Bus A 52

"Der Tempelhofer", Jahrg. 10 (1956 oder 1957), Nr. 34, S. 5
(aus dem Heimatmuseum Tempelhof-Schöneberg)
Mit dem "A 52“ von Britz nach Lichtenrade

Die wenigsten Britzer Einwohner wissen, daß sie mit dem Autobus A 52 von Britz-Süd in 20 Minuten das schöne Landhausgebiet Lichtenrade erreichen können. Dabei fährt dieser Außenbezirk-Bus alle 30 Minuten an der Süd-Britzer Siedlung „Neuland" vorbei... ...Am Mariendorfer Damm fahren wir in den Nachbarbezirk Tempelhof ein. „Kettinger Straße" ruft der Schaffner. Hier ist schon Lichtenrader Gebiet. Gleich linker Hand erstreckt sich ein großer, parkartiger Garten; es sieht hier schon anders als an der Buckower „Straßenspinne", wo die Plätze am kleinen Pfuhl beiderseits der Marienfelder Chaussee hoch mit Unkraut überwuchert sind - wirklich kein schöner Anblick, wenn man von hier aus die Straße Alt-Buckow durchwandern will. Wir biegen in die Lenaustraße ein; eigentlich müßte sie Strelenaustraße heißen, denn "Lenau" war nur das Pseudonym des Dichters des "Postillion" („Lieblich war die Maiennacht“). Wir sind im Viertel der Dichter und Denker: Schillerstraße, Raabestraße, Lessingstraße, Humboldtstraße, Goethestraße. Vorbei an der Warnitzer Straße, am Rackebüller Weg und an der Lintruper Straße gelangen wir zum blumengeschmückten Goetheplatz, in dessen Nähe, dort, wo der Lichtenrader Damm die alte Provinzialchaussee verläßt, das vielbesuchte Gartenlekal "Zum alten Förster" liegt. Nebenan befindet sich in einem Landhaus das Postamt 2 von Lichtenrade. Wie groß war doch dagegen noch vor 80 Jahren die Posthalterei auf dem Hof des Lehnschulzengutes von Alt-Lichtenrade. Täglich bzw. nachts, fuhr hier die mit schnellen Pferden bespannte Personenpost von Golßen-Baruth-Zossen durch. Wir biegen in den Griembergweg ein und kommen in das Märkische Viertel von Nordost-Lichtenrade.

An der Ecke der Bernauer Straße fällt uns ein Haus auf: es ist nicht im üblichen Landhausstil errichtet, sondern ein rohrgedecktes Bauernhaus, wie wir es in der Uckermark finden. Der Eigentümer, Heraldiker und Genealoge Dr. Jacob, hat die Absicht die Uckermärker, denen Berlin zur zweiten Heimat geworden ist, hierher auf einen "plattdütschen Snack" und einen kleinen Umtrunk einzuladen. Neulich waren ja sogar die Erzgebirgler in Lichtenrade, um in der Goltzstraße einen Landsmann in seinem "Häusl" aufzusuchen und in der „Linde" ihre „Hamit"-Liedl zu singen... ...Auf der Bernauer Straße tüchtig ausschreitend, kommen wir an der Landsberger und Soldiner Straße vorbei, am Freiertweg, einst Bauer Freierts Grund und Boden, passieren Dielingsgrund und Reichnerweg, der seinen Namen zu Ehren des Heimatschriftstellers Wilhelm Reichner führt, dessen Witwe heute in Tegelgrund lebt. An der Rathenower Straße bzw. an der Straße 13 wechseln Getreide- und Kartoffelfelder. Goldgelber Hafer wartet auf die Schnitter. Ein Verkehrsschild deutet an, daß hier die Bernauer Straße zu Ende ist. Der sie von Buckow trennende Ackerstreifen weißt zum Leidwesen der Besitzer einen Trampelpfad auf...

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