Überwinden, Durchdringen und Öffnen von Mauern

Wenn man als Autofahrer vom Berliner Ring auf der B 96 nach Berlin fährt, sieht man seit einigen Tagen kurz vor der Stadtgrenze, wo vor 20 Jahren die Mauer Lichtenrade vom Umland abgeschnitten hatte, ein imposantes Mauerdenkmal aus Stahl.

Mit einer Höhe von 3 Metern sind die fünf gewölbten Stahlplatten schon aus der Ferne gut zu erkennen. Flüchtige und flüchtende Menschen, die aus dem Kunstwerk geschnitten und aufgesetzt wurden, suchen den Weg in die Freiheit und erklimmen die Mauerteile. Aus jeder Perspektive erschließt das Denkmal sich in unterschiedlichen Interpretationsmöglichkeiten.

Am 6. November 2009 wurde das Denkmal mit einem Bürgerfest an dem Ort feierlich eingeweiht, wo sich nach der Maueröffnung Bürger aus Ost und West, hinter dem Kirchhainer Damm am ehemaligen Grenzübergang für Müllfahrzeuge, in den Armen lagen. Das Denkmal wurde nach den Plänen der Künstlerin Kerstin Becker vom Stahlbauunternehmen SIAG aus Finsterwalde gebaut. Das neue Kunstwerk, das sich wie ein Scherenschritt aus riesigen Stahlplatten in den Himmel reckt, zog viele Besucher aus Ost und West zum Festgelände an der Stadtgrenze.

Der 1989 frisch gewählte und noch heutige Landrat Giesecke hatte die Idee, dass vom Landkreis Teltow-Fläming ein Kunstwerk an dieser Stelle an den Mauerfall erinnern sollte. Es wurde dann ein Wettbewerb ausgelobt, den die Künstlerin Kerstin Becker mit ihrem mehrdimensionalen Kunstwerk gewann. Die Kosten für das Kunstwerk hat der Landkreis übernommen und die Festveranstaltung wurde vom Bezirk Tempelhof-Schöneberg ausgerichtet.
Mit einem gut besuchten ökumenischen Gottesdienst begann die Freiluftveranstaltung.

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Pastor Tobias Wehrheim (Evangelische Salem-Gemeinde) bei der Predigt

Landrat Peer Giesecke begrüßte die vielen Bürgerinnen und Bürger, Verantwortliche aus der Politik in Tempelhof-Schöneberg und aus Brandenburg, den Ehrengast Klaus Wowereit und bedankte sich bei den vielen Helfern.

Der damalige Volksbildungsstadtrat und heutige Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit, der zu der Zeit in Lichtenrade lebte, war schon vor 19 Jahren an dieser Stelle beim Wiedervereinigungsfest vor den Toren von Berlin anwesend.

Klaus Wowereit erinnert in seiner Ansprache an diese historischen Stunden und Tage: „20 Jahre nach Mauerfall, 20 Jahre nach der friedlichen Revolution, ist ein guter Anlass zu erinnern, zu gedenken, aber auch nach Vorne zu schauen. Zu erinnern und gedenken erst einmal den vielen Opfern, die an der Mauer gestorben sind…Es waren nicht Regierungen oder kluge Staatsfrauen und Staatsmänner, die die Mauer zu Fall gebracht haben, sondern es waren Menschen und Bürgerrechtler, die auf die Straße gegangen sind, die für die Freiheit und Demokratie gekämpft haben, die ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben, um eine Änderung herbeizuführen. Ihnen gebührt der Dank nach 20 Jahren Mauerfall!...Sie haben die Konfrontation in Europa zwischen Ost und West beendet!“

Klaus Wowereit freut sich sehr über die riesige Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit zum Gedenktag am 9. November. Wowereit berichtet auch von seinen persönlichen Erlebnissen: „Am 10. November war ich am Kirchhainer Damm, da kamen die ersten Trabbis hier durch diesen Grenzübergang.“ Der Regierende Bürgermeister appelliert an die Anwesenden: „Bitte erinnern wir uns gemeinsam an diese glückliche Zeiten, wie wir uns in den Armen lagen. Dann relativieren sich die Probleme von heute in einer ganz besonderen Art und Weise. Wir sollen nicht vergessen, wie es vorher war und was wir alle zusammen erreicht haben.“

Wowereit freut sich über das errichtete Monument der Künstlerin Kerstin Becker. Die Grundidee des Denkmales: „Überwinden, Durchdringen und Öffnen von Mauern“ ist ein richtiges und wichtiges Motto, meint Wowereit. „Ich hoffe, dass das gute Beispiel von 1989 sich fortsetzt und überall wo heute noch in der Welt Mauern stehen oder in den Köpfen sind, diese Mauern überwunden und durchdrungen werden und eine bessere Zukunft auch woanders für die Menschen entsteht.“

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Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit bei seiner Ansprache 

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Klaus Wowereit und Ekkehard Band enthüllen das Denkmal

Bezirksbürgermeister von Tempelhof-Schöneberg Ekkehard Band begrüßte den Kreistagsvorsitzenden Klaus Bochow, BVV-Vorsteher Rainer Kotecki, weitere Bezirksamtsmitglieder und den Alt-Bürgermeister von Tempelhof Wolfgang Krueger.

„Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnert, ist dazu verdammt sie zu wiederholen!“ zitiert Band und sagt: „Fortschritt ist ohne Gedächtnis nicht möglich!“ Band will, dass die historischen Bilder nicht verloren gehen. „Aus diesem Grunde ist es wichtig und richtig, dass auch an dieser Stelle an die deutsche Geschichte erinnert wird…und zwar wie ich finde in imposanter Weise!..Mit einer Präsenz, der sich niemand entziehen kann. Die Wissenden werden sich beim Anblick erinnern, die Unwissenden werden zum Fragen provoziert und es wird ein Dialog der Generationen entstehen“ meint Bezirksbürgermeister Band.

Der Bezirksbürgermeister erinnert weiter: „Am 2. Oktober 1990 fand an dieser Stelle ein großes Vereinigungsfest statt. Das war auch die Wurzel für eine Partnerschaft des Bezirkes Tempelhof (jetzt Tempelhof-Schöneberg) und dem Landkreis Zossen (heute Landkreis Teltow-Fläming).“ Band weiter: „Wir müssen die Zukunft des Landes auf gleicher Augenhöhe gemeinsam gestalten! Wir sind ein Volk!“

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Die Künstlerin Kerstin Becker nach der Enhüllung

Landrat Peer Giesecke erinnert in seinem Grußwort an den Grund, warum dieses Fest hier stattfindet. Es war das Fest am 2. Oktober 1990, wo sich am ehemaligen Grenzübergang für Müllfahrzeuge Bürgerinnen und Bürger aus Ost und West in den Armen lagen.

„20 Jahre Mauerfall, 20 Jahre sind eine Generation. Mir läuft heute immer noch eine Schauer den Rücken runter, wenn ich an dieser Stelle mit dem Auto lang fahre und ich freue mich, dass es heute so funktioniert. Dieses Kunstwerk soll Anlass für das eine und andere Kind sein, dass es die Eltern fragt, warum das denn da steht? Damit soll das Kunstwerk uns allen Wissen und Identität vermitteln.“

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Gruppenbild mit Künstlerin und Denkmal

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Als Dank an die vielen Helfer, hier von der Feuerwehr, ein Gruppenbild

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Wowereit im Gespräch mit Bürgern

Die Künstlerin erläutert, dass, wenn man zum Beispiel auf der B 96 aus dem Osten kommt und nach Berlin-Lichtenrade fährt, man einen geschlossenen Blick hat und mit den Figuren eine unterschiedliche Fern- und Nahwirkung entsteht. Wenn man aus Berlin kommt, hat man den offeneren Blick. Auch als Fußgänger und Fahrradfahrer wird man von allen Seiten einen unterschiedlichen Eindruck gewinnen können.

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Das Denkmal (Sicht von Nord) mit Feuerwehrbeleuchtung

 

Die Musikschule des Landkreises Teltow-Fläming gestaltete den musikalischen Rahmen bei den Reden zur Denkmalenthüllung. Die Rockgruppe LIFT aus Dresden schenkt den Besuchern, auf diesem durchaus interessanten Alternativ-Festplatz, zum Abschluss „Wasser und Wein“ und andere schöne Rockballaden.

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Die Gruppe LIFT bildete den Abschluss des Bürgerfestes

Ein wunderschönes Denkmal und ein gelungenes, freudiges und würdiges Fest an der ehemaligen Deutsch-Deutschen Grenze vor den Toren der Stadt Berlin, in Mahlow, direkt vor Lichtenrade!

Fotos und Bericht: Thomas Moser -BerLi-Press (www.berli-press.de) für www.lichtenrade-berlin.de


 

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