Den Sonderzug nach Pankow zelebrierte Udo Lindenberg und sein Panikorchester erst zum Ende der dreistündigen fulminanten Bühnenshow.
Zuerst erstürmen rund 60.000 Besucher, die in vielen Sonderzügen kamen, das Berliner Olympiastadion. Der türkisch-deutsche Comedian Bülent Ceylan heizte im Vorprogramm das Publikum gut ein und vertrieb die letzten Regenschauer. Ein herrlich milder Sommerabend verwandelte das Stadion in eine bunte Rockarena. Das Raumschiff von Udo Lindenberg nimmt 2015 Kurs auf drei deutsche Städte, darunter natürlich Berlin.

Foto: Tine Acke
In einer offenen Gondel schwebt Udo Lindenberg zu „Odyssee-Klängen“ über die Köpfe der Besucher ein. Einmal einen Eierlikör gurgeln und die „Goldene Stimme“ wird wieder geschmeidiger. Der Maler der bekannten Likörelle zelebriert auch gerne diese Eigenart. Jedenfalls merkt man, dass Udo (69) topfit ist. Daran ändern auch die dunkel geschminkten Augen unter der großen Sonnenbrille nichts.

Mit „Ich mach mein Ding“ startet der 69-jährige Rocker und trifft das Freiheitsgefühl seiner Generation: „Ich nehme eure Liebe dankend entgegen und gebe sie zurück. Es ist ein Hammer hier!“ Im Laufe des Abends wird Udo noch oft seine Begeisterung zeigen und meistens ein „Yeah“ als Ausrufezeichen hinzufügen. Und seine Fans sind mit Udo sehr zufrieden. Eine ganze Reihe von männlichen Anhänger hatten auch ein mehr oder weniger perfektes Udo-Lindenberg-Outfit an: Hut, dunkle Sonnenbrille und den leicht schlaksigen, elastischen Gang imitierend.

Foto: Tine Acke
Udos Sprache ist bekanntermaßen etwas nuschelig, aber genau das ist Udo und das wollen auch seine Fans so. Mit seinem jungen Freund Clueso und „Cello“ startet er die Reihe der vielen special guests bei dieser „Familienfeier“, wie Udo selbst den Abend nennt. Auch gut zum mitsingen ist der lyrisch gefühlvolle  „Ich lieb dich überhaupt nicht mehr“ –Song. Eindeutig positioniert sich Udo schon immer gegen Kriege, Aufrüstung, Nazis und Fremdenhass. Auch diesmal stellt er seine Überzeugung klar und die Menge applaudiert begeistert. Bei „Wozu sind Kriege da?“ wird der gefühlvolle und gesellschaftskritische Künstler von einem Kinderchor begleitet. Udo schreit laut und vernehmlich, auch wenn er auf die dunkle Geschichte des Olympiastadions zu sprechen kommt: „Nazis brauchen wir nicht mehr…diese neuen Nazischweine! Nazis: Nein danke!“ Einen neuen Song hat er nach einer Begegnung in einem Containerdorf von Flüchtlingen geschrieben. Hier hat ihm die Boxerin Susi Kentikian ihre leidvolle Flüchtlingsgeschichte erzählt. Für Udo sind diese persönlichen Treffen das Entscheidende und er ist über das sächsische Freital erschüttert: „Wo sollen die Flüchtlinge denn hin? Zu ihren Mördern? Zur ISIS?“ Udo Lindenberg will die „Bunte Republik Deutschland“ und besingt dies mit seinen musikalischen Freunden inbrünstig.

Udo Lindenberg, so etwas wie der Erfinder deutscher Rockmusik und rockiger Balladen, wird im FDJ-Hemd von der Hauptdarstellerin des erfolgreichen Musicals „Hinter dem Horizont“, Josephine Busch, unterstützt. Seine vielen Gäste, zum Beispiel Eric Burdon, Jan Delay, Adel Tawil, Helge Schneider und Otto Walkes kamen musikalisch, mehr oder weniger lange, zum Einsatz. Eine einmalig abgestimmte Show, die keinen Hänger oder Leerlauf hatte. Viele Tänzerinnen und Artistinnen umschwärmten den Rockstar. Die Bühnenanimation und der Sound waren einmalig und Udo hat wohl alles geboten, was möglich war. Sogar die Außerirdischen schwebten in einem Raumschiff ein.

Beim „Mädchen aus Ostberlin“ zeigte das Publikum grenzenlose Begeisterung. Udo ist immer noch von der Zeit des Mauerfalls begeistert: „Das war die schönste Zeit meines Lebens!“

Udo Lindenberg zelebrierte eine rockige Honky-Tonky-Show mit vielen jazzigen Elementen. In Onkel Pös Carnegie Hall wird zum Finale geblasen, die Bühne füllt sich mit allen Mitwirkenden und Udo schwebt zu Candy Jane noch einmal über die Köpfe seiner begeisterten Fans. Udo hat alles gegeben: Udo, wie er leibt und lebt. Das wird vom Publikum mit minutenlangem Applaus gedankt! Eine gigantische tolle Show!

Thomas Moser

Einige Fotoimpressionen von Thomas Moser:



 

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