In der Spiellandschaft in der Lichtenrader Groß-Ziethener Straße 94 haben bunt bemalte Röhren die bisherige Tristesse verdrängt.

Inmitten der Hochhaussiedlung im Nahariyakiez, direkt hinter einem Parkdeck, befinden sich auf einer Freifläche seit Jahren gestapelte Röhren zum Klettern für die Kinder. Ansprechend sah das schon lange nicht mehr aus. Die Kinder hatten das schon längst erkannt.


In unmittelbarer Nachbarschaft zum Spielplatz befindet sich im alten Waschhaus der Siedlung die offene Jugendeinrichtung von „Outreach - Mobile Jugendarbeit Tempelhof-Schöneberg“. Bei einer Umfrage bei den Kindern und Jugendlichen stand die Verschönerung des Kiezes und eben auch dieser Röhren auf der Wunschliste.
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Foto mit der Künstlerin Sylvia Zeeck (re) und Tabea Witt
Gesagt getan und das Lichtenrader Outreach-Team, Tabea Witt und Wolfgang Zeiser, die sich seit Jahren für die Jugendarbeit im Kiez einsetzen, begannen die Idee zu streuen und Verbündete für die Umsetzung zu suchen.

Die Idee mit den Röhren kam buchstäblich ins Rollen. Der Bildungsverbund Nahariyakiez, der vor einem Jahr gegründet wurde, unterstützte auch finanziell die Projektidee von Outreach und die Hausverwaltung stimmte der Umsetzung zu. Der Startschuss für die Verschönerung des Kiezes und die Verbesserung der Lebensqualität war erfolgt. So haben die Kinder und Jugendlichen der Einrichtung bereits Ende September 2017 gezeigt, dass man auch mit einer kleinen Putz-Aktion etwas für das Miteinander und für die Verbesserung der Lebensqualität tun kann. Die vielseitige Lichtenrader Künstlerin Sylvia Zeeck war zur künstlerischen Unterstützung des Röhren-Projektes schnell bereit. Sie war sofort von diesem „Röhren-Monster“ inspiriert: „So etwas habe ich zuvor noch auf keinem Spielplatz gesehen und hatte sofort im Kopf, was sich daraus machen ließe.“

Die Künstlerin schwärmt von der großen Beteiligung der Jugendlichen in den Herbstferien: „Es war unglaublich zu sehen, wie motiviert und zugewandt die Jugendlichen waren. Die Teilnahme und das Interesse am Mitarbeiten waren sehr groß.“ Sylvia Zeeck konnte das Interesse anfangs gar nicht einschätzen, zumal die Beteiligung natürlich freiwillig war. Aber auch Dank des Outreach-Teams, die schon über 11 Jahre vor Ort vertreten sind, war die Suche nach kreativen Kinder und Jugendlichen kein Problem.

Zum Ablauf des Projektes erläutert die Künstlerin das Vorgehen: „Zu Beginn der Umsetzung startete eine Putzphase. Die Röhren wurden so gut wie möglich gesäubert, der Sand wurde etwas ausgehoben und die Kids sollten Ihr Objekt damit ganz neu erfahren.
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Die Röhren wurden anschließend grundiert. In der Trocknungszeit folgte eine Entwurfsphase in der bis an die 30 Entwürfe entstanden.

Aus diesen Entwürfen entwickelte ich das umzusetzende Design. Es galt herauszufinden, was die meisten Kinder gut finden und wie sie sich die Röhren vorstellen. Florale Muster, bunte Blumen, Sonne und Blätter waren an oberster Stelle. Wichtig war auch, dass ein einheitliches Bild entsteht.


Also nicht jede Röhre sollte für sich bemalt werden, sondern fließende Übergänge, die dem ganzen Objekt ein gemeinsames Bild verliehen, waren immer wieder in den Entwürfen zu erkennen.“ Natürlich wurde am Anfang geklärt, ob die Röhren gesundheitlich unbedenklich sind. Die Frage von möglichem Asbest musst geklärt werden. Es war dann schnell klar, dass die Röhren aus faserverstärkten Beton bestehen und keinen besonderen gesundheitlichen Regelungen unterliegen.




Zur Umsetzung des 1:1 Objekts musste die Künstlerin nicht lange auf Mithilfe warten: „Das Interesse war so groß, dass mir anfangs die Auswahl der Kinder nicht leichtfiel.“ Natürlich mussten auch Regeln bei den Arbeiten eingehalten werden. Besonders beim Sprayen musste ein Mundschutz und Handschuhe getragen werden und die Kinder sollten sich in etwa an den Entwurf halten. Aber die Kinder hatten auch künstlerische Freiräume bei der Umsetzung, so ist zum Beispiel die Feuerbrunst im Mittelteil der Röhren entstanden.



Sylvia Zeeck Resümee ist eindeutig: „Das Projekt ist absolut geglückt!“ In einem Medienbericht heißt es treffend, dass die Künstlerin Sylvia Zeeck eine künstlerische Duftmarke im Nahariyakiez gesetzt hat. Eine Duftmarke, die aber ihre besondere Qualität durch die Beteiligung der Kinder und Jugendlichen entfaltet hat. Sylvia Zeeck zum Projekt: „Es war für mich eine Freude zu erkennen, wie die Kinder es geschafft haben miteinander zu kooperieren und sich abzuwechseln.“

Weitere Projekte zur Aufwertung der Siedlung rund um das Outreach-Waschhaus sollen entstehen. Es geht um die Verschönerung von Sitzblöcken auf dem Hof mit Mosaik und die Gestaltung von Betonhauswänden in einer Unterführung mit Graffiti-Kunst.

Thomas Moser (Fotos: Sylvia Zeeck/Entwurf und mit Personen; sowie Thomas Moser Fotos ohne Personen)


 

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