Stellen Sie sich vor: Es ist Frauenmärz und der halbe Saal ist leer…

Um es vorweg zu nehmen: Den Tempelhof-Schöneberger Frauenmärz finde ich eine der wenigen großen und wichtigen Veranstaltungen im Bezirk. Ich würde mir sehr wünschen, dass dies auch so bleibt und der Frauenmärz nicht untergeht.

Bereits zum 34. Mal bietet der Frauenmärz, wie es im Programm heißt „eine Plattform für einen lebendigen Austausch zu historischen und aktuellen frauenspezifischen Themen.“ Ja, nun geht mir so durch den Kopf, man stelle sich vor, es ist Frauenmärz und nur wenige gehen hin. Diese Gedanken ergaben sich nach der diesjährigen Eröffnungsveranstaltung im Gemeinschaftshaus Lichtenrade, die an sich immer einer der großen Glanzpunkte im bezirklichen Jahreskalender ist.

Rückblick auf Vorjahre: Ein kulturelles Feuerwerk für den Frauenmärz… und bröckelnde Unterstützung

Kurz zu den Anfängen im damaligen Bezirk Tempelhof zurückgeblickt: Es wurden immer zum Frauenmärz, auch in den Anfangsjahren, mit viel Herzblut und Engagement tolle Veranstaltungen auf die Beine gestellt. In den letzten Jahren hat mit einer unendlichen Kraft, Energie und Liebe die ehemalige für die bezirkliche dezentrale Kulturarbeit zuständige Ute Knarr-Herriger auch die Eröffnungsveranstaltungen zum kulturellen Höhepunkt werden lassen.

Die überparteiliche Unterstützung, die für solche Bezirksveranstaltungen natürlich sehr wichtig ist, war (gelinde gesagt) seit einigen Jahren nicht wirklich zu spüren. Im Hintergrund brodelte es und man, oder in diesem Fall wohl auch Frau, fand sich durch die aktuelle politische Verantwortung, die nun einmal bei der Kulturstadträtin Jutta Kaddatz liegt, nicht richtig vertreten, eingebunden und vermutlich nicht wertgeschätzt. Dazu kann ich als Außenstehender nicht viel sagen und halte dann lieber die Klappe.
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Gastgeberin Kulturstadträtin Jutta Kaddatz
Viel wurde aber letztendlich offensichtlich auf dem Rücken der Frau ausgetragen, die die Veranstaltung in den letzten Jahren getragen hat, und das war nun einmal Ute Knarr-Herriger. Diese mangelnde Unterstützung endete sogar darin, dass faktisch zumindest die Eröffnungsveranstaltung von etlichen Frauen einer Partei offensichtlich boykottiert wurde, obwohl genau dieses Wort so nie ausgesprochen wurde. Was ich einfach nicht verstehe, dass eine so wichtige Veranstaltung an Parteiquerelen und Animositäten scheitern sollte. Genau so etwas macht doch Parteienverdruss aus. Gerade noch hat der Berliner Senat einen Frauentag als gesetzlichen Feiertag beschlossen. Egal wie man dazu stehen mag ist es für mich doch irre, wenn nicht einmal die geballte bezirkliche Politikerinnenpower hinter so einer Bezirksveranstaltung zu stehen scheint.

Man stelle sich vor, es ist Frauenmärz und Keine geht hin…

Warum ich so viel schreibe? Bei der diesjährigen Eröffnungsveranstaltung zum Frauenmärz 2019 war gerade mal der halbe große Saal gefüllt, dort wo in Vorjahren hinten im großen Saal die Besucherinnen stehen mussten und sich förmlich um jeden Sitzplatz gerissen hatten. Aber richtig, in den letzten zwei Jahren bröckelte es schon merklich.
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Neben der Kulturstadträtin als Gastgeberin, Jutta Kaddatz (CDU), war der CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Jan-Marco Luczak Gast des Abends, Stadtrat Oliver Schworck (SPD) war dabei und auch einige bezirkliche Parteien- und BVV-Vertreterinnen und Vertreter waren dabei. Aber richtig Viele waren es wahrlich nicht und alle Fraktionen waren nach meiner Einschätzung auch nicht vertreten. Gut, die wirklich treue Besucherin, die Bezirksstadträtin Angelika Schöttler, weilte im Partnerschaftsbezirk mit anderen Bezirksvertretern in Nahariya/Israel und der Bezirksverordnetenvorsteher Stefan Böltes ist halt krank geworden. Darüber rede ich nicht. Und die Berliner SPD-Abgeordnete Melanie Kühnemann hatte den Vorsitz beim BER-Untersuchungsausschuss zu führen, was natürlich auch nicht wirklich Vergnügen ist.

Aber wo waren die Netzwerke in den Parteien und Gruppen, die ihre Leute für den Frauenmärz aktiviert haben? Für eine Eröffnungsveranstaltung ein trauriges Bild, wie ich finde. Und ja, vielleicht kann man auch die Öffentlichkeitsarbeit optimieren.

Zuerst hatten wir kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu

Zur Eröffnungsveranstaltung kann ich sagen, dass es nett war, aber dort sicher noch etliches an Optimierungsbedarf ansteht. Also ein ganz normaler Vorgang. Natürlich sind es große Fußstapfen, in die man tritt und da braucht man halt auch Zeit, die offensichtlich auch nicht da war.

Dann kam auch noch Pech dazu: Die ehemalige SPD-Politikerin, Senatorin, Rechtsanwältin und Autorin von „Selbstverständlich gleichberechtigt: Eine autobiographische Zeitgeschichte“, Lore Maria Peschel-Gutzeit, war als Gastrednerin angekündigt.  Und dann musste sie wegen der Folgen eines Unfalls und einer Krankenhauseinweisung kurzfristig als Gastrednerin absagen. Sicher ein großer Verlust für diese Veranstaltung. Aber auch das kann passieren.

Auch sei es so wie es war, dass kein bisschen Deko die Bühne bereicherte. Dass hätte man schon noch mit etwas Mühe besser hinbekommen können. Aber gut, hier werden die neuen Verantwortlichen der Veranstaltung für die Folgejahre sicher lernen, zumal das Programm zwar nicht spektakulär, aber gut und ansprechend war.



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Mit Loosefit -Caspar Gutsche (Gesang) und Karolin Roelcke-Farrenkopf (Piano & Gesang)- wurden witzige musikalischen Töne angestimmt und für kurzweilige Improvisationen sorgten die Gorilla Ladies Billa Christe und Ramona Krönke vom bekanntesten Improvisationstheater Berlins.

Durch das Programm führten mit kurzen szenischen Beiträgen Meriel Brütting und Laura Hagemann vom Theaterkollektiv Berlocken. Auch die Moderation war okay, zumal es tatsächlich nicht immer die jahrelang erprobte Profimoderation sein muss.

Will Frau wirklich noch den Frauenmärz?

Um es auch nochmal abschließend zu sagen: Dies ist keinesfalls an die aktuellen Veranstalterinnen gerichtet! Alle Verantwortlichen jeder politischen Couleur sollten sich an die eigene Nase fassen und überlegen, ob man den Frauenmärz tatsächlich noch will oder lieber sterben lassen will…?

Also es ist noch viel zu tun, man stelle sich nur vor, es ist Frauentag und alle gehen arbeiten… Das kann doch nicht so gemeint sein! Soll der Frauenmärz eine Nischenveranstaltung werden? Das darf doch  nicht wahr sein…

Den neuen Verantwortlichen kann man jedenfalls nur viel Kraft, Energie und Power wünschen! An all die anderen politisch Verantwortlichen im Bezirk: Lasst den Frauenmärz nicht so jämmerlich untergehen!

Ein enttäuschter Thomas Moser, der sich Gedanken über den Frauenmärz macht

Aber der Frauenmärz geht einen Monat lang:


 

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