29. November 2013

Wer mit einigermaßen offenen Augen durch den Bezirk Tempelhof-Schöneberg geht und Zeitung liest, hat von Ed Koch vermutlich schon etwas gehört. In Berichten von Bezirkszeitungen ist Koch öfters zu finden. Er betreibt schon seit Jahrzehnten „PaperPress“, einen jugend- und kommunalpoltischen Pressedienst, der sich immer wieder in Diskussionen einmischt. Nun geht der ruhelose Geist Koch, der hauptberuflich für die Öffentlichkeitsarbeit im bezirklichen Jugendamt verantwortlich ist, in den aktiven Unruhestand.

Ed Koch im PaperPress-Einsatz: hier der Fotograf im Medienpoint Tempelhof

Ed Koch hat natürlich nichts mit dem bekannten ehemaligen New Yorker Bürgermeister zu tun. Persönlich getroffen hat den aber der Berliner Wolfgang Ed Koch schon. Ed Koch hat seine kräftige Figur fast immer mit einem Anzug und Schlips bedeckt; eine eher untypische Bekleidung im Jugendamt. Beim Rocktreff dürfen es dann schon mal neben der Krawatte auch Jeans und Basecap sein. Das ist aber das äußerste Zugeständnis an eine lockere Kleidung. Sein Freund Henning Hamann sagt über Ed Koch: „Er ist, im wahrsten Sinn des Wortes, die graue Eminenz in und von Tempelhof.“

Tschüss Jugendamt, ich bleibe!

Nun verlässt Koch (noch 64) das Jugendamt und macht trotzdem mit vielen Aktivitäten weiter.

Seine Tätigkeit im Jugendamt endet offiziell erst Ende März 2014. Aber wegen tarifvertraglicher Regelungen und Abgeltungen wird man ab Dezember 2013 Ed Koch vergeblich in seiner bisherigen Jugendamtsfunktion suchen. Aber wer Ed Koch auch nur etwas kennt, weiß, dass der Motor Koch immer weiter gehen wird. Einige befürchten, dass sich die Drehzahl und der Ausstoß von Veröffentlichungen bei „PaperPress“ noch steigern wird.

Ed Koch mit Stadtrat Oliver Schworck beim Spielfest...
Schon jetzt hat Koch erklärt, dass er sich ehrenamtlich als Organisator weiter um das jährlich Spielfest und den Rocktreff im Bezirk kümmern wird. Auch wird er weiter für die Organisation des Tempelhofer Forums, einer Fortbildungseinrichtung für sozialpädagogische Fachkräfte, verantwortlich sein.

Ed Koch hat selbst als Sozialpädagoge verschiedene bezirkliche Jugendeinrichtungen, vor der Bezirksfusion noch in Tempelhof, geleitet.

Mit wenigen Worten ist Ed Koch, der als Wolfgang Koch während der Blockade 1949 in Friedenau geboren wurde, nicht zu porträtieren. Ed Koch ist ein Mensch mit Ecken und Kanten: Man mag ihn und schätzt seine Arbeit oder ist einfach nur verärgert oder genervt von ihm. Jedenfalls kennt „man“ Ed und Ed kennt Gott und die Welt.

Die Institution Ed Koch

Irgendwie ist Ed Koch eine bezirkliche Institution. Er ist seit 1979 der Gründer und Macher von „PaperPress“, kümmert sich engagiert seit Jahren um den Rocktreff im Bezirk und beendet jetzt seine dienstliche Tätigkeit im Jugendamt Tempelhof-Schöneberg, wo er zuletzt neben weiteren Funktionen auch offizieller Pressesprecher war.

Philipp Mengel, Spielefestorganisator und derVeranstaltungskoordinator Ed Koch

30. Rocktreff: Jugendamtsmanager Ed Koch zieht im Hintergrund alle Fäden und ist ein Garant für gelungene Jugendamt-Events (im Hintergrund sein Noch-Chef Stadtrat Oliver Schworck und Andie Kraft)
Ehrenamtliche Arbeit ist für Koch schon jahrzehntelang Ehrensache. Ob er mit „PaperPress“ viele Jugendliche für das Schreiben gewann oder mit dem Verein CPYE partnerschaftliche Jugendaustauschkontakte nach Norwegen und Amerika pflegte und Reisen organisierte, er brauchte immer mehr als nur die reine Erwerbstätigkeit. Viele Jugendliche von Gestern unterstützten Koch´s Lebenswerke nach wie vor. Für Ed Koch sind Freunde immer besonders wichtig. Aber auch der äußere Rahmen muss stimmen. So haben seine Büros immer museale Züge aufgewiesen: „Ich kann nur vernünftig arbeiten, wenn ich mich wohlfühle. Dazu brauche ich eine gewisse Umgebung, Fotos eben.“

Lebensetappen von Ed Koch

Beim Vorhaben, den Werdegang von Wolfgang Ed Koch kurz und vollständig zu beschreiben, stößt man schnell an Grenzen. Dies soll zumindest ein Versuch sein, etwas vom Wirbelwind Koch zu erspüren.

In Friedenau aufgewachsen und zur Schule gegangen, hat Wolfgang Koch 1967 seine Lehre als Groß- und Außenhandelskaufmann abgeschlossen. Schon 1970 begann der heutige Träger des Bundesverdienstkreuzes als Leiter der Jugendtanzbar Bungalow Mariendorf seine hauptberufliche Tätigkeit im Jugendamt und machte eine berufsbegleitende Erzieherausbildung.

Seine „normale“ Arbeit war für Koch nie ausreichend. So hat er schon in jungen Jahren ehrenamtlich Amateurbeatbands gemanagt. Für den sf-beat, einer Musiksendung beim damaligen Rundfunk SFB, hat Koch bei der Organisation von großen Konzertauftritten geholfen und dabei viele Kontakte geknüpft. Mit Hans-Dieter Frankenberg vom sf-beat war er befreundet und auch mit Nero Brandenburg vom RIAS organisierte Wolfgang Koch Veranstaltungen. Weltstars gaben sich damals die Ehre. Den Liedermacher Klaus Hoffmann hat er schon während seiner ersten Lehre kennengelernt. Sie verbindet eine lange Freundschaft.

In seinem Jugendklub Bungalow jagte eine Fete die nächste und als diese Zeit vorbei war, richtete sich der Schwerpunkt auf kulturelle und politische Bildungsveranstaltungen. Viele Diskussionsrunden mit Politikern und anderen Persönlichkeiten wurden organisiert.

Aus lauter Ärger über den Stadtrat wurde „PaperPress“ gegründet

Die Zusammenarbeit mit dem damaligen Jugendstadtrat war für Koch oft unerträglich und so erschien am 1. Dezember 1976 die erste Nummer von „PaperPress“. Im Dezember 2013 wird die 500. Ausgabe herauskommen. Zu „PaperPress“ sagt Koch: „Das ist so mit das Beste, was ich im Leben geschaffen habe, von meinem Sohn natürlich abgesehen.“ Lange Zeit war der Kampf des Stadtrates mit Koch, und umgekehrt, beherrschendes Thema in Tempelhof. Aber wie es die Zeit so wollte, es kamen andere Stadträte, die mit Ed Koch vertrauensvoll zusammenarbeiteten. Letztendlich war Koch sogar Pressesprecher und verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit im Jugendamt. Was für eine Karriere!

Ed Koch genervt und quengelig...hier ist es kalt...
Nach dem Bungalow kam das Jugendfreizeitheim Mariendorf in der Kurfürstenstraße, wo er Leiter wurde. Viele Gedenkstättenfahrten und antifaschistische Stadtrundfahrten wurden organisiert, die beliebte Ski-Börse wurde etabliert und es fanden regelmäßig Diskussionsveranstaltungen mit prominenten Politikern beim „Suppentreff“ statt.

Koch kennt Gott und die Welt

Die Gästeliste ist fast unendlich. An dieser Stelle sollen Peter Ustinov, Günter Grass, Hanna-Renate Laurien, Walter Momper und Hans Rosenthal erwähnt sein.

Ed Koch ist auch eine Art bezirkliche Instanz und Gewissen, der, wie Berliner es sagen würden, die Klappe nicht halten kann. Bei bestimmten Themen kann er sich erbarmungslos, wie ein Terrier, verbeißen. Dadurch hat sich der Mann in der Öffentlichkeit immer wieder angreifbar gemacht und wird nicht nur geliebt. Darauf scheint Koch aber auch Stolz zu sein. Das Motto seiner Website lautet passend: „Wer mit der Herde geht, kann nur den Ärschen folgen.“ Und das hatte Koch nie nötig!

Wenn Ed Koch als Unterstützung für sein „PaperPress“ einmal jährlich zum Grünkohlessen einlädt, sind die Karten bei der Bezirks- und auch Berliner Prominenz sehr schnell vergriffen.

Ed Koch und Volksparkchef aus Lichtenrade, Wolfgang Sprenger, im Medienpoint

Alles Gute, Ed!

Ed Koch ist sicher eine streitbare Persönlichkeit. Das macht aber gerade seine Besonderheit aus. Da wir auch in der Zukunft auf Ed Koch nicht verzichten brauchen, erübrigen sich endlose Dankeshymnen. Diese würden Koch sowieso nur nerven. Wir wünschen Ed Koch weiterhin viel Kraft und jede Menge Gesundheit, dass er den Einen oder Anderen weiter auf den Nerv gehen kann.

Thomas Moser

Originaltöne...wenn ich an Ed denke...

Angelika Schöttler, Bezirksbürgermeisterin von Tempelhof-Schöneberg

Zu Ed Koch hat Jeder und Jede eine Meinung: Die einen schätzen ihn sehr und die anderen wünschen ihn auf eine einsame Insel weit weg.

Für das Jugendamt Tempelhof-Schöneberg hat er viel bewegt an Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit und im Tempelhofer Forum. Leicht ist es nicht mit ihm und ihn zu beschreiben ist es auch nicht. Er hat so viele Ecken und Kanten, dass es in sich schon wieder rund ist. Zum Glück gehört er zu den Menschen, mit denen man über unterschiedliche Auffassungen streiten kann. Denn das muss gelegentlich sein. Ich gehöre in jedem Fall zu den Leuten, die ihn sehr schätzen. Nun hat Ed Koch noch mehr Zeit, sich seinen Hobbies zu widmen - allen voran Paperpress.


Seine Bürgermeisterin Angelika Schöttler...mit Ed Koch

Der ehemalige Radiomann Henning Hamann, Freund und Weggefährte (Medienpoint Tempelhof):

„Er ist, im wahrsten Sinn des Wortes, die graue Eminenz in und von Tempelhof.

Eine tiefe Freundschaft verbindet uns, die 1969 im Tempelhofer Bungalow begann. Ed Koch ist direkt, sagt was er denkt, auch wenn es wehtut, eiert nicht wie andere rum. Kurzum, ein Mann wie sein paperpress-Newsletter, immer voll auf die Zwölf, zuverlässig und akribisch genau wie ein Schweizer Uhrwerk. Das Jugendamt wird es schwer haben, Ed Koch zu ersetzen, eine aussterbende Spezies...“

Ed Koch beim letzten Geburtstag...re. Henning Hamann, hinten Horst-Dieter Keitel von der Berliner Woche (hat Koch gemalt)-Foto: Lothar Duclos

Reiner Hanke, Freund, Vorsitzernder von CYPE e.V.

Ed ist ein Original, ein Typ mit Ecken und Kanten und ein Freigeist mit klarer Meinung wie es ihn nur noch selten gibt. Er hat sich mit ganzer Kraft der Jugendarbeit verschrieben, neben seiner Arbeit auch im langjährigen Ehrenamt. Dort hat er für mich mit seinem unermüdlichen Einsatz Maßstäbe gesetzt. Jetzt geht er in den wohlverdienten Ruhestand. Das ist für mich, der mit ihm befreundet ist und lange mit ihm zusammengearbeitet hat, schon eine Zäsur. Wie ich ihn kenne, wird er aber als Workaholic weiterhin ehrenamtlich aktiv bleiben. Ich bin mir sicher, dass wir auch in Zukunft von ihm hören werden. Ich wünsche Ed viel Gesundheit und endlich genug Zeit und Muße für die schönen Dinge im Leben!“

25 Jahre CPYE e.V.  mit Bernd Puhlmann, Andie Kraft und Reiner Hanke...(v.lks.n.re.)

Wolfgang Mohns, Jugendamtsleiter Tempelhof-Schöneberg

Dienstlich fallen mit zwei Dinge ein:

Der gemeinsame Weg der Öffentlichkeitsarbeit des Jugendamtes. Die Printausgabevon KiTS und dann verstärkt "KiTS aktuell": immer auf dem neuesten Stand, immer schnell alle Informationen aus dem Jugendamt.  Das Tempelhofer Forum, die Begegnungs- und Fortbildungsstätte des Jugendamtes. Überwiegend und sehr gut genutzt von Tagespflegen und Kita-Beschäftigten. Einzigartig in Berlin.

Persönlich fallen mir mehr als zwei Dinge ein, aber ich beschränke mich:

Er ist humorvoll und begleitet von einen Hauch Zynismus. Er ist immer eindeutig und konsequent, egal ob Freund oder Feind. Er ist ein unermüdlicher Arbeiter. Bon Jovi - den mögen wir beide. Daher fällt mir dazu nur ein Refrain von ihm ein: It's my life / It's now or never / I ain't gonna live forever / I just want to live while I'm alive

Ed Koch, angeregt im Gespräch mit dem Jugendamtsleiter Wolfgang Mohns

… und noch mehr Ed Koch: http://about-edkoch.de

Fotos Thomas Moser und 1*Lothar Duclos


 

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