Sven Perschmann rockt den Rocktreff ... mit vielen anderen ehrenamtlichen Rock-Freaks...

Drei Tage Rocktreff und zwei Tage Spielfest sind nicht einfach mal so zu machen. Gesetze, Bestimmungen und jede Menge Auflagen sind zu beachten. Letztendlich soll damit ein Optimum an Sicherheit gewährleistet werden.

Sven Perschmann (36) ist technischer Leiter und rockt, mit vielen anderen Helferinnen und Helfern, den Rocktreff und das Spielfest.

Die zwei großen Veranstaltungen des Bezirks Tempelhof-Schöneberg haben am zweiten Juli-Wochenende 2016 im Volkspark Mariendorf stattgefunden. Drei Tage ging die Post ab und Rockklänge erfüllten die Sportarena. An zwei Tagen fand das Spielfest für die Familie statt. Auch dieses Jahr waren die Veranstaltungen des Jugendamtes Tempelhof-Schöneberg ein großer Erfolg. Das konnte, wie schon in den Vorjahren, jedoch nur mit circa 60 Ehrenamtlichen und auch jede Menge Sponsoren gemeistert werden.

Nachdem im letzten Jahr der Hauptorganisator vom Rocktreff, Andie Kraft, den Blick hinter die Kulissen erlaubt hat, sprechen wir in diesem Jahr mit dem ehrenamtlichen technischen Leiter Sven Perschmann.

Vor 16 Jahren fing alles an und „Andie hatte Schuld“

16 Jahre ist es mittlerweile her. Solange ist Sven Perschmann schon dabei.


Sven Perschmann erläutert, wie er zum Rocktreff kam...
Zum persönlichen Rocktreff-Start erläutert er: „Andie Kraft hat ´Schuld´. Andie war damals mein Elektriker-Azubi und erzählte mir von der Rock-INI und das sie ein Rockfestival im Volkspark Mariendorf machen.“ So ging Sven in den Rockkeller, hat sich gut mit den Leuten verstanden und ganz klein beim Rocktreff angefangen: „Mir gefielen die Leute einfach. Ein lustiger Haufen.“ Schmunzelnd fügt er hinzu: „Das war mein Verhängnis.“ Erst einmal hat er bei der Festvorbereitung Kabel gezogen und elektrische Verteiler repariert. Sven Perschmann fand jedenfalls die Idee gut und dachte sich gleich, dass man schon etwas verrückt sein müsste, um so etwas zu machen. Der Rocktreff war dann jedoch offensichtlich genau das Ding, dass der eher ernsthaft wirkende Sven Perschmann brauchte und gesucht hatte. Die musikalische Grundrichtung ist auch eine Triebfeder: „Mit Rockmusik kann ich was anfangen, mit Techno kann ich nichts anfangen.“

Der technische Mann vom Theater

Zum beruflichen Hintergrund von Perschmann ist zu sagen, dass er im „wirklichen Leben“ technischer Leiter im BLUE MAN GROUP-Theater am Potsdamer Platz ist. Für den Rocktreff hat er über eine Woche Urlaub genommen, damit auch alles läuft. Es beginnt immer am Montag vor dem Festival: „Insgesamt bin ich sieben Tage am Stück hier und übernachte in einem Zelt.“ Die Vorbereitung des Rocktreffs beginnt jedoch schon ein Jahr früher. Dazu später mehr.

Sven Perschmann ist immer erreichbar

Um die Arbeit beim Rocktreff und Spielfest verstehen zu können, fragen wir zuerst nach, was Sven in seinem Hauptjob für Tätigkeiten machen muss: „Im Theater habe ich meine Beleuchtungsmeister, meinen Bühnenmeister, meinen Tonchef… Ich achte darauf, dass alle Vorschriften eingehalten werden, Sonderveranstaltungen richtig koordiniert werden, muss Outside-Gigs der Blue Man Group organisieren und alle Gewerke zusammenzuhalten.“ Sven bekommt die großen Aufträge und verteilt dann die notwendigen Arbeiten an die Verantwortlichen der einzelnen Gewerke. Bei der Ausführung hat er immer ein waches Auge, um bei Problemen jeder Zeit schnell eingreifen zu können. Auch erfolgt die Endabnahme vom technischen Leiter im Zusammenspiel mit den Auftraggebern. Die große Aufgabe in der technischen Leitung liegt somit im Vorfeld der Veranstaltung und nicht bei der Durchführung. Früher als Beleuchtungsmeister war er direkt bei den Veranstaltungen vor Ort, was jetzt kaum noch und nur im Vertretungsfall erfolgt.

Sven Perschmann hat einen klassischen Werdegang in diesem Beruf: Elektriker gelernt, am Theater mit Beleuchtung angefangen, Beleuchtungsmeister gelernt, den Bühnenmeister hinterher gemacht und ist jetzt als technischer Leiter tätig. Die Ausbildungen bezeichnet Sven Perschmann als „aufwendig und nervenaufregend.“

Was hat der Rocktreff mit dem Beruf zu tun?

Die Aufgaben von Sven Perschmann beim Rocktreff sind gar nicht so unterschiedlich zu seinem Beruf,  vielleicht noch ein wenig unmittelbarer, weil er auch die ganze Veranstaltung Vorort begleitet und unterstützt.

Jederzeit sind Absprachen möglich; hier mit Christian Körper

Der Start der Vorbereitung beginnt zeitnah unmittelbar nach dem letzten Rocktreff: „Meine Aufgabe ist für die Sicherheit zu sorgen.“ Es sind als wichtigste Vorbereitungen ein Alarmierungs- und Evakuierungskonzept und ein Brandschutzkonzept zu erarbeiten. Dann hängen die Anmeldungen bei der Feuerwehr, beim Bauamt und alle behördlichen Gänge damit zusammen: „Es gibt jetzt schon wieder neue Vorschriften für das nächste Jahr, die einzuarbeiten sind,“ erläuterte Perschmann. Sechs bis acht Wochen vor der Veranstaltung muss alles fest stehen, damit es an die Behörden gehen kann: „Dann kann ich nicht mehr großartig variieren.“

Sicherheit ist das oberste Gebot

Zum wichtigen Thema Sicherheit erläutert Sven Perschmann: „Das ist schon sehr speziell. Wir haben ein Spielfest und ein Rockfestival gemeinsam auf einem geschlossenen Gelände. Es ist eine große Herausforderung. Da wir aber friedliche Bands und Fans haben, sind die Bedenken nicht ganz so groß. Aber Kinder sind unberechenbar. Da ist es wichtig zu gewährleisten, dass sich Kinder nicht verletzten, aber trotzdem noch ihren Spass haben.“



Eine Gefährdungsbeurteilung ist zu erstellen und es ist konkret zu beachten, wo die Geräte stehen, wo welcher Stand mit welchem Abstand hinkommt und ob die Standsicherheit auch bei Sturm gewährleistet ist. Fluchtwege und das Notfallkonzept sind bei der Feuerwehr einzureichen: „Am Tag X schau ich dann überall, ob alles auch wirklich so umgesetzt wird. Wichtig ist, dass im Notfall alles leergeräumt und evakuiert werden kann.“ In diesem Jahr konnte Sven einen Kollegen gewinnen, den er auf der Bühnenmeisterschule kennengelernt habe: „Das ist eine gute Unterstützung!“

Regen und Gewitter: Das Sicherheitskonzept wurde auf die Probe gestellt

Sven Perschmann und seine Sicherheitskonzepte wurden in diesem Jahr gleich am ersten Veranstaltungstag auf die Probe gestellt, als starker Regen mit Gewitter einsetzte: „Regen ist nicht ganz so schlimm, aber problematischer waren die Blitze. Gewitter ist das Gefährlichste bei einem Festival. Dann ist eine Entscheidung zu treffen, wann man abbricht und was man mit den Leuten macht.“

Plötzlich setzte starker Regen und Gewitter ein

Da galt es kühlen Kopf zu bewahren. Evakuierung oder kurze Unterbrechung? Da man über die Zählung am Eingang vom Sicherheitsdienst eine Besucherzahl hatte, konnte entschieden werden, dass die circa 600 Besucher des ersten Tages auf der überdachten Tribüne Platz finden. So konnte erst einmal nur unterbrochen und es musste nicht evakuiert werden. Der Auftritt der Band wurde abgebrochen, die Verkaufsstände geschlossen und im Backstage-Bereich ging es in die Zelte.



...nach einigen Minuten war alles gut...
Die letzte Stufe wäre gewesen, dass die Organisatoren selbst ins Tribünenhaus gegangen wären.

Am 3. Tag wurde die Tribüne nur als Sonnenschutz benötigt...
„Es lief alles super“, berichtet der sichtlich erleichterte Sven Perschmann. Die Ruhe, die Sven Perschmann auch so ausstrahlt, ist in solchen Situationen sicher Gold wert. Nach circa 15 Minuten war am Freitag das Schlimmste überstanden.

Das Herzstück Bühne muss gut gesichert sein

Die Bühne ist statisch abgenommen und es ist genau geklärt, wie sie aufzubauen ist und wie viele Wassertanks als Gegengewicht gefüllt werden müssen. Für den kompletten Bühnenaufbau nimmt man sich bewusst länger Zeit als Profis, damit die vielen jungen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die nicht aus diesem Job kommen, auch dabei etwas lernen können. Sven Perschmann weiß, dass es die einen oder anderen dann später beruflich in diese Richtung verschlagen hat. Viele langjährige Ehrenamtliche sind in ihren Berufen mit Veranstaltungen betraut und wissen genau, was zu tun ist. Ohne dieses ehrenamtliche Engagement könnte so eine Veranstaltung gar nicht gestemmt werden.


Sicherheit hat Vorrang...

Hier wird der Live-Stream produziert...

Die kniffligste Herausforderung war mal vor einigen Jahren eine Unwetterwarnung, wo das Bühnendach heruntergefahren werden musste. Die eher lustigen Geschichten hat Sven Perschmann dann manchmal abends zum Feierabend erlebt.

Sven Perschmann, selbst Profi, schätzt die Arbeit der anderen ehrenamtlichen Profis sehr und ist sichtlich stolz auf die Veranstaltung: „Komplett können wir unsere Veranstaltung mit großen Festivals vergleichen. Da brauchen wir uns nicht verstecken! Wir machen genau die Sachen, wie ein großes Festival. Von der Anmeldung bis zu der Umsetzung mit dem professionellen technischen Equipment. Das kann man 1:1 vergleichen.“ Sven Perschmann ist sicher auch im nächsten Jahr wieder dabei. Die Veranstaltung findet dann vom 7. bis 9. Juli 2017 statt.

Die ehrenamtlichen Profis gewährleisten einen professionellen Rocktreff und ein sicheres Spielfest! So ist die Veranstaltung des Jugendamtes, die auch von vielen Sponsoren unterstützt wird, eine sichere Sache!

Text und Fotos: Thomas Moser


 

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