Beim jährlichen Rocktreff in Mariendorf wird nichts dem Zufall überlassen und alles ist -für den Besucher kaum merkbar- perfekt organisiert. 2015 fand im Juli die 32. Veranstaltung dieser Art statt.


Seit vielen Jahren ist der Rocktreff im Fußballstadion im Volkspark Mariendorf beheimatet. Die Macher und offensichtlich auch die Besucher sind mit dieser Location sehr zufrieden. 2015 war ein sehr gutes Besucherjahr. Über 10.000 Gäste, davon 4.000 beim Spielfest, bevölkerten die Festivalwiese. Am Eingang wurden die Besucher von einem sehr freundlichen Securitydienst empfangen.

Der vordere Teil des Sportplatzes ist an zwei Tagen für das Spielfest reserviert. Links ist die Tribüne, die zeitweise auch sehr gut von den Rockfans angenommen wurde. Im hinteren Teil des Stadions steht die große Bühne und hinter den verhüllten Zäunen ist eine eigene kleine Welt verborgen.

Hier beginnt „Backstage“, wie der Teil hinter der Bühne, der für Zuschauer nicht zugänglich ist, von Veranstaltungsprofis genannt wird.

Der Blick hinter die Bühnen-Geheimnisse

Andie Kraft ist der Vorsitzende des Trägervereins der Veranstaltung CPYE e.V. und findet für uns etwas Zeit, um uns in das Hintergrundgeschehen und die kleinen „Geheimnisse“ vom Rocktreff, der jedes Jahr mit dem Spielfest zusammen stattfindet, einzuweihen. Hier kommt man nur mit einem der Ausweise rein, die genau die unterschiedlichen Berechtigungen festlegen. Neben den VIP´s, das sind die wichtigen Sponsoren und Politikerinnen und Politiker meistens aus der Bezirkspolitik, werden hier auch die Bands und die Standbetreiber vom Spielfest beköstigt. Hier kann man ungestört Gespräche führen und sich vom Rock´n´Roll-Rummel erholen. Die Nutzer des Backstage-Bereiches akzeptieren die recht strenge Veranstaltungsordnung, die aber in erster Linie aus Sicherheitsgründen notwendig ist. Es gibt ein abgestimmtes Sicherheitskonzept.

Alles ist markiert und hat seine Ordnung

Andie Kraft erläutert und zeigt, dass hier alles genau markiert ist. Dies ist besonders wichtig, weil es sich um Fluchtwege handelt. Über die zweite Einfahrt, nördlich des Tribünenhauses, kommen nur die Bands mit ihren Fahrzeugen rein und sind dann gleich im Bereich hinter der Bühne.

Die Bands werden am Eingang vom Bandbetreuer Schotte begrüßt und es wird gecheckt, ob alle angemeldet sind. Dann gibt es die Einfahrtsgenehmigung und die Fahrzeuge fahren über die Tartanbahn (die diese Belastung aushält) bis zu den Zelten, wo sie ihre Instrumente auf Paletten abladen können.


Hier, direkt hinter der Bühne, werden sie von der Bandbetreuerin Laura in Empfang genommen.


Andie Kraft erläutert, dass es aus Sicherheitsgründen ein Einbahnstraßensystem gibt. Diese Regelung ist besonders für den Evakuierungsfall wichtig. Es wird streng darauf geachtet, dass die Rasenflächen nicht befahren werden.

Auch das ist in der Zeltstadt geregelt...

Die großen Zelte sind gut sichtbar markiert (Technik/Ton, Licht, Bandzelt usw.). Einige Bands und die Helfer übernachten im Backstage-Bereich in kleinen Zelten. Zwischen 50 und 80 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer wuseln täglich auf dem Platz rum und kümmern sich um einen reibungslosen Ablauf. In den hinteren Backstage-Bereich dürfen nur die Menschen mit einem besonderen Ausweis. Sponsoren und Gäste dürfen diese Bereiche nicht betreten, da sich hier auch Privat- und Wertsachen befinden.

Wasser hält die Bühne fest und der Auftritt beginnt

Hinter dem Bühnenzelt befindet sich auch die große Sprunggrube. Dieser Sand wird von den Veranstaltern jährlich gewaschen.

Was das bedeutet erläutert Andie Kraft mit einem schelmischen Schmunzeln. Damit die Bühne bei Sturm nicht wegfliegt, sind an der stabilen Konstruktion 12 große Wassertanks befestigt. Jeder Tank wird mit 1000 Liter gefüllt. Da der Rasen ein verdichteter Sportrasen ist, darf das Wasser nur in diesen nach unten offenen Sand abgelassen werden. Dies wird dann beim Abbauen nach und nach gemacht.

Die Bands begeben sich eine halbe Stunde vor dem Auftritt ins Vorbereitungszelt direkt neben dem Bühnenaufgang. Hier werden die Gitarren gestimmt und die Bandmitglieder können sich umziehen. Wenn die vorherige Band fertig ist, muss alles ganz schnell gehen. Die Instrumente müssen schnell ausgetauscht werden, lange Wege wären hier kontraproduktiv. Eine eigene Crew kümmert sich um den Auf- und Abbau. Der Gewerkleiter der Crew koordiniert die Bühnenmitarbeiter. Die Bandbetreuerin hat ihn als „Übergabepunkt“ und übergibt ihm die Band. Dann kann der Auftritt beginnen.

Die Wege kennen wir im Schlaf

Auf der Bühne ist alles mit farbigen Streifen markiert und so wissen alle, wo sie langlaufen dürfen und wo nicht.

Andie Kraft: "Die Crew kennt die Wege auf der Bühne im Schlaf. Das ist auch sehr wichtig, damit alles reibungslos funktioniert." Es würde zulange dauern, wenn das die Band selber machen würde. Etliche Meter vor der Bühne, mit auf dem Platz, ist das Zelt für Ton und Licht. Hier wird alles für das Publikum perfekt zusammengemischt. Direkt am Rand der Bühne ist der Monitor-Mixer-Platz von Jana. Hier wird der richtige Ton für die Bands gemischt, damit sie hören, was sie spielen.


Die sogenannten Monitorboxen sind in Richtung der Musiker aufgestellt. Sonst würden sie ihre eigene Musik, die über die großen Boxen zum Publikum hin ausgerichtet ist, nicht hören.

Lautstärke und Schall sind wichtige Themen

Zum Thema Lautstärke erläutert Andie, dass man die großen Lautsprecher genau einpegeln (kann) und bestimmen kann, in welchem Winkel sie abstrahlen sollen. Diese gut einmessbaren Lautsprecher sind auch in der Miete teurer. Viel von der Lautstärke wird auch noch von den Bäumen abgefangen. So ist relativ wenig Musik außerhalb des Stadions hörbar. Da man die Monitorboxen nicht einpegeln kann, ist der gesamte Bühnenhintergrund mit Molton bedeckt, damit auch diese Ausbreitung des Schalls deutlich reduziert wird. Ein Beschallungskonzept wird auch regelmäßig dem Umweltamt eingereicht, obwohl es für diese Veranstaltung nicht verpflichtend wäre. Der Veranstalter ist sehr darum bemüht, damit die Anliegerbeeinträchtigung sich im geringen Rahmen hält. „Es ist leiser, als wir es gerne für ein Rockkonzert hätten. Aber wir bleiben immer unter den erlaubten Werten. Dies kontrollieren wir auch." Die Lautstärken werden genau protokolliert, um so gegen mögliche Beschwerdeführer die genauen Werte für jede Sekunde belegen zu können. „Wir achten auch darauf, dass wir das Gehör des Publikums nicht übermäßig strapazieren.

Wichtig ist uns der Gehörschutz für Kinder: „Wir bieten kostenlos Hörschutz; besonders für Kinder gibt es sehr gute Kopfhörer zum Einkaufspreis bzw. zur Ausleihe.“

Andie Kraft ist selbst Veranstaltungstechniker und kennt das Geschäft genau. Die Führung geht weiter.

Ein Zelt ist mit voller Technik ausgestattet, damit der Rocktreff die ganze Zeit im Internet zu sehen ist. Alleine hierfür ist eine Person zuständig.

Die chinesische Winke-Katze zeigt an, dass die Kameras auch dann funktionieren, wenn während der Ruhephasen auf dem Platz wenig Bewegung ist.

Ein ganzes Zelt ist mit den Verstärkern ausgestattet und in einem anderen Zelt kommt der Strom an. Jedes Zelt ist natürlich mit Feuerlöschern ausgestattet. Ein extra Stromaggregat läuft den ganzen Abend und die Nacht, damit im Notfall immer sofort eine Sicherheitsbeleuchtung den richtigen Weg weist.

Eine Organisation, die sich hinter keinem Festival im professionellen Rahmen verstecken muss!

Wie fing alles an?

Angefangen hat es 1984, als einige Jugendliche in der Mariendorfer evangelischen Gemeinde gesagt haben, dass sie nicht nur Musik im Übungsraum machen wollen. Ganz klein fing alles an. Am Anfang war das Fest von Musikern für Musiker.

Andie Kraft ist Anfang der 90er Jahre dazu gestoßen, weil er Konfirmandenunterricht hatte. Irgendwann stand er dann hinter dem Mischpult und war beim Rocktreff auf dem benachbarten Hockeyfeld dabei. Viele Helfer haben auch was mit Veranstaltungstechnik zu tun. „Hier können wir uns so richtig austoben“ meint Andie. „Erstens haben wir hier gutes Material, zweitens wissen wir durch viele Veranstaltungen, wie man es nicht macht. Wir planen es alles ehrenamtlich das ganze Jahr über. Wir haben hier relativ viel Zeit. Wir haben am Dienstag mit dem Aufbau begonnen. 3 bis 4 Tage dauert es dann. Sonst baust du solche Veranstaltungen in circa einem Tag auf. Hier können wir auf jede Kleinigkeit achten. Wir sperren zum Beispiel aus Unfallgründen die Durchgänge zwischen den Zelten.“

Hier wird nicht gerannt… und nach dem Rocktreff ist vor dem Rocktreff!

Dieses Jahr wurde erstmalig ein sogenanntes Produktionszelt eingerichtet.




Alles "in time" und die Zeit bis zum Rocktreff 2016 läuft wieder...
Hier befindet sich das organisatorische Kernstück; neben einer Wand mit Bildern aller Verantwortlichen, gibt es eine Tafel mit den Funkkanälen. Eine andere Tafel zeigt noch notwendige Arbeiten an und die Zeiten für die Briefings der kompletten Crew sind hier vermerkt. Die Produktionsleitung trifft sich noch extra für die Vor- und Nachbereitung.

Obwohl hinter der Bühne immer Aktivität ist, wird hier eine professionelle Ruhe ausgestrahlt. Für Andie Kraft ist dies auch wichtig: „Hier darf auch keiner Rennen. Dann werde ich schon mal laut. Es besteht Stolpergefahr und Rennen signalisiert immer Panik. Das können wir hier gar nicht gebrauchen.“

Dann wird Andie über das Walkie-Talkies gerufen. Die nächste Band, von insgesamt 16 ausgesuchten Bands, wartet auf ihre Ansage. Sie haben es von über 240 Bands geschafft, zu diesem mittlerweile sehr beliebten Rocktreff eingeladen zu werden.

Der Weg zum Rocktreff wurde gut gekennzeichnet...
Alles ohne Gage, versteht sich. „Nach dem Rocktreff ist vor dem Rocktreff,“ erläutert Andie noch schnell.

Ich kann nur staunen, wie perfekt diese Welt hinter der Bühne organisiert ist.

Verantwortung und Schirme

Es handelt sich um eine Veranstaltung des Jugendamtes, das auch einen Teil finanziert.

Ohne Sponsoren geht es gar nicht. Hier beim Sponsorenfrühstück...

Ohne Ehrenamtliche gehts gar nicht!
Aber ohne die vielen Spender, Sponsoren und ehrenamtlichen Helfern wäre die Veranstaltung undenkbar.


Neben Jugendstadtrat Oliver Schworck (1. Foto) ist Philipp Mengel (2. Foto) für das Jugendamt der Veranstaltungsleiter.

Die Schirmherrin des Rocktreffs ist die BVV-Vorsteherin Petra Dittmeyer.


Das Spielfest stand erneut unter dem schützenden Schirm der Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler.

Jutta Kaddatz, stellv. Bezirksbürgermeisterin und Sportstadträtin stellte das Stadion im Volkspark Mariendorf zur Verfügung.
Die Veranstalter erhoffen sich für 2016 auch wieder einen Rocktreff und Spielfest für die Bevölkerung aus Tempelhof-Schöneberg. Er wird garantiert wieder perfekt organisiert sein.

Thomas Moser (auch alle Fotos)


 

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