Edith-Stein-Bibliothek

Stadtteilbibliothek Lichtenrade


Internet:
www.berlin.de/ba-tempelhof-schoeneberg/organisationseinheit/stadtbibliothek/lichtenrade.html

Verkehrsverbindungen: S2 - Lichtenrade, Bus M76, 172, 175, 275
Angebote: 33.000 Medien, 5 PC (Internet, Standardsoftware)


Kleine Chronik:

1970
Im neu fertig gestellten Bildungszentrum Lichtenrade in Lichtenrade in der Barnetstraße
(bis 1988 im Betrieb-mittlerweile wegen Asbestbelastung abgerissen, jahrelang
Behelfsbauten, Dezember

2004
Erster Spatenstich für den Neubau, 11. November 2005 Richtfest für den Neubau) befindet
sich die Carl-Zeiss-Oberschule, eine Jugendfreizeitstätte, eine Stadtbücherei mit Mediothek
und zahlreiche Lehrräume der Volkshochschule

April 1996
Die Stadtteilbibliothek in der Bahnhofstraße wird geschlossen
Dezember 2002 Die Stadtbibliothek am Lichtenrader Damm wird geschlossen
Februar 2003 die Stadtbibliothek in der Briesingstraße 6 wird eröffnet

17. März 2006
Namensgebung der Stadtteilbibliothek Lichtenrade in Edith Stein Bibliothek


Das Leben der deutschen Philosophinlichtenrade-berlin.de_historische-orte-edith-stein-bibliothek_01
Edith Stein

„Komm, wir gehen für unser Volk"

* 12. Oktober 1891 in Breslau geboren

† 09. August 1942 (vermutliches Datum)
in Ausschwitz-Birkenau in den Gaskammern der Nazis ermordet

 

Johannes Paul II.
Ansprache bei der Seligsprechung von Edith Stein in Köln (1987)

Edith Stein ist im Vernichtungslager von Auschwitz als Tochter ihres gemarterten Volkes umgekommen. Trotz ihrer Übersiedlung von Köln in den niederländischen Karmel von Echt fand sie nur vorübergehend Schutz vor der wachsenden Judenverfolgung. Nach der Besetzung Hollands wurde auch dort die Vernichtung der Juden durch die Nationalsozialisten umgehend in die Wege geleitet, wobei die getauften Juden zunächst ausgenommen wurden. Als aber die katholischen Bischöfe der Niederlande in einem Hirtenbrief gegen die Deportation der Juden scharf protestierten, verfügten die Machthaber als Rache dafür die Vernichtung auch der Juden katholischen Glaubens. So trat Schwester Teresia Benedicta vom Kreuz zusammen mit ihrer leiblichen Schwester Rosa, die ebenfalls im Karmel zu Echt Zuflucht gefunden hatte, den Weg ins Martyrium an.

Beim Verlassen ihres Klosters fasste Edith ihre Schwester bei der Hand und sagte nur: "Komm, wir gehen für unser Volk." Aus der Kraft opferbereiter Christusnachfolge sah sie auch in ihrer scheinbaren Ohnmacht noch einen Weg, ihrem Volk einen letzten Dienst zu erweisen. Bereits einige Jahre vorher hatte sie sich selbst mit der Königin Esther im Exil am persischen Hof verglichen. In einem ihrer Briefe lesen wir: »Ich vertraue darauf, daß der Herr mein Leben für alle (Juden) genommen hat. Ich muss immer wieder an die Königin Esther denken, die gerade darum aus ihrem Volk genommen wurde, um für das Volk vor dem König zu stehen. Ich bin eine sehr arme und ohnmächtige kleine Esther, aber der König, der mich erwählt hat, ist unendlich groß und barmherzig."

Selig gepriesen sei Edith Stein, Schwester Teresia Benedicta vom Kreuz, eine wahre Anbeterin Gottes - in Geist und Wahrheit. Ja, selig ist sie! - Amen

 
Auszüge aus dem Vortrag von P. Dr. Raimund Bruderhofer OCD am 4. Mai 2000 in Horn

Geboren wurde Edith Stein als elftes Kind von Siegfried und Auguste Stein in Breslau am 12.10.1891 zu Yom Kippur (Versöhnungstag), dem höchsten jüdischen Festtag. Die Familie war gläubig und beging alle jüdischen Feste. Mit vierzehneinhalb Jahren gewöhnte sich Edith bewusst das Gebet ab. Von ihren sechs das Kindheitsalter überlebenden Geschwistern (vier Kinder starben im Kindheitsalter) starben drei , Paul, Elfriede und Rosa, - so wie sie selbst - in Konzentrationslagern, Else, Erna und Arno konnten auswandern.

Erst kurz vor der Geburt von Edith übersiedelte ihre Familie nach Breslau. Der Vater betrieb einen Holzhandel, der nach dem frühen Tod des Vaters unter Führung der Mutter Auguste einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebte. Die Mutter war das Zentrum der Familie und für ihre Kinder ein großes Vorbild. 1933 schrieb Edith in ihren Kindheitserinnerungen, dass sie ihr Judentum nie abgelegt hatte und glücklich war, eine Judenchristin zu sein. Bei antisemitischen Begebenheiten gab sie sich auch als Atheistin immer als Jüdin zu erkennen.

Von ihrer Mutter erbte sie die Eigenschaften Disziplin, Entschiedenheit, Genügsamkeit und Intelligenz. Schon als Kind war Edith sehr klug und ehrgeizig. Einer ihrer Lehrer sagte später in Bezug auf sie: "Schlag an den Stein und Weisheit springt heraus!" Seit ihrer Jugendzeit war sie überall dabei, wo man aufmüpfig sein konnte (in sozialen Angelegenheiten, in der Frauenbewegung, beim Recht auf gleiche Bildung für alle). Ihr inneres Leben gab sie allerdings nie preis. ...

Mit vierzehneinhalb Jahren wollte sie die Schule nicht mehr weiter besuchen und ging mitErlaubnis ihrer Mutter nach Hamburg zu ihrer ältesten Schwester Else, die gerade ein Kind geboren hatte. Edith half im Haushalt und bei der Kindespflege und reifte in den zehn Monaten ihres Aufenthaltes in Hamburg so weit heran, dass sie den Entschluss fasste, wieder die Schule in Breslau zu besuchen. Sie lernte die zehne Monate ihrer Abwesenheit nach und schloss schließlich ohne Zeitverzug das Gymnasium mit dem Abitur ab. Allerdings hatte sie sich im Haushalt ihrer Schwester Else in Hamburg, wo der jüdische Glaube nicht gelebt wurde, das Gebet abgewöhnt und den Glauben an einen persönlichen Gott verloren.

Nach dem Abitur fasst Edith den Entschluss, Lehrerin zu werden und beginnt in BreslauGeschichte, Deutsch, Philosophie und Psychologie zu studieren. Das Studium der Psychologie in Breslau befriedigt sie wenig und stößt sie in der Literatur auf die Schriften des Göttinger Professors Edmund Husserl (Begründer der Phänomenologie). Das bewegt sie dazu, nach zwei Studienjahren nach Göttingen zu wechseln.

In der Philosophie sucht Edith nach dem Sinn des Lebens. Besonders beeindruckt war sie von einer einfachen Frau, die mit ihrem Korb in den katholischen Dom in Frankfurt gekommen war und dort - ohne dass ein Gottesdienst stattfand - einige Minuten betete. In Synagogen oder protestantischen Kirchen, die sie besucht hatte, hatte sie das nie erlebt. In Göttingen trifft Edith Stein auch den Philosophen Max Scheler kennen, der ihr die Begegnung mit einer ihr vorher unbekannten Welt - der katholischen - eröffnet. Ihre rationalistischen Vorurteile fielen und die Welt des Glaubens tat sich auf.

Bei der Abfassung ihrer Dissertation über die "Einfühlung" gelangt Edith an ihre geistigen Grenzen, fällt in eine depressive Krise und gerät in Verzweiflung. Vom Privatdozenten Adolf Reinach wird sie schließlich ermutigt: "Beginnen Sie Ihre eigenen Gedanken niederzuschreiben. Im ersten Weltkrieg (1915) stellt sie sich dem Roten Kreuz zur Verfügung und wird im österreichischen Mährisch-Weißkirchen als Schwester in einem Militärlazarett eingesetzt, auch bei Tuberkulosekranken. Nach Beendigung ihrer Tätigkeit in dem Militärlazarett kehrt sie zunächst nach Breslau zurück und widmet sich dann wieder der Arbeit an ihrer Dissertation. 1916 wird sie Doktor der Philosophie summa cum laude.

Seit ihren ersten Glaubensimpulsen in Göttingen dauerte der Prozess der Glaubensentscheidung etwa 5 - 7 Jahre. Einer dieser Impulse war der Tod Adolf Reinachs im ersten Weltkrieg (1917), als sie die Witwe Anne um die Ordnung seines Nachlasses bat. Sie bereitete sich auf die erste Begegnung mit der Witwe vor, merkte dann aber, dass diese aus ihrem Glauben heraus den Tod ihres Gatten verkraftete und sogar die verstörte Edith trösten konnte.

Mit Philomena Steiger sprach Edith über Religion. Philomena sprach zu Edith über die jüdische Religion, die Propheten, den Messias usw. Als Edith sich Philomena gegenüber als Atheistin bezeichnete, korrigierte Philomena sie: "Sie sind keine Atheistin, Sie sind eine Suchende! Beten Sie zum Hl. Geist! Einfach anfangen!" In dieser Zeit (ca. 1920) führte Edith eine Art inneren Kampf zwischen Intellekt und Hingezogensein, wobei ihre leidenschaftliche Suche nach der Wahrheit ihr einziges Gebet war, wie sie später sagt.

Im Sommer 1921 hält sich Edith bei ihren Freunden Hedwig Martius und Theodor Conrad in Bergzabern auf. Eines Abends, als die beiden Freunde weggefahren sind, findet sie im Bücherschrank ein Buch mit dem Titel "Leben der Heiligen Teresia von Avila", von dieser Heiligen selbst verfasst. Sie fängt an zu lesen und ist von diesem Buch so gefangen, dass sie es in einem Zug bis zur Morgendämmerung ausliest. Als sie es schließt, sagte Edith zu sich selbst: "Das ist die Wahrheit". Entschlossen, zum christlichen Glauben überzutreten und sich auf die Taufe vorzubereiten, kauft sie sich einen katholischen Katechismus und ein Messbuch. Sie spürt die Sehnsucht, Karmelitin wie die Hl. Theresa v. Avila zu werden.

Auch mit ihren Freunden spricht sie zunächst nicht über ihren plötzlichen Zugang zum Glauben: "Secretum meum mihi" - "mein Geheimnis gehört mir". Am 1. 1. 1922 wird Edith getauft, wobei mit Erlaubnis des Bischofs ihre evangelische Freundin Hedwig Martius Taufpatin ist. Priester, die sie um Rat fragte, rieten ihr, ihre Talente mitten in der Welt einzusetzen und nicht in einen Orden einzutreten. Sie befolgte dies vor allem auch deswegen, um auf ihre Mutter Rücksicht zu nehmen.

Generalvikar Schwind von Speyer, in den ersten Jahren nach der Taufe ihr geistlicher Begleiter, vermittelt ihr eine Stellung als Lehrerin am Institut St. Magdalena (Schule einschließlich Lehrerbildungsanstalt) in Speyer, welches von den Dominikanerinnen geführt wird, wo sie von 1923 bis 1931 unterrichtet. Seit ihrer Taufe verbindet Edith Arbeit & Gebet als Praxis & Anliegen. Ab 1924 übersetzt sie Schriften von John Henry Kardinal Newman aus dem Englischen, später das Werk "Quaestio disputata de veritate" des Hl. Thomas v. Aquin aus dem Lateinischen...

1931 nimmt sie Abschied von Speyer, um in Breslau ihre Habilitation vorzubereiten. Doch war für sie als Frau und Jüdin die Zeit nicht günstig. Im April 1932 erhält Edith Stein am Deutschen Institut für Wissenschaftliche Pädagogik in Münster einen Lehrauftrag und wohnte in dieser Zeit bei den studierenden Klosterfrauen im "Collegium Marianum". Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland muss sie ihre Lehrtätigkeit in Münster beenden. ...

Dass sie keine Vorlesungen mehr halten würde, sah Edith auch als barmherzige Fügung, nach Monaten des Gebets entschließt sie sich nunmehr, in den Karmel von Köln einzutreten. Sie musste diesen Schritt nur im Vertrauen auf die Führung Gottes tun, es blieb für sie eine große Wunde, dass ihre Mutter diesen Entschluss nie verstehen und bejahen konnte. Im Karmel kennt sie niemand und ist sie auch nicht besonders geschickt in den Tätigkeiten, die zu verrichten sind wie Nähen, Kochen, Hausarbeit etc. Sie hat viel Zeit für Gebet, arbeitet aber auch weiterhin wissenschaftlich, auch für den Orden. Sie vollendet ihr Hauptwerk, die philosophische Arbeit "Endliches und Ewiges Sein".

1938 finden in Großdeutschland (nach dem Anschluss Österreichs) "Wahlen" statt, aus deren Anlass die Klosterschwestern nicht - wie sonst - das Kloster verlassen, sondern die "Wahl- behörde" in den Karmel kommt. Sie steht nicht auf der Liste der Wahlberechtigten und weiß daher, dass den staatlichen Behörden bekannt ist, dass sich eine "Jüdin" (Judenchristin) im Kloster befindet. Sie weiß daher, dass sie einerseits nicht sicher im Kloster ist und andererseits ihre Anwesenheit den Karmel gefährden könnte - vor allem nach der "Kristallnacht" (Novemberprogrom, 9./10. November 1938).

Am 31. 12. 1938 übersiedelt sie daher in den Karmel nach Echt in Holland, einem Kloster, das als "deutsches Exilkloster" zur Zeit des Kulturkampfes unter Bismarck gegründet wurde... Am 26. Juli 1942 protestieren die holländischen Bischöfe gegen das Verbrechen der Judenverfolgung, indem sie das Telegramm an den Reichsstatthalter Artur Seyßß-Inquart von den Kanzeln der Kirchen verlesen ließen. In Reaktion darauf verhaften die NS-Behörden in den Niederlanden alle zum katholischen Glauben konvertierten Juden. Am 2. August 1942 kommen zwei SS-Offiziere zum Karmel Echt (während Edith gerade in Betrachtung betet) und lassen Edith und Rosa Stein nur fünf Minuten um mitzukommen.

In der Nacht von 3. auf 4. August 1942 werden beide in das Sammellager Westerbork eingeliefert. In diesem Lager fiel sie durch ihre große Ruhe und Gelassenheit auf und ihre Hilfe und Beistand für die Kinder und die Verzweifelten. In diesem Lager schreibt sie noch einen Brief an die Priorin von Echt, in dem sie um verschiedene Kleidungsstücke bittet und mitteilt: "Konnte bisher herrlich beten". Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde Edith Stein zusammen mit ihrer Schwester Rosa am 9. August 1942 im Konzentrationslager Auschwitz- Birkenau vergast...

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