Erlebnisse einer Lichtenraderin

Noch Fotos aus Erlebnisse einer Lichtenraderin ergänzen .... erlebnisse_lichtenr.html

Doris Herrmann, 1933 geboren, eine echte Lichtenrader Pflanze, das Herz und den Schnabel am rechten Fleck!
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Doris Herrmann ist in Lichtenrade geboren, aufgewachsen und immer in Lichtenrade geblieben. Sie hat selbst in der Post von Lichtenrade gearbeitet. „Ich kann Ihnen Geschichten erzählen...“ sagt sie schon beim ersten Telefonat. Beim persönlichen Treffen ging es aber dann erst richtig los! Ohne Punkt und Komma fließen die Geschichten der passionierten Ansichtskartensammlerin nur so aus ihr raus. Zu den Geschichten kann sie auch meistens Dokumente liefern. „Sonst könnte ick ihnen ja allet erzählen“.

Als Kind wohnte sie in der Berliner Straße 63 (jetzt Lichtenrader Damm 20, Nähe der „Grünen Apotheke“ - Das Grundstück hatte auch 2 Zugänge von der Lintrupper Straße).

Ein ganz einschneidendes Erlebnis war, als 1944 bei einem Bombenangriff in der Uhlandstraße (wenn man von der Lenaustr. kommt das dritte Haus links) eine komplette Hochzeitsgesellschaft vernichtet wurde. Ob der Voralarm nicht gehört wurde oder ob die Verdunkelung nicht komplett war, wird man nie mehr erfahren. Den Schleier der Braut fanden die Kinder später auf dem Nachbargrundstück in einem Baum.

Die Schüler mussten zwischen 1940 und 1945 Kartoffelkäfer sammeln, ein anderes Mal pflückten wir bei einem Klassenausflug Blaubeeren. Der größte Spaß für die Kinder war jedoch, wenn sie Granatsplitter sammeln mussten. Sie bewunderten gegenseitig ihre Funde und waren besonders Stolz auf große, „schöne“ und bunte Granatsplitter. Die Granatsplitter gingen dann wieder in die Rüstung.

Beim Jugendsportfest 1940 wurde dem jungen Mädchen Doris von Hitler die Ehrennadel in Silber überreicht. Das Sportfest fand auf dem Sportplatz Halker Zeile statt, der damals schon existierte.

1940 kam der Vater auf Heimaturlaub. Als der kleine Bruder den Stahlhelm sah, fragte er, ob alle Soldaten einen Nachtopf haben. Diese Reaktion schickt die Mutter einen Soldatensender. Der Lohn war ein Akkordeon.

1945 kam das Mädchen mit 12 Jahren zum BDM. Sie erhielt eine Kuchen karte, die aber dem Vater an die Front geschickt wurde.

Ein Soldat, der offensichtlich ein sogenannter Fahnenflüchtling war, hing eines Tags an der Laterne vor der heutigen „Grünen Apotheke“ und hatte ein Schild „Vaterlandsverräter“ umgehängt bekommen.

Südlich der heutigen Buckower Chaussee verlief der Panzergraben. Dort ist nach dem Krieg ein russischer Panzer verschüttet worden, der heute dort noch begraben liegen müsste.

Die Mutter musste für die Russen kochen. Die Russen wünschten sich Hühner, die natürlich nicht da waren. Das Erstaunen war groß, als am nächsten Morgen vier tote Hühner vor der Haustür lagen. So wurde dann die Suppe gekocht. Nur die Innereien wurden für die Familie abgezweigt.Als die Suppe dann von den Soldaten gelöffelt wurde, haben sie die Innereien vermisst. Die Mutter erklärte, dass sie die Innereien weggeworfen hätte. Darauf hin erklärten sie die Mutter für verrückt.

Das gekochte Essen musste die Mutter immer als Vorkosterin als erste essen, erst dann aßen die Soldaten.

Die Mutter arbeitete später für die Amerikaner im Verpflegungsdepot. Das ehemalige Borsigwerk (später Jugendgästehaus und Männerwohnheim) an der Buckower Chaussee wurde dafür genutzt.Es wurde streng darauf geachtet, dass keinerlei Lebensmittel aus dem Gelände raus geschmuggelt wurden. Innerhalb des Geländes durfte man sich mit Essen für sich selbst zum sofortigen Verzehr bedienen. Ein Mann versuchte Butter rauszu schmuggeln, die er sich um den Bauch band. Er wurde vom Wachsoldaten erwischt und musste die gesamte Butter sofort aufessen.

Diesen amerikanischen Soldaten traf Frau Herrmann 1965 wieder. Er wohnte drei Stockwerke höher und hatte eine Deutsche geheiratet. Frau Herrmann erkannte ihn, da sie die Mutter öfters abgeholt hatte, sprach ihn an und hielt ihn dieses Vorkommnis vor Augen. Er erklärte, dass er nicht anders handeln konnte.

Als Frau Herrmann als Kind Diphtherie hatte, erhielt die Mutter ein Verpflegungspaket mit nach Hause, damit sie bald wieder gesund wird.

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