Am Samstag dem 6. Mai 2017, von 10 bis 15 Uhr, ist die Meinung der Lichtenraderinnen und Lichtenrader gefragt. In einer sogenannten „Szenarienwerkstatt zum Verkehrs- und Gestaltungskonzept“ geht es um Zukunftsideen zur Mobilität und zum Verkehr in der Lichtenrader Bahnhofstraße. Das Ulrich-von-Hutten Gymnasium in der Rehagener Straße 35-37, 12307 Berlin, stellt die Räumlichkeiten für die Tagesveranstaltung zur Verfügung.

Im Rahmen des „Aktiven Zentrum Lichtenrade Bahnhofstraße“ werden viele Fragen rund um die Aufenthaltsqualität der Einkaufsstraße schon seit vielen Monaten diskutiert. Ein „Gebietsgremium“, das im Januar 2016 gewählt wurde, bündelt diese Diskussionen. Im Gebietsgremium sind Vertreterinnen und Vertreter von Lichtenrader Vereinen und Initiativen und andere engagierte Bürger vertreten. Es werden u.a. Fragen des öffentlichen Raumes und der Baukultur, des Verkehrs, der Bildung und Kultur, des Marketings und des Handels und Gewerbes intensiv beraten.

Für verschiedene umfangreiche Planungsschritte wurden Planungsbüros beauftragt. Auf Grundlage von Analysen und der bislang erfolgten Beteiligung wurden verschiedene Szenarien für die Neugestaltung der Bahnhofstraße und ihrer öffentlichen Räume erarbeitet. Die beauftragten Verkehrsplaner und Landschaftsarchitekten werden diese Szenarien am 6. Mai 2017 der Öffentlichkeit vorstellen. Anschließend gibt es die Möglichkeit, die Szenarien in Kleingruppen zu diskutieren und gemeinsam weiterzuentwickeln.

Im Vorfeld stellen wir schon verschiedene Ideen und Hinweise von Lichtenradern vor…ToM
bahnhofstrasse allg1
Volker Mönch (Vorsitzender des Unternehmer-Netzwerk Lichtenrade e.V.) Gute Aufenthaltsqualität braucht auch Platz!:

Egal welches Verkehrs- und Gestaltungskonzept man favorisiert: Lösungen, die einen sicheren und ruhigeren Verkehr sowie mehr Wohlfühlqualität für die Besucher der Bahnhof- und Goltzstraße ermöglichen, brauchen Raum. Für breitere Bürgersteige, zum entspannten Flanieren mit gemütlichen Aufenthaltsplätten zum Verweilen. Für Radwege, die sicher sind. Für einen leistungsfähigen ÖPNV, aber auch den individuellen, motorisierten Verkehr. Und: für ein Mindestmaß an Parkmöglichkeiten für die  Kunden von Geschäften, Dienstleistern und Arztpraxen. Platz, der nicht vorhanden ist Der verfügbare Raum ist durch den Immobilienbestand fest definiert. Raumgewinn zwischen den Häusern kann nur durch eine andere Verkehrsführung, Stichwort „Einbahnstraßenring“ oder die Reduzierung von Parkraum gelingen. Mein Vorschlag ist ganz einfach, wenn auch nicht die Sparversion: Die Bahnhofstraße braucht ein öffentliches Parkhaus, um den Parkraum anders zu verteilen! Für Dauerparker vor den Geschäften,
die den Platz für Kurzzeitparker blockieren. Für Besucher, die mobil genug sind, um die Bahnhofstraße fußläufig zu erschließen. Als Parkdepot für Fahrräder, als Energieladestation für e-Bikes und e-Mobile. Und vielleicht auch als Umschlagzentrum für den Lieferverkehr, der in naher Zukunft den Handel per Lastenfahrrad beliefern könnte. Lösung: öffentliches Parkhaus Woher das Geld und wohin mit dem Parkhaus? Bis 2025 fließen gut 20 Millionen Euro in das Aktive Zentrum Lichtenrade Bahnhofstraße. Vermutlich wäre es eine der sinnvollsten Investitionen, einen Großteil in die Lösung des Parkproblems zu  investieren. In ein Parkhaus unter dem PfarrerLütkehaus-Platz! Der muss nach seinem geplanten Dasein als Interims-Lagerfläche für die Baumaßnahmen der Dresdner Bahn ohnehin tiefgreifend saniert werden. Egal ob anschließend die Bahn oder die Autos im Tunnel fahren. Warum sollte man das „Loch“ nicht gleich so tief buddeln, dass dort ein Parkhaus Platz findet.
Klar, das kostet Geld. Gut investiertes Geld, weil es der Entwicklung der Bahnhofstraße den benötigten Raum geben würde, den heute noch dauerparkende Automobile blockieren. Um Missverständnissen vorzubeugen: natürlich müssen und sollen in ihrer Mobilität eingeschränkte Patienten sowie Kunden auch weiterhin möglichst dicht an ihr Ziel heran kommen. Selbstverständlich muss es Plätze für Kurzzeitparker und Lieferfahrzeuge geben. Personal der Gewerbetreibenden bzw. Dienstleister und deren Inhaber sollten aber schon jetzt den verfügbaren Parkraum für Ihre Kunden und aufs Automobil angewiesene Mitbürger freihalten. Vielleicht kann das Aktive Zentrum in Gesprächen mit den vorhandenen Parkhauseignern nutzbare Kapazitäten aushandeln, die auch für die Betreiber ein Zusatzgeschäft sind. Nicht zuletzt sollte man auch beim neuen Eigner der Alten Mälzerei anfragen: Er wird ohnehin über unterirdischen Parkraum nachdenken müssen. Vielleicht sind auch da noch Parkraumreserven möglich...

Rainer Welz: Quo Vadis Bahnhofstraße?:
Wunderbar, Aktives Zentrum Bahnhofstraße hat es geschafft 20,6 Mio. Euro werden bis 2021 zur qualitativen Aufwertung der Hauptverkehrsstraße in Lichtenrade investiert. Ein beauftragtes Verkehrskonzept wird auf der Szenarienwerkstatt am 6. Mai im U.v.H.Gymnasium vorgestellt. Statt das Konzept der Verkehrsplaner anzuhören und dann die Diskussionen zu eröffnen, gibt es die unterschiedlichsten Vorstellungen im AZ Gebietsgremium und in der AG Verkehr. Bahnhofstraße als Einbahnstraße, Kreisverkehre an der Goltz-, Briesing- und Steinstraße, Erhöhung der Aufenthaltsqualität, breitere Bürgersteige, jeweils eine Fahrspur in beide Fahrtrichtungen, Fahrspuren für Radfahrer, Belieferungen auf den letzten 100 Metern mit Lastenfahrrädern, seien hier nur beispielhaft aufgezählt. Welche Funktionen soll die Bahnhofstraße erfüllen? Nicht zu vergessen ist der ÖPNV mit 5 Buslinien. Sind eigentlich alle Vorstellungen im jetzigen Straßenquerschnitt unterzubringen? Sechs Jahre Baumaßnahmen - beginnend im Osten mit entsprechendem Baustellenverkehr - stehen uns bevor. Ach ja, da ist ja noch die Dresdner Bahn. Bei ebenerdiger Trassenführung wird die Bahnhofstraße am S-Bahnhof 4 ½ Jahre voll gesperrt. Der Pfarrer-Lüdtkehaus-Platz wird zur Lagerung von Baumaterialien benötigt und auch dieser Verkehr benutzt die Bahnhofstraße... Und dann die mittelständischen Gewerbetreibenden: haben sie registriert, was der Einkaufsmeile bevorsteht? Meine Befürchtung: Wir haben 2021 eine hervorragend gestaltete Bahnhofstraße aber die Händler sind inzwischen pleite…

Ralf Kuhl: Bahnhofstr. verkehrsberuhigt
Die Bahnhofstrasse ist in die Jahre gekommen und hat in der Vergangenheit viel an Attraktivität verloren. Eine Wohlfühl-Situation sieht anders aus, die Zusammensetzung der Händler und ihre Wirkung nach außen hin nicht modern. Nur wenn es gelingt, dass sich Bewohnerinnen und Bewohner mit ihrem Bahnhofstrasse identifizieren, kann sich langfristig auch das Image nach außen verbessern. Ziel ist es, gemeinsam mit Vereinen, Gewerbetreibenden und interessierten Bewohnerinnen und Bewohnern ein klares Profil zu erarbeiten, mit dem sich das Quartier eindeutig positionieren kann. Hierzu werden die positiven Eigenschaften der Bahnhofstrasse in den Vordergrund gestellt, damit Maßnahmen zu deren weiterer Stärkung abgeleitet werden können. Ein Strasse, wie die Bahnhofstrasse, wird nicht allein durch seine Gebäude, Straßen und Plätze geprägt, sondern durch die dort lebenden und arbeitenden Menschen, durch die Läden und durch das Leben in den Straßen. Viele wertvolle Anregungen und Ideen
kommen von Bewohnerinnen und Bewohnern. Sie sollen sich als Expertinnen und Experten vor Ort einbringen und mit ihrem Engagement dazu beitragen, dass ihr Straße eine Wohlfühloase wird. Dies kann nur funktionieren, wenn die Bürgerinnen und Bürger an den Entscheidungen teilhaben haben können, wenn sie informiert sind und sich einbringen können. Aus den Ergebnissen wird derzeit ein Konzept zur Stärkung der Stadtteilidentität entwickelt. Dazu gehören unter anderem öffentlichkeitswirksame Aktivitäten, die die Identifizierung der Bürger mit ihrem Stadtteil stärken sollen. Ob eine neue Straßengestaltung aber auch eine dauerhaft attraktive Geschäftswelt in Ladenlokalen zur Folge hat, wird sich erst erweisen müssen. Keiner kann im Vorfeld eine genaue Aussage dazu treffen, ob die gewünschten, diskutierten und im Endeffekt umgesetzten Maßnahmen zu einer größeren positiven Belebung der Bahnhofstrasse beitragen wird. Aus meiner beruflichen Erfahrung und meinem Lebensumfeld im Ruhrgebiet kann ich aber die Hoff
nung aussprechen, dass eine Umwandlung unserer Einkaufsstraße in eine verkehrsberuhigte Straße mit der Steigerung der Frequenz für Fahrräder mit Sicherheit die Attraktivität erhöhen wird. Wenn dann noch Umbaumaßnahmen zur Verweildauer der Bürger hinzukommen und das optische Erscheinungsbild einheitlich wird, ist die Wahrscheinlichkeit der Steigerung der Besuchsfrequenz hoch. Diese Entwicklung habe ich in Kleinstädten wie Datteln, Dorsten, Waltrop etc. erlebt. Hier wurden Durchgangsstraßen in Fußgängerzonen oder verkehrsberuhigte Einbahnstraßen umgewandelt. Ich räume ein, dass die Bewohner zunächst verschreckt waren, aber nach einer Gewöhnungszeit war die Akzeptanz dann hoch und der Branchenmix hat sich verbessert. Ich glaube, dass auch dies in der Bahnhofstrasse möglich ist, dass es Geschäfte geben wird, die die Umbauphase nicht überstehen werden, sich damit aber Chancen für neue Einzelhändler eröffnen werden und somit der Branchenmix interessanter wird.

Reinhart Kraft / Ökumenische Umweltgruppe Lichtenrade: Einbahnstraße - verrückte Idee oder komfortable Lösung?
Die Bahnhofstraße hat zwei Gesichter. Einerseits ist sie eine bewohnte Geschäftsstraße mit Schulen, diversen Arztpraxen, Restaurants und anderen Dienstleistern. Andererseits ist sie eine stark befahrene Hauptverkehrsstraße. Der Verkehr hat in den letzten Jahren stark zugenommen, die Straße ist laut und unübersichtlich geworden. Mit der Dresdner Bahn und der Schließung des Bahnübergangs Wolziger Zeile wird der Motorverkehr weiter zunehmen. Das mit der Untersuchung beauftragte Planungsbüro rechnet mit 10.000 bis 12.000 Fahrzeugbewegungen täglich. Wohl alle, die in der Bahnhofstraße wohnen, zum Arzt gehen oder einkaufen, wünschen sich eine ruhigere und entspannte Atmosphäre. Man träumt von der Bahnhofstraße als einer Flaniermeile mit besonderem Flair. Und zugleich ist es unerlässlich, dass man die Geschäfte und Arztpraxen auch mit dem Auto erreichen kann. Für die Stadtplaner stellt sich nun die Aufgabe, einen Kompromiss zwischen den bei- den Funktionen dieser Straße zu finden.
In diesem Zusammenhang ist die Frage aufgetaucht, ob es nicht vorteilhaft wäre, wenn der Verkehr auf der Bahnhofstraße nur in einer Spur und in einer Richtung fließen würde. Es entstünde ein Einbahnstraßenring über Bahnhofstraße, Zescher Straße und Goltzstraße oder  Bahnhofstraße, Briesingstraße und Goltzstraße. Was auf den ersten Blick wie eine verrückte Idee erscheint, erweist sich bei näherem Hinschauen als nachdenkenswert. Etwa die Hälfte der Verkehrsbewegungen wären in eine andere wenig bewohnte Straße verlagert. Auf der Einkaufsstraße würde es dann wesentlich entspannter zugehen. Der Motorlärm würde deutlich zurückgehen, die Straße wäre einfacher und gefahrloser zu überqueren. Vor allem aber hätte man im Straßenraum durch den Wegfall eine Fahrbahn den nötigen Platz gewonnen für ausreichend Parkplätze, Geh- und Radwege. Mit solchen Lösungen hat man in den Niederlanden und in Dänemark die historischen Ortskerne wiederbelebt. Diesem Konzept stehen anderer
seits ernstzunehmende Argumente entgegen. Es würde Motorverkehr in eine bis dahin ruhige Nebenstraße geleitet, wo man ihn eigentlich nicht haben möchte. Es würden infolge der Richtungsvorgabe zusätzliche Strecken gefahren werden müssen. Die Umleitung des Busverkehrs bereitet Schwierigkeiten und wäre nicht ohne bauliche Ver- änderungen zu machen. Der Vorschlag ist also zu Recht umstritten. Wir haben es mit einer ech- ten Güterabwägung zu tun: Verbesserung der Aufenthaltsqualität auf der einen Seite – Verschlechterung der Verkehrsverhältnisse auf der anderen Seite. Hier wäre es wichtig abschätzen zu können, wie sich eine solche Maß- nahme auf den Einzelhandel auswirken würde. Und man müsste wissen, wie sich der Anteil des reinen Durchgangsverkehrs gegenüber dem Kundenverkehr darstellt. Deshalb sollte durch ein städtebauliches Gutachten geprüft werden, ob sich – gemessen an der Zielsetzung - eine Einbahnstraßenlösung eher positiv oder eher negativ für die Bahnhofstraße auswirken würde.

Fotos: Thomas Moser


 

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