Musikshow der Spitzenklasse zelebriert, die mich, als eher militärfernen Betrachter, verzaubert hat. Besonders schön finde ich, wenn der Erlös der Veranstaltungen sozialen Zwecken, aber auch den Familien und Soldaten zur Verfügung gestellt wird, die in den Kriegsgebieten ihren Kopf und ihre Seele „aufs Spiel“ setzen und gesetzt haben. Meine Hochachtung gilt diesen Soldaten!

Thomas Moser –BerLi-Press


 

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