Der Kinder- und Jugendclub ist zwar in die Jahre gekommen, wird jedoch nach wie vor gut angenommen. Vielen Lichtenraderinnen und Lichtenrader verbrachten hier viele Stunden ihrer Freizeit. Besonders beliebt war das kleine „Freibad“ im Garten der ehemaligen Villa, dass für viele Kinder und Jugendliche ein besonderer Anziehungspunkt war.

Zur Geschichte informierte der langjährige ehemalige und erst kürzlich verstorbene Einrichtungsleiter Volker Wallbaum die Redaktion der Lichtenrader Webseite.

Vom amerikanischen Offiziersclub zum Jugendclub

Die 1936 vom Bauunternehmer Bartels gebaute Villa hat mittlerweile eine 70jährige Geschichte als Jugendclub vorzuweisen. Die Geschichte begann sogar schon 1945 direkt nach dem 2. Weltkrieg, als die Russen in diesem Haus ein Jugenheim für die Vorgänger der FDJ eröffneten. Nach der Sektoreneinteilung und dem Weggang der russischen Besatzungsmacht übernahmen die Amerikaner das Haus und richteten zuerst einen Offiziersclub ein.

Dieser Offiziersklub wurde Anfang des Jahres 1948 von einer anderen amerikanischen Einheit übernommen, die daraus ein Jugendheim machte. Die Verbindungsoffiziere zwischen dem Jugendclub und der amerikanischen Armee waren zwei waschechte Amerikaner mit dem altdeutschen Namen Oberst Meier und Oberst Müller. Beide Offiziere wollten einen deutschen Leiter einsetzen. Sie sprachen deshalb den Direktor der nahen Ulrich-von-Hutten-Schule Dr. Theodor Feigel an. Und der hatte für dieses Projekt sofort Verständnis. Er bat einen jungen Lehrer sozusagen nur halbtags im Schuldienst zu sein und den Rest seines Dienstes im Jugendclub abzuleisten. Dieser Lehrer war Dr. Tüllmann. Am 1. April 1948 wurde der Jugendclub unter amerikanischer Leitung eröffnet.

In einem Bericht des ehemaligen Lichtenrader Erhard Scheffler heißt es: „"Ich kann mich noch gut an die Anfänge des GYA-Club mit Dr. Tüllmann im Jahr 1948 erinnern. Im 1.OG wurde ein Werk- und Materialraum eingerichtet. Zu den Räumen hatte ich von Dr. Tüllmann vertrauensvoll die Schlüssel erhalten. Durch die Berlin-Blockade (24.6.1948 - 12.5.1949) hat sich das Arbeitsthema Flugzeugmodelle von den "Rosinenbombern" herzustellen angeboten. Bei den Verbindungsoffizieren sind die Arbeiten gut angekommen, dass sie als Belegexemplare irgendwo ausgestellt wurden. Dr. Tüllmann, von uns "Tülle" genannt, war auch einer von unseren Lehrern. Durch seine guten Verbindungen war es möglich einen Schulausflug auf den Tempelhofer Flughafen zu machen. So konnten wir den Ablauf der Luftbrücke aus nächster Nähe erleben. Als Höhepunkt hat uns der Erfinder der kleinen Fallschirme, Pilot Gail Halvorsen, mit einem Imbiss und ein paar süßen Geschenken begrüßt und durch seine Maschine geführt. Natürlich war am nächsten Tag der Aufsatz "Die Luftbrücke" fällig."

Die Kinderarbeit übernahm Frau Bettina Dickmann. Als das Jugendprogramm der amerikanischen Armee das "GYA-Programm" (German Youth Activities) verkleinert wurde, wurde das Haus mit dem gesamten Inventar dem Bezirksamt Tempelhof, Abteilung Jugend und Sport, übergeben. Aus dieser Arbeit entstand die Basketballabteilung des VFL Lichtenrade, aus der auch die Nationalspielerin Uschi Stein (Hausstein) hervorging.

1953 stieg dann das Bezirksamt ein… und ein beliebtes Schwimmbad

Die Übernahme des Hauses im 13. Verwaltungsbezirk vollzog man zum 1.7.1953 in aller Stille. Der stellvertretende Bürgermeister von Tempelhof, Bezirksstadtrat Burgemeister, übernahm am 26.6.1953 von Oberst Lynch, einem Beauftragten des amerikanischen Stadtkommandanten von Berlin, den Lichtenrader GYA-Club in bezirkliche Verwaltung.  Mit Wirkung vom 30.6.1953 wurde das im Jahr 1946 eingerichtete GYA-Programm von den amerikanischen Behörden in Berlin abgeschlossen. Neben der Übergabe dieses Clubs übermittelte der US-GYA-Offizer Captain O´Quinn dem Bezirksamt Tempelhof eine großzügige Spende (5.000 Mark) und reichhaltiges Material.

In einem Artikel der Berliner Morgenpost aus dem Jahr 1953 hieß es u.a.: „Nach Ansicht des Tempelhofer Jugenddezernenten, Bezirksstadtrat Dümchen, ist das Klubhaus für die Jugendarbeit besonders geeignet...Das wertvollste „Stück“ ist jedoch ein 8 mal 15 Meter großes Schwimmbecken. Er bietet der Lichtenrader Jugend die einzige Möglichkeit, in ihrem Ortsteil zu schwimmen.“ 1954 wurde berichtet: „Fast 3000 Besucher kommen jeden Monat in das Jugendheim...7.200 Mark muß das Bezirksamt in jedem Jahr an Miete zahlen. Als der Eigentümer noch mehr Geld haben wollten, entschlossen sich die Beamten zum Kauf des Hauses.“

1955 wurde im Jugendheim ein „Jugend-Go-Club“ errichtet.

Der Berliner Telegraf berichtete am 17.1.1956: „Am Sonnabend war Jubiläumsturnier mit Geburtstagsgeschenk. Dr. Loewa vom Berliner Go-Club überreichte den Lichtenradern ein Geschenk des japanischen Botschafters ein echtes japanisches Go-Tischchen mit Original Spielsteinen aus Muscheln und Schiefer.“

Ein weiterer Schwerpunkt war bis in die siebziger Jahre die Musik. Besonders in der Zeit vom Heimleiter Adolf Schwericke, der Berufsoffizier und Musiker war.

1973 übernahm Volker Wallbaum vom Jugendamt Tempelhof die Einrichtung. Die erste Fahrt mit den Jugendlichen ging nach Krottendorf in Österreich.

Prominente Zeitgenossen im LortzingClub

Von prominenten Zeitgenossen und ehemaligen Besuchern berichtete die Morgenpost 1978: „So exclusiv, wie heute noch die Schwimmmöglichkeit, so prominent wurden inzwischen die ersten Gäste, zu denen vor 25 Jahren der jetzige Fernsehkorrespondent Lothar Loewe und auch der Synchronregisseur Rainer Bertram gehörten. Als Jugendliche tobten sie über das Gelände des Freizeitheimes an der Lortzingstraße in Lichtenrade.“ Seit 1991 konnte das Schwimmbad wegen notwendigen erheblichen Bau- und Instandsetzungsarbeiten nicht mehr genutzt werden. Geschätzt wurde eine Investition von 100.000 DM.
In der Berliner Woche wurde Anfang 2016 berichtet: "Zwischenzeitlich in Vergessenheit geraten war, dass in der ersten Zeit nach 1945 die später berühmt gewordene Malerin Ruth Baumgarte (1923-2013) aus Karlshorst ein Atelier im Lortzingclub hatte. Dies hat die gemeinnützige „Kunststiftung Ruth Baumgarte“ in Bielefeld herausgefunden, die das Leben und Werk der Malerin erforscht. Demnach landete die Malerin nach der Zwangsräumung von Karlshorst vorübergehend in Lichtenrade, wohnte in der Alvenslebenstraße und gab aushilfsweise Zeichenunterricht an der Ulrich-von-Hutten-Schule. „Ferner wissen wir, dass sie für kurze Zeit in einem Jugendheim in Lichtenrade gearbeitet hat. Es heißt, das Haus habe ein Schwimmbad besessen und sei ursprünglich die Villa eines Industriellen gewesen", so die Bielefelder Kunststiftung. Damit war klar, dass das nur die Bartel-Villa sein konnte."

Ein gemeinsamer Rückblick und die Hoffnung auf eine gute Zukunft
lortzingClub 052018 Moser 70jahre 2
Am 1.7. 2004 wurde die pädagogische Bezirkseinrichtung vom Jugendamt an den Träger AHB-Berlin Leipzig übergeben. Zurzeit leitet Carola Thiede die Einrichtung: „Das Team ist immer für euch da! Es spielt mit euch, bastelt, verkauft Getränke und Snacks, spricht mit euch über aktuelle Dinge, macht mit euch die Hausaufgaben, macht für euch ein Feuer, kocht leckere Sachen, behebt Computerprobleme, spielt Kicker und Billard – Ligretto bis zum Umfallen -, versucht, Liebeskummer zu beheben, macht mit euch Ausflüge, ist immer fair – unparteiisch noch dazu -, unterstützt eure Interessen und ist einfach für euch da, – wenn ihr es wollt.“

ZWEI VERANSTALTUNGEN IM LORTZINGCLUB

Mit vielen Veranstaltungen ist auch immer der Lichtenrader Gerhard Moses Heß vertreten. Am 3. Juni 2018 lädt er im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Salon Hermione“ zu der 6. Veranstaltung ein, die an die Geschichte vom LortzingClub erinnert: „…mit vielen Zeitzeugen, Fotos, Dokumenten und Klassik-Rock von der „Ellebasswoodband.“
Elle 1
Heß macht sich um den Erhalt der Einrichtung Sorgen, da sie zwar nicht inhaltlich aber von der Bausubstanz in die Jahre gekommen ist. Der Eintritt ist frei und der „Austritt mit Hut.“ Eine Voranmeldung wäre schön: 0163/34 17 053.
70jahre lortzing einladung

UND EINE WEITERE VERANSTALTUNG:

ritterfest lortzingClub2018 70Jahre

Thomas Moser

http://www.lortzing.club

Viele Geschichten rund um den LortzingClub kann man auf der Website www.lichtenrade-berlin.de nachlesen. Bei "Suchen" einfach "Lortzing" eingeben und stöbern...

Historische Info ungekürzt: https://www.lichtenrade-berlin.de/historisch-lortzingclub

Aktuelle Fotos Thomas Moser


 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.